Ruhrgebiet. . Zur Fußball-Europameisterschaft wird es überall im Revier auch wieder Public Viewing geben. Am Dienstag hat das NRW-Verbraucherministerium nun den Kommunen empfohlen, großzügig zu sein, wenn das Spiel – und damit das Public Viewing – länger als 22 Uhr dauern. Ein Überblick zeigt, wo wann was los ist.
Essens Isenbergplatz kann es nicht mit Dortmunds Friedensplatz aufnehmen. Keine Frage. Hier reden wir von Hunderten, dort von über 10 000 Zuschauern beim Public Viewing. In Dortmund rackern sich die Fußballer überlebensgroß auf zwei Leinwänden ab, in Essen recken sich die Anwohner auf Zehenspitzen, um in ihren Lieblingskneipen, dem „Prinz“, der „Goldbar“ oder dem „Click“, auch nur einen Hauch des telegenen Rasens zu erspähen. Aber es ist Sommer, es ist Fußball-EM, und es ist Party!
Eigentlich ist der Zusammenprall von nächtlichem Lärm und Nachbars Schlafbedürfnis immer ein konfliktreiches Thema. Am Dienstag nun hat das NRW-Verbraucherschutzministerium den Kommunen empfohlen, großzügig zu sein, wenn Public Viewing über 22 Uhr hinausgeht – und das wird häufig so sein, siehe auch: Spielplan. Live is live.
Fußball ist Ausnahme-Zustand
Und nach dem Spiel muss eben Schluss sein. „Die Nachbarschaft ist ohnehin komplett dabei. Nach dem Abpfiff wird ruckzuck abgebaut. Probleme gibt es da nicht“, sagt eine Anwohnerin des Isenbergplatzes. Fußball, egal ob EM, WM oder Champions-League, ist eben Ausnahme-Zustand. Da gucken alle, am liebsten zusammen.
Besonders teuer im VIP-Bereich des Freizeitzentrums Xanten: 29 bzw. 39 Euro kosten die Karten dort. Dafür gibt es auch Fingerfood und Kanapees zur Deutschland-Elf. Essens Grugahalle verspricht sich in ein „XXL-Wohnzimmer für Fußballbegeisterte“ zu verwandeln. Umsonst und drinnen.
Über zehntausend Menschen werden in Dortmund erwartet
In Bochum organisiert das Gucken im Westpark Marcus Gloria, eine Fingerübung sozusagen, der Mann kriegt ja auch das riesige Festival „Bo Total“ gestemmt. Und in Dortmund ist der Friedensplatz für solche Zwecke ohnehin Kult. Kein Platz kennt Public Viewing so gut wie dieser. Über zehntausend Menschen werden auch dieses Mal erwartet. Allerdings ohne Flaschen, ohne Glas und Bengalos. Kontrolliert wird wie in Stadien.
„Die zur WM 2006 entwickelten Sicherheits-Standards haben sich bewährt“, sagt Arnold Plickert, der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW. Plickert, der als Einsatzleiter einer Hundertschaft viele Fußball-Spiele begleitet hat, empfiehlt bei sommerlichen Temperaturen zudem einen „Hydranten in der Nähe: Zur Abkühlung kann die Feuerwehr dann notfalls Wasser spenden.“ Bislang sei immer alles gut gegangen, die Fans hätten „friedliche Feste gefeiert“. Plickert: „Wir wollen hoffen, dass sich der Wahnsinn mit den Bengalos nicht überträgt!“
Schützenverein verschiebt Proklamation wegen Fußball-EM
Eigentlich also guckt ganz NRW, potenzielle Zuschauer müssen nur eines im Blick behalten: Manche Standorte zeigen alle Spiele, andere nur deutsche, wieder andere erst ab Zwischenrunde (Arena Oberhausen). Auch die Zugangsbedingungen können unterschiedlich ausfallen, einige Public Viewings finanzieren sich durch den Verkauf von Snacks und Getränken.
Und dann gibt es immer diese lokalen Besonderheiten. Im niederrheinischen Rees wird vor allem das Spiel gegen die Niederlande (13.6.) mit Spannung erwartet: Denn die größte Gruppe von Ausländern in Rees kommt aus den Niederlanden. 100 Kilometer weiter östlich steht dagegen eher Deutschland-Portugal am 9. Juni im Mittelpunkt: Wegen des Public Viewings verschiebt der Schützenverein in Unna seine für den 9. geplante Proklamation um einen Tag.
Wer ist also König?