Potsdam. Wer in der Adventszeit einen Ausflug nach Potsdam plant, bekommt in der Brandenburger Stadt eine festliche Stimmung präsentiert. In einer Stadtführung können die weihnachtlichen Seiten der Stadt entdeckt werden. Schließlich gibt es eine große Vielfalt an Weihnachtsmärkten. Es gibt für jeden etwas.
Ein Brandenburger Tor hat Potsdam auch. Es ist sogar etwas älter als das in Berlin. Zu Fuß höchstens zwei Minuten entfernt steht Birgit Ritschel vor der Tourist-Info in der Brandenburger Straße. Die Stadtführerin zeigt Besuchern in der Adventszeit die weihnachtlichen Seiten Potsdams. Einen böhmischen Weihnachtsmarkt gibt es, genau wie einen polnischen und in diesem Jahr auch wieder einen im Holländischen Viertel. Nicht weit von Schloss Sanssouci entfernt erstreckt sich das Weihnachtsdorf auf dem Krongut Bornstedt. Und die Brandenburger Straße wird zusammen mit dem benachbarten Luisenplatz ebenfalls zum Weihnachtsmarkt, der schon am 25. November eröffnet.
In der katholischen Propsteikirche St. Peter und Paul wird gerade der Weihnachtsbaum aufgestellt, obwohl es bis Heiligabend noch ein paar Wochen hin sind. Der Tannenbaum wirkt riesig, mehrere Männer ziehen ihn durch das Kirchenschiff in den Altarraum. Auch die Krippe steht dort vorne schon - Potsdam ist in Weihnachtsstimmung, und das spätestens ab dem ersten Advent.
Riesenauswahl an Ständen
Direkt neben der Kirche liegt der Bassinplatz, wo die Händler auf dem Wochenmarkt sich ebenfalls längst auf Weihnachten eingestellt haben. Wer noch etwas länger bummeln will, hat auf dem Weihnachtsmarkt in der Brandenburger Straße eine Riesenauswahl an Ständen. Handgestrickte Wollmützen sind hier gleich neben bunten großformatigen Kunstwerken oder Christbaumschmuck aus dem thüringischen Lauscha zu haben. Glühwein mit Rumkirsche gibt es genauso wie heißen Caipirinha. An einem Stand werden polnische Spezialitäten verkauft: Bigos zum Beispiel und Krakauer - für alle, die am Nikolauswochenende keine Zeit für den Polnischen Weihnachtsmarkt auf dem Kutschstallhof haben.
Birgit Ritschel zeigt auf ihrer Tour durchs vorweihnachtliche Potsdam aber auch die klassischen Touristenattraktionen der Stadt: die Fachwerkhäuser zum Beispiel, die der Soldatenkönig Friedrich-Wilhelm I. bauen und sein Sohn Friedrich der Große mit schicken Schaufassaden verkleiden ließ. Zu Zeiten der beiden Preußenkönige war es in der Vorweihnachtszeit allerdings sehr viel unauffälliger und ungemütlicher als heute. "Weihnachtsbäume gab es damals noch nicht", sagt Ritschel. Die kamen erst gegen Anfang des 19. Jahrhunderts in die Stadt. Und der Soldatenkönig, notorisch knauserig und furchtbar streng, war auch nicht gerade ein Weihnachtsfan - Gottesdienste an den Weihnachtstagen hielt er für Schnickschnack und ließ die Kirchen dann kurzerhand schließen.
Eine der nettesten Ecken
Das Holländische Viertel, das schon am Bassinplatz beginnt, gehört zu Potsdams nettesten Ecken, und im Advent wird es hier noch mal stimmungsvoller. Vor allem am 13. und 14. Dezember, wenn das Sinterklaasfest gefeiert wird und dazu auch zahlreiche Händler und Künstler aus den Niederlanden anreisen.
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In der Vorweihnachtszeit wird es schon um halb fünf schwummrig. Laternen und Lichtgirlanden oder hier und da ein leuchtender Herrnhuter Stern an den Giebeln wirken dann umso gemütlicher. Und wer anfängt zu frieren: Im Holländischen Viertel reihen sich Galerien an Kunst- und Antiquitätengeschäfte, Restaurants und Cafés, in denen auch Holländischer Kaffee serviert wird: mit Eierlikör und Sahne.
Die St. Nikolai-Kirche
An den heiligen Nikolaus erinnert die St. Nikolai-Kirche am Alten Markt, einem weiteren touristischen Hotspot der Stadt. Ritschel öffnet die Tür und geht schon einmal vor. Potsdams evangelische Hauptkirche wurde nach Plänen von Karl-Friedrich Schinkel erbaut, Preußens wichtigstem Architekten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Impressionen der Weihnachtsmärkte
Jede weihnachtliche Stadtführung endet mit einer "Nascherei". Zu probieren gibt es dann eine der Spezialitäten, die in Potsdam Tradition haben. Rabiens Baumkuchen zum Beispiel. Rabien war ehemals die Potsdamer Hofkonditorei. Serviert wird der weiß glasierte "König der Kuchen" zum Beispiel im 1878 gegründeten "Café Heider" in der Friedrich-Ebert-Straße.
Für seinen Stollen und seine Dominosteine hat dagegen die "Konditorei Schröter" einen Namen, seit 60 Jahren in der Dortustraße zu Hause. Vater Erich überlässt das Geschäft inzwischen weitgehend seinen beiden Söhnen: Bäckermeister Andreas ist der Experte für Butter-, Mandel- Marzipan- oder Mohnstollen. "Butterstollen ist am beliebtesten", sagt er. Das Familienrezept ist schon mehrere Generationen alt. "Details sind geheim." Probieren kann man ihn aber - oder gleich einen ganzen kaufen, falls man ein Stück weihnachtliches Potsdam mit nach Hause nehmen möchte. (dpa)