Paris/Berlin. . Wälder sind mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen. Gleich fünf von ihnen, bestanden mit Buchen, hat die Unesco zum Welterbe der Menschheit erklärt. Zudem ist das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld nun Weltkulturerbe.
Die Unesco hat fünf deutsche Buchenwälder zum Welterbe der Menschheit erklärt, zu dem beispielsweise auch der Yellowstone Nationalpark und die Galapagos-Inseln gehören. Das Welterbekomitee stimmte am Samstag in Paris einem entsprechenden Antrag Deutschlands zu und würdigte damit die Einzigartigkeit der Wälder. Daneben wurde das Fagus-Werk im niedersächsischen Alfeld in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Neben dem Grumsiner Forst in Brandenburg und dem Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen wurden der Nationalpark Jasmund auf Rügen, der Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Nationalpark Hainich in Thüringen in die Weltnaturerbeliste aufgenommen und damit unter Schutz gestellt. Die Wälder repräsentierten "die wertvollsten verbliebenen Reste großflächiger naturnaher Buchenbestände in Deutschland", erklärte die deutsche UNESCO-Kommission. Sie bilden nun gemeinsam mit den bereits zum Weltnaturerbe zählenden Buchenurwäldern in den Karpaten eine gemeinsame Stätte.
Erfolg für den Naturschutz
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sprach von einem Erfolg für den Naturschutz in Deutschland. Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, er erhoffe sich davon einen "kräftigen Impuls sowohl für den Naturschutz als auch den Tourismus in Thüringen". Der BUND forderte ein nationales Schutzprogramm für weitere Buchenwälder.
Neben den deutschen Buchenwäldern wurden die japanischen Ogasawara-Inseln wegen ihres reichen Ökosystems sowie die Seen im Großen Afrikanischen Grabenbruch in Kenia in die Welterbeliste aufgenommen. Auch das Ningaloo-Riff an der Westküste Australiens - eines der längsten Riffs der Welt -, die Kulturlandschaft des Westsees im chinesischen Hangzhou sowie das Saloum-Delta im Senegal zählen ab sofort zum Welterbe.
Am Samstagabend gab das UNESCO-Komitee zudem die Aufnahme des Fagus-Werkes im niedersächsischen Alfeld in die Liste bekannt. Die Fabrikanlage zur Produktion von Schuhleisten, die zwischen 1911 und 1925 von den Bauhaus-Architekten Walter Gropius und Adolf Meyer im Auftrag des Industriellen Carl Benscheidt errichtet wurde, sei ein "Ursprungswerk der modernen Industriearchitektur", hieß es von der Unesco. Gropius habe mit seinem Erstlingswerk eine neue Stilrichtung geprägt und der Architektur der Moderne den Weg geebnet.
Industriearchitektur der Moderne
Mit der Aufnahme des Fagus-Werkes würdige das Komitee, dass Deutschland nicht nur über Architekturkunstwerke aus der älteren Geschichte verfüge, sondern auch über bedeutende Stätten der Industriearchitektur der Moderne, erklärte Außenamts-Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP). Die Direktorin des Bauhaus-Archivs in Berlin, Annemarie Jaeggi, sagte, die Aufnahme in die Welterbeliste zeige "die große architekturgeschichtliche Bedeutung dieses wegweisenden Frühwerks von Gropius und Meyer".
Dem Unesco-Welterbekomitee gehören Experten aus 21 Ländern an. Voraussetzung für die Aufnahme in die Welterbeliste sind Kriterien wie der "außergewöhnliche universelle Wert", die "Authentizität" eines Kulturdenkmals oder die "Integrität" einer Naturerbestätte. Mit der Unterzeichnung des Welterbeübereinkommens verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten zu schützen und für zukünftige Generationen zu erhalten. (AFP)