Berlin. . Karaoke auf dem Todesstreifen: Der Mauerpark in Berlin-Prenzlauer Berg wird an den Wochenende zu einem Ort der Riesenparty. Bis zu 15.000 Menschen feiern dort zu Spitzenzeiten gleichzeitig. Doch Dienstleistungen und Notfallversorgung fehlen bisher.

"Come on, baby - we love you", ruft der Animateur. Und die Menge johlt. Das "baby" ist eine etwa 20-jährige Frau, die sich widerwillig aus den Sitzreihen in die Arena ziehen lässt. Der Jubel wird lauter, denn gleich wird sie singen. Showtime in Berlin-Prenzlauer Berg - Karaoke im Mauerpark. Wenn das Wetter gut ist, sammeln sich im Amphitheater bis zu tausend Menschen. Zu ihren Füßen mühen sich mehr oder weniger erfolgreich die Hobbysänger, außerdem ziehen Scharen an Parkbesuchern an ihnen vorbei. Auf den umliegenden Rasenflächen wird gegrillt, Gitarre gespielt und geklönt. Der Mauerpark ist zurzeit einer der angesagtesten Orte der Stadt. Er liegt auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Wedding und Prenzlauer Berg. Hier sollten sich Ost und West kennenlernen und gemeinsam ausruhen.

Ort für Happenings

Doch die Wochenenden im Mauerpark haben sich zu einer Riesenparty entwickelt - nicht erst, seit vor zwei Jahren die Karaoke-Konzerte mit dem Iren Joe Hatchiban begannen. Der Park ist zum Ort für Happenings geworden. Besucher bauen schon im Frühling den Grill auf. Flohmarkthändler bieten Flatterkleider und Tücher feil. Findige Händler verkaufen Bier und Wasser an die Gäste. Der Mauerpark ist besonders bei jungen Berlin-Touristen zum festen Teil ihres Besuchsprogramms geworden. Es gibt einen YouTube-Kanal, eine Facebook-Seite, einen eigenen Web-Auftritt. Doch es gibt auch Kritik, denn einige Anwohner finden zwar die Partys vielleicht noch lustig, nicht aber den Müll, der jedes Wochenende zurückbleibt. "Wir haben nichts gegen das Karaoke. Es ist sehr amüsant, da am Sonntag mal zuzuhören", sagt Jacqueline Röber, Vizevorsitzende des Bürgervereins Gleimviertel, das sich am Mauerpark befindet. Was nach Ende der Party übrig bleibe, mache den Park als Spielfläche für Kinder unbrauchbar, beschwert sie sich. Die Kinder müssten über Bierflaschen, leere Chipstüten und Zigarettenkippen steigen, von den menschlichen Hinterlassenschaften ganz zu schweigen.

Als Spielfläche unbrauchbar

"Wir müssen uns wohl davon verabschieden, dass es ein Park mit Erholungsflächen ist", sagt sie resigniert. Den Anwohnern bleibe nur, auf andere Parks auszuweichen, denn es sei aussichtlos, den Touristen näher zu bringen, ihren Müll wegzuräumen. Davon gehen auch die zuständigen Behörden aus. "Wir nehmen die Situation so, wie sie ist", sagt Jens-Holger Kirchner (Grüne), Bezirksstadtrat im zuständigen Bezirk Pankow und Leiter der Abteilung Öffentliche Ordnung. Am ersten schönen Wochenende im April waren nach seinen Angaben 45.000 Menschen im Mauerpark - zu Spitzenzeiten 15.000 Menschen gleichzeitig. Eine alarmierende Zahl, wegen der sich Kirchner kürzlich mit Polizei und Anwohnern traf, um zu besprechen, welche Maßnahmen dringend notwendig sind, um die Lage im Griff zu behalten. Heraus kam eine lange Liste: "Wir brauchen ein Vorsorge-Konzept, denn Duisburger Verhältnisse will keiner", sagt Kirchner. Eine Massenpanik wie bei der Loveparade im vergangenen Jahr soll in Berlin nicht passieren. Kirchner will Dienstleistungen im Park organisieren wie medizinische Notfallversorgung und Toiletten.

Verkehrskonzept muss her

Auch ein Verkehrskonzept soll her, weil einer der Wege zum Park über eine stark befahrene Straße führt. Hinzu kommen sollen Ordnungskräfte, die schnell vor Ort sein können, "wenn eine Gasflasche vom Grill in die Luft fliegt, oder jemand "umkippt", wie der Stadtrat sagt. Kirchner rechnet damit, dass der Park in diesem Jahr noch mehr Menschen anziehen wird als 2010. "Das war erst der Schonwaschgang", sagt er. Joe Hatchiban ist auf jeden Fall bereit, weiterhin sonntags die Menge zum Toben zu bringen. "Nur wenn schlechtes Wetter ist, wird es mal ausfallen", sagt er. Sogar Gianna Nanini war schon einmal auf seiner Bühne und ein, zwei andere professionelle Musiker. Was ihn jedoch am meisten interessiert, ist der "besondere Moment" zwischen Bühne und Publikum, wenn der Funke überspringt, erzählt der Ire. (afp)

