Düsseldorf. 1700 Lokführer werden für die kommenden Jahre gesucht – so die Bilanz der Initiative „Fokus Bahn“. Sie spricht gezielt Migranten an.
Ein Jahr nachdem die Initiative „Fokus Bahn NRW“ ins Leben gerufen wurde, um dem Lokführer-Mangel entgegen zu wirken, zog NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) eine erste Bilanz.„Es sind nicht in dem Ausmaß Züge ausgefallen, wie es für 130 fehlende Lokführer vorhergesagt war.“ Denn diese fehlten zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 und waren somit der ausschlaggebende Grund für die Initiative. Aktuell existiert laut Auskunft von Fokus Bahn in NRW eine Lücke von zirka 60 Lokführern. „Die verbleibende Lücke von etwa 60 Lokführern wird zum Beispiel durch veränderte Urlaubsplanung oder eine vorübergehend geringere Personalreserve geschlossen. Dabei besteht natürlich vorübergehend ein größeres Risiko von Zugausfällen durch zum Beispiel kurzfristige Krankmeldungen“, sagt Malte Schindler, ein Pressesprecher des Verkehrsministeriums.
Insgesamt sehen der Verkehrsminister und Joachim Künzel, Leiter des Programms „Fokus Bahn“, positiv in die Zukunft und verweisen auf die steigende Zahl an Interessenten für den Beruf des Lokführers. „Mit unserer Kampagne konnten wir rund 60.000 Interessenten ansprechen“, so Künzel. Wie viele von ihnen am Ende tatsächlich eine Ausbildung beginnen, könne man derzeit aber noch nicht sagen.
1700 Lokführer benötigt, allein um den heutigen Stand zu halten
Künzel bilanzierte: 1700 Lokführer würden in den kommenden Jahren benötigt werden, allein um den Status Quo zu halten. „Der demografische Wandel wird uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen“, sagte Minister Wüst. Demnach werden in Kürze gut 40 Prozent der Lokführer das Rentenalter erreichen. „Das betrifft zirka 1000 Stellen“, erklärte Künzel. Die übrigen 700 benötigten Stellen würden durch den Mehrbetrieb der Bahn entstehen. Demnach soll das Angebot des Zugverkehrs in NRW in den kommenden Jahren um 25 Prozent wachsen.
Damit dies gelingt, haben im Zuge der Initiative 13 Bahnen eine Selbstverpflichtung zur gegenseitigen Ausbildungskostenerstattung unterzeichnet. Zudem sollen die Unternehmen künftig mehr Lokführer ausbilden, als sie eigentlich benötigen, ohne auf den Kosten sitzen zu bleiben. Die Unternehmen verzeichneten im Laufe des letzten Jahres im Rahmen der Initiative einen Bewerberanstieg von knapp 50 Prozent. „Hiervon erfüllten rund 75 Prozent die Tauglichkeitsbedingungen der Bahnen. Insgesamt sind also rund 35 Prozent mehr Lokführer in der Ausbildung“, so Schindler.
Migranten aus dem Ruhrgebiet werden auf Lokführer-Tauglichkeit geprüft
Besonders ansprechen möchte die Initiative Frauen und Migranten. „In Essen leben derzeit 7000 Migranten. Wir möchten möglichst viele Menschen für die Lokführer-Ausbildung gewinnen“, so Künzel. Hierfür würden sogar eisenbahnspezifische Sprachkurse angeboten, an denen derzeit 50 Menschen aus dem Ruhrgebiet teilnehmen, hieß es. Diese Interessierten seien hoch qualifiziert und durchliefen jetzt diverse Tauglichkeitsprüfungen. Ex-Lokführer sollen die Bewerber anschließend als „Paten“ durch die Ausbildung begleiten.
Die Initiative „Fokus Bahn NRW“ ist ein auf drei Jahre angelegtes Programm für den besseren Schienen-Nahverkehr. Dafür hat sich ein Bündnis gebildet mit dem Zweckverband Nahverkehr Rehinland, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Nahverkehr Westfalen-Lippe, zehn Bahn-Unternehmen und dem Land NRW.