Ob man zum Umzug Freunde organisiert oder Möbelpacker, ist keine Geschmacksfrage. Es gibt gute Gründe für beides. Auch hier gilt: Zeit ist Geld.

Man kann auch mit Geduld und Spucke in den Himmel über Köln ziehen, Bettina Blaß und ihr Ehemann haben das einfach so gemacht. Haben abends immer das Auto vollgepackt, sind zur neuen Wohnung gefahren, haben in der Tiefgarage die Umzugskisten aus dem Auto gewuchtet, sind im Aufzug hochgefahren in den sechsten Stock (was für ein Blick auf die Stadt!), haben die Kisten abgestellt, fertig. Für heute.

So wie am Vortag, am Vorvortag, am nächsten Tag, und so weiter, und so fort. „Wir hatten den Vorteil, wir hatten Zeit“, erinnert sich Bettina Blaß. Merke: „Wenn Sie beim Umzug kein Geld haben, brauchen sie Zeit, und wenn Sie keine Zeit haben, brauchen Sie Geld.“ Nur für die allerschlimmsten Schrankmonster holten sich die Blaßens zuletzt befreundete, nun ja, Hilfs-Kräfte.

Je überschaubarer der Umzug, desto eher kann man ihn selbst stemmen

Die freie Journalistin hat sich spezialisiert auf Service-Themen, Umzug gehört dazu, und sie weiß auch eine Antwort auf die Frage, ob man besser auf eigene Faust umzieht oder mit der Spedition. Schleppen oder schleppen lassen? Das hängt natürlich von den Umständen ab. In beiden Fällen freilich muss man eines zuvor zwingend tun: ausmisten, und zwar gründlich. Ihre Möbelpacker/Ihre Freunde werden es Ihnen danken, Ihr Portemonnaie gegebenenfalls auch und die neue, helle und endlich nicht mehr so vollgestopfte Wohnung sowieso. So, jetzt geht’s richtig los.

Das sind die grundlegenden Kriterien: Viel Zeit, ein überschaubarer Hausrat mit vor allem kleinen Sachen und eine nahe neue Wohnung sprechen eher dafür, selbst umzuziehen. Ausreichend Geld, viele große – eventuell nicht zerlegbare – Möbel und ein weit entferntes Ziel sprechen für die Spedition.

„Sie werden die Kisten nicht so akkurat packen können wie ein Profi“

Generell gilt: Der eigene Umzug ist weitaus billiger, dafür hat man die ganze Verantwortung am Hals und keine Fachleute als Helfer. „Sie werden die Kisten und das Fahrzeug nicht so akkurat packen können wie ein Profi.“ Beispiel Transport: Wieviel muss ich bewegen, wie groß muss der Laster sein?„Ein guter Anhaltswert ist ein Umzugskarton pro Quadratmeter Wohnfläche“, sagt Dierk Hochgesang, Geschäftsführer beim „Bundesverband Möbelspedition und Logistik“: „Wer besonders viele Möbel oder Einrichtungsgegenstände hat, rechnet besser mit 1,5 Kartons oder sogar mehr.“

Das Umzugsvolumen ergibt sich demnach, wenn man die Quadratmeter mit 0,75 multipliziert: 75 Quadratmeter Wohnung ergeben 56 Kubikmeter Stauraum, rechnet Hochgesang vor. „Das entspricht etwa zwei Fahrten mit einem 7,5-Tonnen-Fahrzeug oder drei bis vier Fahrten im 3,5-Tonnen-Kastenwagen.“

Die Führerschein-Klasse ist zu checken und der Mumm, ob man sich den Laster zutraut

Bleibt zu klären: Kann einer von uns das Ding überhaupt fahren? Also: Die Führerschein-Klasse ist zu checken. „Wissen wir, ob wir so einen Transporter fahren können, und trauen wir uns das zu?“, fragt Blaß rhetorisch: „Ich bin jetzt sieben Jahre nicht mehr Auto gefahren und bekäme Schweißausbrüche bei dem Gedanken. Es geht ja nicht nur ums Geradeausfahren, man muss auch rückwärts fahren können und einparken.“

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Und was passiert, wenn was passiert? Beim Umzug mit einer Spedition sind die normalen Dinge versichert; bei wertvollen Dingen erkundigen Sie sich bitte vorab. Beim Umzug mit Freunden gilt das nicht: Fällt einem der Helfer der Fernseher hin, wird seine Haftpflicht nicht zahlen – er wollte ja nur nett sein. Wiederum andererseits: Verletzt sich der Kumpel aus eigenem Verschulden, weil er die Treppe hinunterfällt, haften nicht Sie.

Zum Stundenpreis gehört auch eine Obergrenze für die Stunden

Gefürchtete Schwergewichte: Bücherkisten.
Gefürchtete Schwergewichte: Bücherkisten. © iStock | istock

Wiederum andererseits: Wenn Sie ihn, selbst beladen mit einer schweren Kiste, übersehen haben und versehentlich so stoßen, dass er die Treppe hinunterfällt, „dann wird es sehr hakelig“, sagt Blaß. Bei ihrem eigenen Umzug hatte ein Freund eine schmerzhafte Begegnung mit dem Rauputz, „die Narbe kriege ich heute noch gezeigt“, sagt die Journalistin. Heißt aber auch: Man versteht sich noch.

Das ist alles nichts für Sie? Sie vertrauen einer Spedition? Dann passen Sie noch auf bei der Auswahl. Hören Sie sich unter Bekannten nach Erfahrungen um, das ist zuverlässiger, als Bewertungen im Netz zu lesen. Oder achten Sie auf das Siegel „Anerkannter AMÖ-Fachbetrieb“. Das Unternehmen hat sich dann auf gewisse Standards verpflichtet. Zertifizierte Betriebe finden sich unter www.umzug.org.

„Es gibt in dem Bereich unfassbar viel Spreu“, sagt Bettina Blaß. Sie erinnert sich an eine Freundin, die mit ihrer Spedition einen Stundenpreis ausgemacht hatte, aber keine Stunden-Obergrenze. „Die haben das ganz gut hingekriegt, ihre Stunden auszudehnen. Alle 20 Minuten Raucherpause und so.“ Zuletzt hat die Freundin „angefangen, selbst mitzuschleppen, und versucht, die Leute anzutreiben“. Treib mal einen Möbelpacker an ...