Düsseldorf/Frankfurt. . Wer am Dienstag von Düsseldorf aus fliegen wollte, musste bangen, ob sein Flieger überhaupt startet. Wegen des von Verdi ausgerufenen Warnstreiks fielen 25 Flüge aus, Dutzende hoben verspätet ab. Doch andere Flughäfen traf es noch viel härter. Das Verständnis der Reisenden hielt sich in Grenzen.
Die Abflugzeit steht da in Rot, und rot heißt: verspätet! Antalya verzögert sich von 6 Uhr auf 10.30 Uhr, Berlin ist verschoben von 6.40 Uhr auf 8.45 Uhr, Puerto Plata schleppt sich hin von 9.05 Uhr auf 11.40 Uhr, das zeigen die elektronischen Anzeigetafeln an; aber insgesamt halten sich die Verspätungen am frühen Morgen auf dem Düsseldorfer Flughafen in äußerst überschaubarem Rahmen. Schaut ein junger Mann in sein Smartphone, „Zürich, Paris, London, geht wohl doch alles raus“, sagt er seinen Eltern aus der Generation Festnetz.
Aber natürlich gibt es auch die, die gestrandet sind, die umplanen müssen oder absagen, warten, rauchen, sich langweilen. „Ich stand schon in der Abfertigung, da wurde die Abfertigung eingestellt“, sagt die Geschäftsfrau Gisela Schmidt aus Mönchengladbach auf ihrem unterbrochenen Weg nach Tegel: „Jetzt bin ich auf 10.40 Uhr, und ob der wirklich rausgeht, kann mir niemand sagen.“ Eine andere Frau aus Düsseldorf fährt jetzt erstmal wieder nach Hause, ihr Flug ist abgesagt, sie erregt sich: „Null Verständnis habe ich für die Gehaltsforderungen dieser Leute da unten, Null!“
25 Flüge werden in Düsseldorf gestrichen
„1. Wahl für weltweit fliegen“ steht auf einem riesigen Plakat hier in Düsseldorf, es wirbt in schlecht gelandetem Deutsch für eine Fluggesellschaft – denn diesen Tag kann das Plakat ja auch nicht meinen. Nicht diesen Dienstag, an dem Verdi auf den Flughäfen streikt. Frankfurt, Berlin, Köln/Bonn . . . Gepäckabfertigung, Bustransfer, Werkstätten, Bodendienst . . . 25 annullierte Flüge (von 300) kommen in Düsseldorf zusammen, 85 in München. Und doch konnte vom angekündigten „Lahmlegen“ der Flughäfen nicht die Rede sein und auch nicht vom „Chaos“, das Journalisten so gerne ausrufen schon bei kleineren Unregelmäßigkeit (man könnte glatt sagen, sie leben davon, aber das gehört jetzt wirklich nicht hierhin).
443 annullierte Flüge in Frankfurt/Main, das ist hier jeder dritte – freilich sind die meisten ausgebremsten Passagiere gar nicht erst erschienen. Dennoch entstehen am Morgen Schlangen an den Infopunkten, und Fraport-Mitarbeiter geben Wasser, Saft und Riegel aus aus jenen Wägelchen, die sonst vom Mittelgang eines Flugzeugs aus die Welt sehen.
„Bleibt ja nichts übrig, als zu warten“
Hier gibt es eher Verständnis für die Streikenden, „wir sind schon fast da und kommen schon an“, trösten sich Französinnen, die gerade aus Bangkok gekommen sind und jetzt nicht weiterkommen nach Lyon: „Das ist kein Spaß, aber was soll man machen!“ Voller Verständnis zeigen sich auch Fluggäste aus Bad Homburg auf dem Weg nach Dubrovnik, indes stellt sich heraus: Sie besuchen offiziell diese Partnerstadt und sind selbst im öffentlichen Dienst.
Ganz unbemerkt von den Fluggästen hatte der Streik bereits um Mitternacht auf dem Flughafen Köln/Bonn seinen Auftakt gemacht. Dort ruhte die Abfertigung der Frachtmaschinen, von Passagieren völlig unbemerkt und deshalb schmerzfrei. Laut Verdi sei die Arbeit dort zeitweilig völlig zum Erliegen gekommen. Laut Flughafensprecher konnte von den 38 vorgesehenen Frachtmaschinen nur die Hälfte wie geplant starten. Massive Auswirkungen für die betroffenen Fluglinien: Die Maschinen blieben am Boden kleben oder mussten sogar unverrichteter Dinge – mit leerem Bauch – wieder von dannen ziehen.
Zurück nochmal zum Düsseldorfer Flughafen, wo sich der Abflug eines anderen Ehepaares – Schmidt, Heinz und Anita – in ihren dominikanisch-republikanischen Urlaub um zweieinhalb Stunden verspätet. „Was soll man machen?“, fragen die beiden Münsteraner eher rhetorisch: „Bleibt ja nichts übrig, als zu warten.“
Gespannt auf das Verhandlungsergebnis
Da sagen sie was, die Schmidts, denn das gilt auch im übertragenen Sinne: darauf zu warten, was Verdi und die Arbeitgeber am heutigen Mittwoch und am Donnerstag zusammenverhandeln.