Essen. Die Bahn sucht händeringend neue Mitarbeiter. Allein in NRW gibt es Tausende Stellenangebote. Geworben wird auch mit guten Gehältern.
Die Chancen auf einen Job bei der Bahn stehen so gut wie lange nicht mehr. Mit einer nie dagewesenen Job-Offensive wirbt der Staatskonzern allein in NRW in diesem Jahr um rund 3800 neue Fachkräfte. Bei der Mitarbeitersuche setzt die Bahn zudem auf neue Formate wie etwa Castings an Bahnhöfen und in Zügen. Bereits in diesen Wochen bietet das Unternehmen solche speziellen „Recruiting-Events“ in der Region an, etwa in Dortmund, Duisburg, Krefeld und Köln.
Der Stellenmarkt ist leer gefegt
Konkret sucht die Bahn an Rhein und Ruhr 220 Lokführer, 245 Fahrdienstleiter, 490 Gleisbauer, 330 Fachkräfte für die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen und 170 Busfahrer. Hunderte Stellenausschreibungen gibt es auch für Servicemitarbeiter, IT-Spezialisten, Ingenieure, Bauprojekte-Überwacher, Sicherheitsmitarbeiter, Reinigungskräfte, Finanzexperten und Einkäufer.
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Dass der Stellenmarkt besonders für bahnspezifische Jobs leer gefegt ist, bestätigt die NRW-Arbeitsagentur. „Das Feld ist abgegrast“, sagte ein Agentursprecher der WAZ. Die Bahn buhlt deshalb besonders auch um Quereinsteiger und ältere Arbeitnehmer. Mit Ende 50 könne man sehr wohl noch Lokführer werden, betonte eine Bahn-Sprecherin. Voraussetzung seien neben dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch ein Gesundheitscheck sowie eine psychologische Eignungsuntersuchung. Ins Feld führt die Bahn auch gute Verdienstmöglichkeiten. Nach Konzernangaben ist für Lokführer ein Jahresgehalt zwischen 42.000 und 51.000 Euro drin. Zugbegleiter verdienen zwischen 36.000 und 48.000 Euro, Fahrdienstleiter bis 52.000 Euro, Gleisbauer bis 45.000 Euro.
Job-Offensive ist Teil des Programms „Starke Schiene“
Die Job-Offensive ist Teil des Programms „Starke Schiene“, mit der die Bahn in den kommenden Jahren bundesweit rund 100.000 neue Mitarbeiter sucht. Damit reagiert das Unternehmen auf die eigenen Expansionspläne, aber auch auf den bevorstehenden Generationswechsel in der Konzernbelegschaft. Bis 2025 gehen demnach in NRW allein 30 bis 40 Prozent der Lokführer in den Ruhestand. Das Unternehmen rechnet damit, dass in der Folge bis zu 1700 Stellen in den nächsten fünf Jahren neu besetzt werden müssen.
Auch das Landesprogramm „Fokus Bahn“ will dem Lokführermanngel entgegenwirken. Am Mittwoch zog NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) eine erste Bilanz des auf drei Jahre angelegten Programms zur Verbesserung des Schienen-Nahverkehrs:
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Denn die Bahn ist nicht allein mit ihrer Personalnot. Auch andere Bahnunternehmen drängeln sich auf dem Stellenmarkt. Beispiel National Express: Per Annonce wirbt der NRW-Ableger des britischen Verkehrskonzerns, der in NRW zwei von drei bislang aktiven RRX-Linien betreibt, derzeit massiv um neue Lokführer. Geboten werden wohnortnahe Einsätze, unbefristete Arbeitsverträge - und ein monatlichen Ausbildungsgehalt von 2400 Euro.
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Für Reisende macht sich der Mangel an Lokführern übrigens schon bemerkbar. Für Aufsehen sorgte Ende vergangenen Jahres etwa die unerwartete Kündigung des S-Bahn-Vertrages für den Betrieb der S1 und S4 durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Betreiber Keolis hatte den Auftrag für die beiden zentralen Linien zwar der Bahn abjagen können, konnte vor dem Fahrplanwechsel im Dezember laut VRR aber dann nicht genügend Lokführer vorweisen. Der Verkehrsverbund zog den Vertrag zurück. Die Bahn betreibt die S-Bahn nun vorerst weiter.