9. November 1989

Mit dem Trabi in den Westen. Am 9. Oktober 1989 war der Weg endlich frei.
Mit dem Trabi in den Westen. Am 9. Oktober 1989 war der Weg endlich frei.
Am Anfang versuchten die Grenztruppen noch, DDR-Bürger an der Ausreise zu hindern...
Am Anfang versuchten die Grenztruppen noch, DDR-Bürger an der Ausreise zu hindern...
...doch schnell erkannten sie, dass sie völlig machtlos gegenüber den Menschenmassen waren.
...doch schnell erkannten sie, dass sie völlig machtlos gegenüber den Menschenmassen waren.
Ostberliner klettern über...
Ostberliner klettern über...
...und feiern auf der Mauer.
...und feiern auf der Mauer. © imago stock&people
Vor dem Brandenburger Tor feierten Menschen aus Ost und West gemeinsam und schwenkten Fahnen.
Vor dem Brandenburger Tor feierten Menschen aus Ost und West gemeinsam und schwenkten Fahnen. © imago stock&people
Passanten am Brandenburger Tor bestaunen den Fall der Berliner Mauer.
Passanten am Brandenburger Tor bestaunen den Fall der Berliner Mauer. © imago stock&people
Menschenansammlung in Ostberlin - noch kurz vor dem Mauerfall.
Menschenansammlung in Ostberlin - noch kurz vor dem Mauerfall. © imago stock&people
DDR-Posten am Checkpoint Charlie sind vorgerückt bis zur Grenzlinie und verhindern doch nicht den Fall der Berliner Mauer.
DDR-Posten am Checkpoint Charlie sind vorgerückt bis zur Grenzlinie und verhindern doch nicht den Fall der Berliner Mauer. © imago stock&people
Menschen aus Ost und West feiern den Fall der Berliner Mauer.
Menschen aus Ost und West feiern den Fall der Berliner Mauer. © imago stock&people
Ein Grenzsoldat der NVA wagt einen Blick über die Mauer.
Ein Grenzsoldat der NVA wagt einen Blick über die Mauer. © imago stock&people
Die Westberliner Polizei kontrolliert die Lage am Potsdamer Platz nach dem Mauerfall.
Die Westberliner Polizei kontrolliert die Lage am Potsdamer Platz nach dem Mauerfall. © imago stock&people
Die Mauer hat ein Loch. Ein Polizist guckt in den östlichen Teil Berlins.
Die Mauer hat ein Loch. Ein Polizist guckt in den östlichen Teil Berlins. © imago stock&people
Heute stehen nur noch kleine Teile der Mauer in Berlin. Sie erinnern an die Zeit, als die Stadt geteilt war.
Heute stehen nur noch kleine Teile der Mauer in Berlin. Sie erinnern an die Zeit, als die Stadt geteilt war. © imago stock&people
Am Grenzübergang Warschauer Straße stürmen DDR-Bürger in den Westen.
Am Grenzübergang Warschauer Straße stürmen DDR-Bürger in den Westen. © imago stock&people
Menschen sitzen auf der Mauer an der Bernauer Straße in Berlin.
Menschen sitzen auf der Mauer an der Bernauer Straße in Berlin. © imago stock&people
Maueröffnung am Grenzübergang Oberbaumbrücke in Berlin.
Maueröffnung am Grenzübergang Oberbaumbrücke in Berlin.
"Die Mauer muss weg!" - Mauerspechte an der Berliner Mauer.
Ein umjubelter Lada 1500s umgeben Menschenmengen am Checkpoint Charlie.
Ein umjubelter Lada 1500s umgeben Menschenmengen am Checkpoint Charlie.
Die DDR-Grenzer gucken nur noch zu, während die Menschen von Ost nach West fahren.
Die DDR-Grenzer gucken nur noch zu, während die Menschen von Ost nach West fahren.
"Neue Autos" in Westberlin: Plötzlich gehörten Trabis und Wartburgs zum Stadtbild. © imago stock&people
Westberliner heißen einen Trabi in der Nacht des Mauerfalls im Bezirk Steglitz willkommen.
Westberliner heißen einen Trabi in der Nacht des Mauerfalls im Bezirk Steglitz willkommen.
Westberliner schwenken Fahnen zur Begrüßung.
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Völlig überfüllt ist der Bahnhof Kurfürstendamm am Tag nach dem Mauerfall.
Völlig überfüllt ist der Bahnhof Kurfürstendamm am Tag nach dem Mauerfall.
Begeisterte Berliner feiern am Brandenburger Tor den Fall der Berliner Mauer.
Begeisterte Berliner feiern am Brandenburger Tor den Fall der Berliner Mauer.
Begeisterte Berliner auf der Berliner Mauer - Volkspolizisten stehen tatenlos daneben.
Begeisterte Berliner auf der Berliner Mauer - Volkspolizisten stehen tatenlos daneben.
Westberliner helfen DDR-Bürgern auf die Mauer.
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Internationale Freude: ein britischer Soldat am Tag des Mauerfalls vor dem Brandenburger Tor.
Internationale Freude: ein britischer Soldat am Tag des Mauerfalls vor dem Brandenburger Tor.
Wiedersehensfreude am Grenzübergang Bornholmer Straße.
Wiedersehensfreude am Grenzübergang Bornholmer Straße.
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