Wien. Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser ist bekannt für seine farbenfrohen Kunstwerke. Neben Grafiken, Bildern und Briefmarken gestaltete er auch zahlreiche Gebäude. In Österreich kann man viele seiner Werke bewundern.
"An einem Regentag beginnen die Farben zu leuchten", so lautete stets das Motto des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Heute regnet es nicht, sondern die vergoldeten Kugeln, die die blauen Säulen der lilafarbenen MS Vindobona zieren, glitzern prachtvoll in der Sonne. 1995 wurde das mittlerweile 30 Jahre alte Fahrgastschiff nach den Vorschlägen Hundertwassers umgestaltet und lädt seitdem zu Fahrten auf der Donau und im Donaukanal rund um Wien ein.
Als erste Station passiert die Vindobona (römischer Name für Wien) den Anleger am „KunstHaus“. Die ehemalige Möbelfabrik in der Unteren Weißgerberstraße ließ der Künstler um 1990 als „Heimat für seine Werke“ zum Museum umbauen. Wie viele seiner Projekte lebt das Gebäude von unebenen Fußböden, ungleichen Fenstern, bunten Säulen und begrünten Dächern.
Goldene Kugel an einem Schornstein
Für Hundertwasser bestanden Häuser nicht aus Mauern, sondern aus Fenstern. Fenster in Reih und Glied aber fand er traurig. „Sie müssen tanzen können“, war seine Devise, erzählt Petra Winkler, Supervisorin des KunstHauses. Genauso war der Hundertwasser „ein Gegner vorgefertigter Malmaterialien und stellte alle seine Farben selbst her“, erklärt Petra Winkler. „Dunkelbunt“ war seine Wortschöpfung, um das Leuchtende und Lebendige der Farben zu beschreiben.
Nach zweistündiger Fahrt taucht hinter der Nussdorfer Schleuse eine riesige goldene Kugel an einem Schornstein auf, der einen buntverzierten Gebäudekomplex überragt. Die Vindobona passiert das Fernwärmekraftwerk Spittelau. Ein Vorzeigeobjekt durch das Besucherführer Ernst Schauer gerne interessierte Gäste führt. Zehntausend pro Jahr. Vorbei am riesigen Müllbunker, den lodernden Flammen des Feuerraums und in die an Raumschiff Enterprise erinnernde Schaltzentrale. „1987 brannte die alte Müllverbrennungsanlage ab“, berichtet Schauer: „Den grauen Neubau verwandelte Hundertwasser in ein freundliches, farbenfrohes Gebäude. In Harmonie mit Natur und Umweltschutz.“ Längst gehört es zu Wiens Wahrzeichen wie Riesenrad und Stephansdom.
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Natur- und menschengerechtes Haus
Friedensreich Hundertwasser wurde 1928 als Friedrich Stowasser in der österreichischen Hauptstadt geboren. Neben Grafiken, Bildern und Briefmarken gestaltete er zwischen 1980 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 viele Bauwerke in Deutschland und Österreich, aber auch einzelne Projekte in Japan, den USA, Israel, der Schweiz und Neuseeland.
Das erste von Hundertwasser in Österreich entworfene Objekt erreicht man am besten mit der Straßenbahn Nummer 1. Sie hält direkt am Hundertwasser-KrawinaHaus in der Löwengasse. Im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus wurde zwischen 1983 und 1985 ein natur- und menschengerechtes Haus errichtet. Von innen besichtigen kann man es nicht, denn die Bewohner der 50 Wohnungen würden von Besuchermassen überschwemmt.
Unebene Fußböden und Treppen
Um den Touristen aus aller Welt in der Nähe des Hauses trotzdem die Möglichkeit zu geben, die Architektur des Künstlers direkt zu erleben, entstand 1991 aus einer ehemaligen Reifenwerkstatt die Einkaufspassage „Village“. Hier schlendert man über unebene Fußböden und Treppen durch Kunsthandwerk- und Souvenirgeschäfte, eine kleine Galerie mit Bildern von Friedensreich Hundertwasser und Gustav Klimt oder setzt sich an die runde Bar in der Mitte des Bauwerks, bestellt eine Wiener Melange und lässt Farben und Formen auf sich wirken.
Reise-Weisheiten
Nach drei Tagen Kunst und Kultur ist Entspannung angesagt, ohne dass man auf bunte Säulen, tanzende Fenster und Spiralen verzichten muss. Vom Südbahnhof rattert der „Bad-Blumau-Express“ mehrmals am Tag Richtung Steiermark. Wer mit dem Auto unterwegs ist, verlässt Wien in Richtung Süden auf der Autobahn A2 und hat so die Chance unterwegs in Bad Fischau noch in eine von Hundertwasser gestaltete Autobahnraststätte einzukehren. Wer weder Hunger noch Durst hat, kann zumindest dort eine der originell und unregelmäßig verfliesten Toiletten aufzusuchen.
"Wasser ist eine Art Zuflucht"
Nach zirka zwei Stunden Fahrzeit ist die Therme Rogner Bad Blumau erreicht. 40 Hektar groß ist das Hügelwiesenland, das der Kärntner Robert Rogner zwischen 1993 und 1997 zusammen mit Friedensreich Hundertwasser gestaltete. Hier bilden Wellness, Kunst und Natur eine eindrucksvolle Einheit. 312 Zimmer, Appartements und Suiten verteilen sich auf mehrere runde Häuser mit bewachsenen Dächern. Die meisten Zimmer haben keinen Balkon, denn dem Künstler war daran gelegen, dass der Mensch in die Natur hinausgeht und sich nicht hinter Mauern versteckt.
„Wasser ist eine Art Zuflucht, ein Refugium, in das ich mich immer wieder flüchten kann“, hat Hundertwasser einst gesagt. Hierzu besteht in Bad Blumau in mehreren Innen- und Außenschwimmbecken und im Vulkania-See die Möglichkeit – abzutauchen in die Welt der ungeraden Linien und dunkelbunten Farben, in die Welt des Friedensreich Hundertwasser.