Kaarst. In Berlin zeigt die CDU-Bundestagskandidatin Vera Lengsfeld derzeit Brust und löst bundesweiten Wirbel aus. In Kaarst bei Düsseldorf werben die Grünen für die Kommunalwahl zwei wenigen Tagen mit einem blanken Frauenhintern. Und ernten Proteste.
Nicht nur die Berliner CDU-Frau Vera Lengsfeld macht derzeit mit einem provokanten Wahlplakat von sich Reden: Auch die Grünen in Kaarst bei Düsseldorf müssen sich derzeit reichlich Kritik anhören, die man der Partei Bündnis90/Die Grünen gegenüber eigentlich nicht erwartet. Rassistisch", "sexistisch", "frauenfeindlich", lauten die Vorwürfe.
Grund: Eines ihrer Wahlplakatmotive der örtlichen Kampagne zur Kommunalwahl am 30. August stößt so einigen Betrachtern in dem Städtchen im Kreis Neuss sauer auf. Das Motiv zeigt einen wohl geformten schwarzen Frauenhintern, dessen Pobacken zwei weiße Frauenhände lustvoll umgreifen. Darüber der Claim: "Es gibt nur einen Grund, schwarz zu wählen".
Christian Gaumitz, Fraktionsvorsitzender der Kaarster Grünen, hält die Kampagne für gelungen, trotz teilweise heftiger Anwürfe aus der Bevölkerung: "Wir wollten provozieren und Aufmerksamkeit erreichen - das ist uns gelungen."
Anwürfe, das Plakat, das laut Gaumitz etwas 25 mal im Kaarster Stadtgebiet zu sehen ist, sei frauenfeindlich und sexistisch weist er zurück: "Das ist ein schönes Motiv, an dem ich nichts herabwürdigendes sehe". Vielmehr seien Werbespruch und Bild "bewusst mehrdeutig" gewählt worden - mit einer klaren Aussage, die auf die lokalpolitischen Verhältnisse in Kaarst abziele: "Die Stadt ist schwarz, die CDU hat hier seit Jahrzehnten die absolute Mehrheit." Und diese Mehrheit wollen die Grünen, die bis dato mit fünf Ratsvertretern im Stadtparlament vertreten sind und bei der Kommunalwahl 2004 etwas über 11 Prozent der Stimmen gewannen, "nun brechen", erklärt Gaumitz.
"Der Grund, Grün nicht zu wählen"
Unterdessen sorgt die Kampagne bundesweit für Wirbel. Auch aus der Parteizentrale in Berlin "gab es eine Anfrage", berichtet Christian Gaumitz, der daneben hervorhebt, "dass auch schon ein paar Leute in unserer Geschäftsstelle waren, die das Plakat als Poster haben wollten".
Gar nicht witzig wird die Aktion im Internet kommentiert. Auf npd-blog.info, ein Blog, das "menschenfeindliche Einstellungen" brandmarkt, wird der Slogan gedreht. Das Plakat sei "Der Grund, Grün nicht zu wählen".
Im Büro der NRW-Grünen zeigt Sprecherin Andrea Rupprath durchaus Verständnis für die Kritik, "dass da einige Fragen, was hat Sex mit Politik zu tun, kann ich nachvollziehen". Den Rassismus-Vorwurf hält Rupprath aber für übertrieben: "Die Grünen stehen für Vielfalt und die Akzeptanz anderer Kulturen". Das könne man im übrigen auch in dem Plakat wiederfinden: Zwei Frauenhände, die einen Frauenpo umgreifen - das entspreche durchaus der Grünen-Haltung zur Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.