Witten. .
Witten hat die Chance, ein Weltkulturerbe der Unesco zu erhalten. Das ist weder ein verfrühter Aprilscherz noch ein Hirngespinst, sondern könnte bis etwa 2015 Realität werden.
Der Welterbe-Status der Essener Zeche Zollverein soll nach Informationen unserer Zeitung auf andere verwandte Einrichtungen im Ruhrgebiet ausgeweitet werden. Dann ist auch die Zeche Nachtigall als letztes immer noch aktive Bergwerk des Ruhrbergbaus mit dabei.
„Vielversprechende Bestrebungen sind darauf gerichtet, im Ruhrgebietsumfeld der Zeche Zollverein in Essen den Status des Weltkulturerbes auf andere Einrichtungen auszuweiten: So könnte auch die Zeche Nachtigall diesem in absehbarer Zeit als Bestandteil zugeordnet werden.“ Das gab der Förderverein Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall jetzt seinen Mitgliedern bekannt.
Und diesen Bestrebungen gibt Rolf Kuhlmann, Sprecher des Essener Weltkulturerbes Zollverein, durchaus realistische Chancen. „Der Titel, der im Dezember 2001 von der Unesco verliehen wurde, hieß korrekt ,Industrielle Kulturlandschaft Zollverein’. Die Landesdenkmalpflege möchte diesen Grundgedanken wieder aufnehmen und die montane Infrastruktur der gesamten Region mit einbeziehen.“ Zollverein selbst stehe den Bestrebungen aufgeschlossen gegenüber. Kuhlmann: „Uns geht dadurch ja nichts verloren.“
Letztes aktives Bergwerk des Ruhrbergbaus
Was nun würde Nachtigall für diesen Ehrentitel der Weltkulturorganisation der Vereinten Nationen qualifizieren? Witten ist nicht nur die Wiege des Ruhrbergbaus, „Nachtigall ist auch das letzte aktive Bergwerk des Ruhrbergbaus“, sagt Museumsdirektor Michael Peters.
Denn was kaum jemand weiß: Bergamtlich gilt Nachtigall als Bergwerk in Betrieb, es ist nie als stillgelegt gemeldet worden. „Wir könnten morgen anfangen, die Kohle abzubauen“, schmunzelt Peters, „was wir aber nicht tun werden, denn wir wollen sie ja unseren Besuchern vor Ort zeigen.“
Nachtigall war 1920 vom Nachfolgebetrieb der Ziegelei wieder geöffnet worden, und bis heute verfahren dort sechs Bergleute ihre Schicht. Die Bergingenieure und ehemaligen Steiger sind jedoch ehrenamtlich tätig. Größere Sicherungsarbeiten, die gelegentlich gemacht werden müssen, übernehmen dazu beauftragte Fremdfirmen.
Außer Nachtigall gibt es nur noch das Besucherbergwerk Hohensyburg, denn die Flöze im bekannten Bochumer Deutschen Bergbaumuseum sind lediglich Nachbildungen im Keller des Gebäudes. Peters: „Hohensyburg ist allerdings sehr klein, es passen lediglich vier Leute auf einmal hinein. Bei uns ist das Bergwerk jeden Tag im Betrieb, mit Ausnahme der Montage.“
Das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur, zu dem Nachtigall gehört, drückt allerdings auf die Bremse. „Das Verfahren ist sehr kompliziert, wir betreiben das zurzeit nicht“, heißt es in Dortmund. Das Waltroper Schiffshebewerk Henrichenburg habe derzeit Priorität.