Essen. Das Auswärtige Amt hält sich mit einer Reisewarnung für Tunesien nach dem Anschlag zurück. Grund dafür könnten diplomatische Interessen sein.
Die hohe Kunst der Diplomatie ist es, am besten nie auszusprechen, was Sache ist, um am Ende oft einen faulen Kompromiss zu finden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Auswärtige Amt in Berlin. Schaut man sich die Reise- und Sicherheitshinweise der Experten einmal genauer an, bekommt man den Eindruck, als gehöre ein Attentat in Tunesien oder Ägypten genauso zum allgemeinen Lebensrisiko wie ein theoretisch möglicher Flugzeugabsturz oder der tödliche Stromschlag beim Aufladen seines Handy-Akkus.
Dabei haben Reise- und Sicherheitshinweise eigentlich die Aufgabe, uns Bürger ehrlich und ungefiltert zu informieren, was in einem Land los ist, statt schön zu reden. Die Sicherheit für Leib und Leben sollte im Vordergrund stehen - und nur das!
Die Realität sieht leider anders aus. Zu diesem Ergebnis kommt unsere Recherche. Steht ein großer Rüstungsdeal, beispielsweise mit Ägypten an, wird sich Deutschland hüten, wegen ein paar toter Urlauber eine Reisewarnung auszusprechen. Geld und Profit haben in der internationalen Diplomatie offenbar einen viel höheren Stellenwert als die Sicherheit der eigenen Landsleute. Ein Skandal!
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Dass jedes Land die Gefahr für Leib und Leben seiner Bürger fast schon sträflich offensichtlich am Handelsvolumen abliest, ist ein Schlag ins Gesicht aller Hinterbliebenen, deren Lieben bei einem Anschlag umkamen - und noch sterben werden. Attentäter interessieren sich nicht für wirtschaftliche Auslandsbeziehungen. Sie fragen vor ihrer feigen Tat nicht kurz in die Runde, welcher Urlauber woher stammt. Und die Zahl der Anschläge steigt, besonders im Nahen Osten. Es wird Zeit, dieser Entwicklung mit ehrlicheren Reisehinweisen zu begegnen.