Limburg. Die Limburger haben abgeschlossen mit ihrem Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Das hört man, wenn man die Menschen rund um den Dom zu Limburg befragt. Selbst das Domkapitel wandte sich vom Bischof ab. Seine Familie leidet unter Psychoterror. Und Papst Franziskus hat ihm eine Auszeit verschrieben.
Alle Wege führen zum Dom, aber die beiden gängigsten führen erst am Bischofssitz vorbei, an den Steinen des Anstoßes. Wer an diesem Mittwoch aus der Limburger Altstadt auf den Felsen hinaufsteigt, und das tun wie immer viele, der muss entweder an der ebenso luxuriösen wie abweisenden Pforte vorbei oder an der ummauerten Privatkapelle mit den marmornen Anbauten. Und dann muss einfach etwas heraus – man braucht nur zuzuhören, was die Leute sagen.
„Wer sich so ein Ding hinstellt . . .“, sagen sie, oder „Der wird doch nicht mehr akzeptiert als Bischof.“ Und einer redet von „Hinhaltetaktik“ – zweifellos ein Kommentar zum Tagesgeschehen.
"Rom hat gesprochen, die Sache ist vorbei"
Man kann die Leute auch einfach fragen. Ich sage nur ,Roma locuta, causa finita'. Rom hat gesprochen, die Sache ist vorbei“, sagt Hartmut Held aus Mönchengladbach: „Ob er jetzt ins Kloster geht, weiß ich nicht. Er sollte eine Entscheidung für sich selbst treffen.“ Ähnlich Monika Kirschstein aus Dieburg: „Ich fände es nicht gut, wenn er bleiben würde. Ich glaube nicht, dass die Leute das alles vergessen können.“
Nein, es gibt hier keine Unterstützung für Tebartz-van Elst, keine Gnade, erschüttert wie nie in den 186 Jahren des Bestehens des Bistums sind die Gläubigen. „Er gehört nicht mehr hier her“, sagt ein Ortsfremder wie Willi Kraft aus Düsseldorf: „Das kann man den Menschen nicht zumuten.“
Allerdings muten die Menschen der Familie des Bischofs auch einiges zu: „Wir bekommen täglich Morddrohungen. Per Telefon oder in Briefen“, zitiert die Illustrierte „Bunte“ seinen Schwager Johannes Winkels aus Kevelaer. „Mein Schwager liegt doch schon am Boden. Aber man will ihn noch weiter vernichten. Und seine Familie dazu. Am liebsten würden wir alles hinwerfen und Deutschland verlassen.“ Mehr noch, auch die 87-jährige Mutter des Bischofs leide sehr unter der Situation. Der ganze Ortsteil Twisteden scheint zerrissen. „Man sieht, wie ein Dorf leidet“, berichtet der Ortsvorsteher Josef Kobsch. Persönlich hoffe er, dass der Bischof die Kraft haben wird, wie in den Vorjahren auch diesmal am zweiten Weihnachtstag nach Twisteden zu kommen und die Messe zu halten – und dass man ihn dann willkommen heißt.
Bistum Regensburg will Tebartz-van Elstg aufnehmen
Die Familie steht also hinter Tebartz-van Elst und der halbe Heimatort. Aber wo kann der Mann sonst hin, er muss ja irgendwo seine Auszeit nehmen. In einem Kloster, spekulieren die üblichen Medien. Und das Kloster dementierte umgehend. Da meldet sich das Bistum Regensburg und signalisiert seine Bereitschaft, Tebartz-van Elst aufzunehmen. Als suchte man Asyl für einen gestürzten Diktator.
Ist eine Rehabilitierung möglich, kurz nach Weihnachten? Rita Rabenstein ist Limburgerin: „Er darf nicht wiederkommen, und ich meine nicht die 30 oder 40 Millionen. Das Schlimme ist, dass er alle belogen und niedergemacht hat. Wenn er zurückkommt, kriegt er kein Bein mehr auf den Boden. Zu 90 Prozent steht hier niemand mehr hinter ihm.“ Selbst das Limburger Domkapitel und der Diözesanrat haben sich am Mittwoch öffentlich einen neuen Bischof gewünscht.
Der Abschied rückt näher, wenn auch nur gefühlt
Ende zunächst offen, eine formvollendete Entscheidung fällt wohl erst in Wochen, wenn die Prüfkommission des Vatikans berichtet. Solange wird es in der Stadtkirche unten im Ort weiterhin die täglichen Abendgebete „für Bistum und Bischof“ geben. Wie genau das gemeint ist, schlägt der Gebetstext im Schaukasten vor: „Barmherziger Vater, wir bitten dich in Demut für die ganze Heilige Kirche ... Erfülle sie mit Wahrheit und mit Frieden. Reinige sie, wo sie verdorben ist.“
Jeden Abend um 19.30 Uhr. Es ist die Aufforderung zum Abschied, der, gefühlt in Limburg, nun doch näher rückt. Drüben vor der Pforte des Bischofssitzes lassen sich gerade wieder Menschen fotografieren. „Der Nachfolger“, sagt eine Frau und blickt auf die Gebäude, „der Nachfolger hat es doch toll.“ (mit Björn Lohmann und dpa)
So luxuriös ist der Bischofssitz