Bochum. . Am Montag hat eine Spezialfirma die 316 Millionen Jahre alte Spur eines Sauriers, die ein fossil interessierter Spaziergänger jüngst an einer Felswand entdeckt hatte, geborgen. Jetzt soll der sensationelle Fund in Münster restauriert werden.

Zuletzt hatte die Stadt Bochum Angst, es könne sich jemand vergreifen an den sensationellen Urviech-Spuren. Sie hielt daher den Fundort im Ruhrtal geheim, stellte einen Wachmann hin und bedeckte die steile Stelle am Steinbruch mit ollen Matratzen: Was leider dazu führte, dass ahnungslose Spaziergänger den Wachmann beschimpften, warum er Matratzen in den Wald schmeißt . . .

Aber das ist Schmäh von gestern. Seit Montagabend sind die Spuren des „Ichniotherium praesidentis“ in Münster, um dort restauriert zu werden. Vor genau 316 Millionen Jahren hinterließ das geheimnisvolle Tier seine Fußabdrücke im Finefrau-Sandstein an der Ruhr: die älteste Spur überhaupt eines Wirbeltieres in Deutschland. Später wird sie im Bergbaumuseum „ihren endgültigen Platz finden“, wie es am Montag hieß; wobei man natürlich bezweifeln kann, ob sie dort tatsächlich länger als 316 Millionen Jahre bleibt.

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Staubiges Schuften mit Hammer und Meisel

Zuvor hatte der Ennepetaler Gärtner und Höhlenforscher Stefan ­Voigt (50) in offizieller Mission in der Wand gehangen und die Platte gelöst: Staubiges Schuften mit Meißeln und Brechstange, das! Als „Steinbruch-Arbeit wie vor zweihundert Jahren“ wird er die Plackerei anschließend selbst bezeichnen. Nach Stunden fällt die Platte in mehreren Teilen aus der Wand, doch die Restauratoren schreckt das nicht: Das lässt sich ja alles wiederherstellen. Später werden die bedeutenden Broc­ken über die ollen Matratzen nach unten geruckelt und weggefahren.

Sven Hoffmann ist auch da, der Dortmunder, der die Spuren fand; ein fossil interessierter 47-Jähriger mit Kindern in einem Alter, in dem es nichts Tolleres gibt als Dinosaurier. „Ich sah die Spur und dachte, das gibt’s nicht“, erinnert er sich an den Herbst; er ließ den Fund innerlich wochenlang sacken, guckte nochmal nach und nochmal und mailte dann dem geologischen Dienst, recht sicher, dass der die Spur kannte. Weit gefehlt! So kam die Sache ins Rollen, doch konnte man die Platte wegen des ewigen Winters lange nicht bergen. Deshalb auch die finale Geheimniskrämerei.

Die Spur befand sich an einem viel begangenen Weg

Und doch hat diese Geschichte etwas Unglaubliches, einen Hauch von 1. April: Denn die Spur, die niemand sah, lag in einer überaus belebten Gegend. Ausgerechnet die „Georoute Ruhr“ führt seit Jahren direkt am Fundort vorbei, und die Wanderwege längs der Ruhr sind auch ganz nah, auf denen an jedem brauchbaren Tag Tausende entlang spazieren. Der Biergarten des beliebten Ausflugslokals „Zur alten Fähre“ ist sogar nur 120 Schritte und eine Abbiegung entfernt. Aber das Lokal ändert seinen Namen jetzt vermutlich sowieso in „Zur alten Fährte“.