Kreta/Chania. Die Meinungen über den Griechenland-Urlaub gehen auseinander. Viele fliegen trotzdem hin und merken in den Urlaubsorten kaum etwas von der Krise.
Der Griechenland-Urlaub von Angelika und Wolfgang Holzer begann mit einem kleinen Abenteuer. Die beiden Deutschen standen bei ihrer Ankunft nicht etwa vor einem Bankautomaten, der keine Scheine mehr ausgab. Das Problem war anders gelagert: Es gab keinen Transfer-Bus - einfach gestrichen.
Und so schlugen sich die Holzers am Samstag (27. Juni) mit einem örtlichen Bus vom Flughafen Heraklion bis zu ihrem Hotel nahe der Hafenstadt Chania auf der beliebten Ferieninsel Kreta durch. Fünf Stunden habe das gedauert, erzählt Angelika Holzer, 56. Sie und ihr Mann, 77, flogen genau an dem Tag nach Griechenland, an dem Regierungschef Alexis Tsipras die Volksabstimmung über die von den Gläubigern geforderten Reformen ankündigte. Damit eskalierte die Krise um das chronisch von der Pleite bedrohte Griechenland völlig. Die Holzers fuhren mit ihren Koffern zum Flughafen. Bester Laune.
Trotz Griechenland-Krise unbesorgt in den Urlaub
Die Griechenland-Krise war zu Hause zwar ein Thema. "Das hat uns vor der Reise schon beschäftigt", berichtet Angelika Holzer, die unweit des Strandes auf einer Liege im Schatten ruht. "Aber wir kamen unbesorgt hierher." Eine Arbeitskollegin habe noch vor der Abreise zu ihr gesagt: Das kannst du doch nicht machen! Die 56-Jährige schaut sich um, blickt in den wolkenlosen Himmel, hinüber zum Meer, alles ist angenehm ruhig. Ihr Blick sagt: Man sieht ja sehr gut, dass man das machen kann - Urlaub in Griechenland.
Angelika und Wolfgang Holzer wirken nicht so, als würde sie das Thema nun, da sie einmal angekommen sind, noch groß beschäftigen. Die beiden haben genug Bargeld mitgenommen, sicher ist sicher. Aber was nun zur Stunde genau politisch passiert, das verfolgten sie nicht so genau, sagt Angelika. Das Fernsehprogramm im Hotelzimmer zeige sowieso nur Promi-News und nichts Politisches - aber wer will bei dem Wetter überhaupt auf dem Zimmer hocken?
Ferienidylle trotz Krise
Viggo Eilentsen aus Norwegen sitzt am Pool und hat ein Smartphone in der Hand. Er will ein wenig auf dem Laufenden bleiben, was die ganze Sache mit Griechenland angeht. Dass Ausländer im Land weiter Bargeld mit ihren Karten abheben können, wusste er nicht. Doch auch sonst sagt er immer wieder: "Nein, ich mache mir keine Sorgen." Er sei schon viele Male in Griechenland gewesen. Er glaubt nicht, dass noch gestreikt wird und Probleme auftreten.
Hier auf der Ferieninsel ist die Lage entspannt. Die Mitarbeiter im Hotel sind freundlich, ebenso in den Tavernen und Shops draußen auf der Straße. In diesem Ort, ein paar Kilometer von Chania entfernt, ist durch nichts zu erkennen, dass etwas im Staate Griechenland nicht stimmt. Die Urlauber liegen am Strand oder am Pool, insgesamt wird sich wenig bewegt, die Sonne brennt - typische Ferienidylle.
Chania - schöne Stadt in Griechenland
Chania selbst ist ein nettes Städtchen. Es gibt eine venezianische Hafenanlage und eine alte Markthalle, wo Touristen Gewürze, Olivenöl und Thymian-Honig kaufen können. Angelika und Wolfgang Holzer glauben eher nicht, dass sie noch einen Ausflug in die Stadt unternehmen werden. Die fünfstündige Busfahrt vom Flughafen hierher sei ihnen Ausflug genug gewesen, sagt die Frau und lacht. Das Programm für die übrigen Tage: entspannen, in der Sonne liegen.
Welchen Rat gibt Angelika Holzer den sonnenhungrigen Deutschen, die schon eine Griechenland-Reise gebucht haben und jetzt vielleicht hadern? "Sie sollten es machen. Man muss die Leute gerade jetzt unterstützen", sagt die 56-Jährige. Eine kleine Sorge hat das Paar allerdings doch - dass der Bus zurück zum Flughafen nicht fährt. (dpa)