Gelsenkirchen. . Die Deutsche Bahn wird die S-Bahnlinien S1 und S4 für zehn weitere Jahre betreiben. Einspruchsfrist gegen VRR-Vergabe blieb ohne Einwände.

Nach der Kündigung des Verkehrsvertrags für die S-Bahn-Linien S1 und S4 mit dem privaten Bahnanbieter Keolis Deutschland, hat die Deutsche Bahn jetzt die Neuausschreibung der beiden Linien bis zum Jahr 2031 gewonnen. Das teilte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) am Donnerstag mit. An Linien und Fahrzeugen ändere sich nichts - wohl aber 'hinter den Kulissen'.

"Die DB wird damit weiterhin die S-Bahn mit den meisten Fahrgästen in NRW betreiben", freute sich Frederik Ley, Vorsitzender der Regionalleitung der DB Regio NRW am Mittwoch. Dass der Zuschlag rechtskräftig ist, stehe nun fest, hieß es bei der DB: Die zehntätige Einspruchsfrist gegen die Vergabe ist nun abgelaufen - ohne dass es Einwände gegeben hätte, teilte die DB mit.

Die Deutsche Bahn betreibt die beiden S-Bahn-Linien seit dem vergangenen Dezember in einer Notvergabe durch den VRR vorerst bis Ende 2021. Zuvor hatte der VRR den Vertrag mit dem Bahnanbieter Eurobahn/Keolis gekündigt, weil Keolis eingestehen musste, zur Übernahme der beiden S-Bahnlinien nicht genug Lokführer zu haben.

Viel Ärger um die Vergabe der S-Bahnlinien S1 und S4

S-Bahn: VRR und Keolis beenden Streit um Linien S1 und S4 S-Bahn: VRR und Keolis beenden Streit um Linien S1 und S4Es folgte ein Rechtsstreit mit Klagen vor der Vergabekammer der Bezirksregierung Münster und dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen, die Keolis letztlich nach Verhandlungen mit dem VRR zurückzog.

Erstmals seit Jahren hat nun die DB Regio NRW beim VRR wieder eine Ausschreibung gewonnen, nachdem man zuletzt gegenüber Mitbewerbern wie Abellio, Eurobahn oder National Express ins Hintertreffen geraten war. "Es hat sich gelohnt, dass wir hier am Ball geblieben sind", sagte DB-Regio-NRW-Chef Ley. Die Entscheidung der zuständigen Aufgabenträger gebe DB Regio die nötige langfristige Planungssicherheit für den Weiterbetrieb der beiden Linien. Das sei ganz im Sinne der Kunden.

Laut VRR habe die DB Regio NRW "sich mit einem wirtschaftlichen Angebot durchsetzten" können. Ob und wieviele andere Bahnunternehmen sich an der europaweiten Neuvergabe beteiligt hatten, mochte man beim VRR auf Nachfrage nicht preisgeben. Keolis/Eurobahn hatte bereits Ende vergangenen Jahres erklärt, sich an der Neuausschreibung nicht erneut beteiligen zu wollen.

Bonussystem als Leistungsanreiz für mehr Qualität

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"Inhaltlich hat sich bei der Vergabe der Linien eigentlich nichts verändert", sagte der VRR-Sprecher: Die Linien blieben unverändert, die inzwischen grün-weiß lackierten S-Bahn-Triebfahrzeuge vom Typ ET422 ebenso; einziger Unterschied: Die Fahrzeuge sind inzwischen im Besitz des VRR und werden von der DB auf Basis eines getrennten Vertrages gewartet. Auch die Menge der insgesamt 4,9 Millionen Zugkilometer pro Jahr sei die gleiche wie bisher, teilte der VRR mit. Dennoch gebe es Veränderungen, von denen gerade Pendler profitieren sollten, hieß es beim VRR:

VRR will Zugausfällen vorbeugen

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Dem VRR lag bei der Neuauschreibung sehr viel daran, mit dem Zuschlag garantieren zu können, dass Züge nicht mangels Lokführern ausfallen und der Betrieb der Linien S1 (Solingen-Düsseldorf-Duisburg-Essen-Bochum-Dortmund) und S4 (Dortmund-Lütgendortmund über Dortmund Stadthaus und Unna-Königsborn bis Unna) über die gesamte Lautzeit des Vertrages gesichert ist.

Das soll auch durch ein eigens eingerichtete Organisations-Einheit dokumentiert werden, teilte der VRR: Die DB werde dazu bereits ab diesem Sommer einen sogenannten "Netzmanager Qualität" vorhalten, der sich um sämtliche "qualitativen Belange der Linien S1 und S4" kümmern soll - bis Vertragsende Dezember 2031, berichtete der VRR.

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Mit Blick auf den Fahrplan wird es indes keine Änderungen geben. Der jüngste Fahrplanwechsel hatte Ärger bei vielen Pendlern der Linie S1 ausgelöst, weil Züge seitdem zwischen Duisburg und Essen Hauptbahnhof wochentags nur noch halbstündlich verkehren, statt vormals alle 20 Minuten. Zurzeit ist aber auch das Makulatur: S-Bahnen etwa fahren wegen der Coronakrise derzeit auf vielen Linien nur stündlich, nach einem Krisen-Fahrplan.