Bochum. Manche Geräte braucht man nur wenige Minuten im Jahr, ansonsten liegen sie rum. Warum sie also nicht borgen statt kaufen? Über eine Win-win-Idee.

Ein Leihladen ist natürlich genau richtig platziert in einem früheren Ladenlokal, das sich heute viele verschiedene Nutzer teilen. Der Ernährungsrat trifft sich hier, die Radwerkstatt, das Nähcafé, die Diskussionsrunde „Sinn und Wahn“ und noch ein gutes halbes Dutzend Initiativen mehr. So geht nachhaltig. Aber was ist ein Leihladen? Schenken Sie uns doch kurz Ihre Aufmerksamkeit.

Ein Leihladen ist eine Bücherei der Dinge; es gibt davon bisher vielleicht zwölf in Deutschland. Man betritt in diesem Bochumer Fall einen früheren Teppichhandel am Rande der Innenstadt und kann sich gegen eine Spende in selbst bestimmter Höhe leihen, was man braucht.

„Das spart Platz zuhause, spart Geld und Ressourcen“

Auf einer Wunschliste sind die Dinge vermerkt, die der Leihladen gerne beschaffen und dann verleihen würde. Vor allem die Sackkarren sind extrem beliebt bei Kunden.
Auf einer Wunschliste sind die Dinge vermerkt, die der Leihladen gerne beschaffen und dann verleihen würde. Vor allem die Sackkarren sind extrem beliebt bei Kunden. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Das spart Platz zuhause, spart Geld und Ressourcen, es ist gut für die Umwelt, und die Dinge werden länger und intensiver genutzt“, sagt Alexandra Jaik, eine der Gründerinnen, die in dem nicht kommerziellen Projekt weiter ehrenamtlich mitwirken: „Nicht jeder muss alles besitzen.“ Klassischerweise sind das Dinge, die man nur einmal oder ganz selten braucht, und ansonsten liegen sie im Keller oder im Weg und fangen Staub.

Dabei sind zwölf Leihläden in Deutschland nicht viele für eine so einleuchtende Idee. Aber das Prinzip ist noch recht neu, die meisten Menschen haben nicht im Kopf, dass es so etwas gibt; und die Bestände wachsen natürlich auch nur langsam, nämlich überwiegend auf Spendenbasis.

Werkzeug ist der Klassiker in allen Leihläden

Und so ist der Bestand in Bochum gerade auf etwas mehr als 300 Artikel gestiegen. „Das sind alles Spenden. Wir haben nichts gekauft“, sagt Jaik (31). Sie selbst hat einen Messerschleifer und eine Nudelmaschine eingespeist, ihr Mitstreiter Christoph Bast (33) einen Akku-Schrauber, eine Bohrmaschine und eine Spielesammlung. „Ich war ja auch ganz froh, in unserem WG-Schrank ausräumen zu können.“

Werkzeug ist der Klassiker in allen Leihläden, natürlich. Bohrmaschine, Stichsäge, Schrauber-Set, solche Sachen. Aber in der Bochumer Bestandsliste stehen auch Auflauf- und Backformen, Blasebalg und Bierzeltgarnitur, Cocktail-Shaker, Ein- und Fahrräder, Fritteuse, Hanteln, Jonglierbälle (und ihr Gegenteil: Krücken), Motorradhelme, Schokobrunnen, Mensch ärgere dich nicht, „Stelzen (größenverstellbar)“ und vieles, vieles mehr. Das komplette Inventar finden Sie unter www.leihladen-bochum.de.

Geber können entscheiden, ob ihre Spende selbst eine Leihgabe ist

Wie bestellt, kommt jetzt ein älterer Herr herein und möchte etwas abgeben. Einen Schraubstock und einen Kreuzlinienlaser, also die moderne Variante einer Wasserwaage. „Ich werke nicht mehr heim“, sagt der Mann. Die Leihladen-Leute machen nun einen kurzen Test. Funktioniert, gut. „Wollen Sie Eigentümer bleiben?“, fragt Jaik. „Nein, das verstopft mir nur den Keller . . . Ich habe auch noch eine Langsäge, kaum gebraucht, aber die habe ich nicht mehr ins Auto rein gekriegt.“

Es gibt da Unterschiede zwischen den Leihläden, aber zumindest in Bochum können Spender entscheiden, ob sie die Sachen endgültig abgeben wollen. Oder ob sie dem Leihladen ihrerseits eine Leihgabe zur Verfügung stellen, also das Recht behalten, die Sachen auch wieder zurück zu bekommen; etwa, wenn sie fortziehen.

Manch einer versucht auch, im Leihladen seinen Schrott loszuwerden

Von links: Christoph Bast, Sascha Düpre, Alexandra Jaik und Nina Daumann vom Bochumer Leihladen. Der Bestand ist inzwischen online nachzulesen, demnächst ist dort auch zu finden, was gerade ausgeliehen ist.
Von links: Christoph Bast, Sascha Düpre, Alexandra Jaik und Nina Daumann vom Bochumer Leihladen. Der Bestand ist inzwischen online nachzulesen, demnächst ist dort auch zu finden, was gerade ausgeliehen ist. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Überflüssig zu sagen, dass Spender nur Sachen geben dürfen, die funktionieren; wobei: Überflüssig ist das nicht, manch einer versucht schon, seinen Schrott hier loszuwerden. Und umgekehrt sind Entleiher verpflichtet, die Dinge in gutem Zustand, unbeschädigt und funktionsfähig zurückzubringen. Das wird aber auch kurz getestet bei der Rückgabe.

Wie gesagt, das Werkzeug ist der Klassiker. Die Hanteln hat hingegen noch nie jemand ausgeliehen. Und der große Bestand an Inline-Skates jedweder Größe ist der rollende Beweis, wie sinnvoll Leihläden sind. „Die Leute kaufen sie, fahren zwei- oder dreimal, stellen dann fest, dass das nichts für sie ist, und dann landen sie im Keller“, sagt Christoph Bast: „Sinnvoller ist, sie sich als Anfänger bei uns zu leihen, um den Sport auszuprobieren.“ Mein? Dein? Nein.

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Öffnungszeiten und Kontakt

Der Leihladen in Bochum, Griesenbruchstraße 9, ist geöffnet: dienstags von 17 bis 19 Uhr, donnerstags von 10 bis 19 Uhr und jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Während der Öffnungszeiten dienstags und donnerstags ist er zu erreichen unter 0162 8359 188 und außerhalb der Öffnungszeiten über die Mailadresse info@leihladen-bochum.de.

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