Essen/Gelsenkirchen. . Er soll mit weiteren Familienangehörigen dem Bauleiter des Kraftwerks Scholven das Nasenbein zertrümmert haben, nachdem seinem Sohn gekündigt wurde. Der Gerüstbauer ist nun wegen versuchten Totschlags angeklagt.
Er schämt sich. Bedauert seine Kurzschlussreaktion. Aber eigentlich wundert sich Rade D. (52) auch, dass sein Opfer so schwer verletzt wurde. Laut Anklage vor dem Landgericht Essen sollen er und andere Arbeiter ihren Chef im Eon-Kraftwerk Gelsenkirchen-Scholven fast totgeprügelt haben, weil er einen von ihnen wegen Arbeitsverweigerung herausgeworfen hatte.
Die Arbeitsgerichte hatte die Gerüstbaukolonne offenbar nicht bemühen wollen. Einen Denkzettel wollten sie dem Bauleiter in Scholven verpassen, lässt Rade D. seinen Verteidiger Burkhard Benecken vor der III. Strafkammer erzählen. Die anderen vier Angeklagten schweigen noch. Rade D. ist so etwas wie der Chef der Kolonne, weil sie aus seinen drei Söhnen, 22 bis 31 Jahre alt, und seinem 29 Jahre alten Schwiegersohn besteht.
Als ungerecht bezeichnet er die Kündigung seines mittleren Sohnes, die später auf den Rest der Kolonne erweitert worden sei. Existenzangst hätte er gespürt, sei enttäuscht gewesen.
Mit Baseballschläger, Eisenstange und Schuhen verprügelt
Betrunken und bewaffnet mit Baseballschlägern seien sie am Morgen des 15. April 2010 aus dem Münsterland nach Scholven gefahren. Eine „unglaubliche Wut“ habe sie gepackt, als sie den Bauleiter sahen. Geschlagen hätten sie nur auf dessen Schulter: „Es dauerte nur Sekunden. Für mich war es nicht dramatisch.“
Die Anklage, die auf versuchten Totschlag lautet, liest sich zum Prozessauftakt anders. Mit Baseballschläger, Eisenstange und Schuhen hätten sie den Mann traktiert. Das Nasenbein war zertrümmert, drei Schneidezähne verlor er. Erst als er sich tot stellte, hätten sie mit dem Schlagen aufgehört. „Wir hauen ab, der ist tot“, sollen sie gesagt haben, bevor sie die Flucht ergriffen.