Duisburg. . Der Zoofachhändler Norbert Zajac bricht ein Tabu. Er verkauft Welpen und bringt Tierschützer gegen sich auf. Beides mit Erfolg. Der Duisburger Unternehmer verkaufte nach wenigen Stunden den ersten Dackel.

„Hunde sind in diesem Bereich verboten“, steht über dem Eingang zur umstrittenen Hundehalle. Das hätten die Tierschützer wohl gern, die draußen gegen den Verkauf von Welpen bei Zoo Zajac, dem weltgrößten Tierfachmarkt in Duisburg-Neumühl, protestieren. Aber Norbert Zajac selbst hat das Schild anbringen lassen. Hunde von Kunden könnten die Welpen ja anstecken oder anblaffen, die nun hinter Glas auf ein Herrchen warten.

Fünf namenlose Dackelkinder (Stück 799,- bis 899,- Euro) sind die ersten von 25 Welpen, die in einer surrealen Prozession aus der Quarantäne zu ihren Boxen getragen werden – vorbei an Kameras, Hundefreunden und Norbert Zajac, der souverän die größte Werbeveranstaltung seines Lebens bestreitet.

Der übergewichtige Mann mit den unterlaufenen Augen und dem lila Batik-Tier-Shirt hat ein Tabu gebrochen. Ist stolz, wieder etwas geschafft zu haben, was man ihm nicht zutraute. Hunde werden in Deutschland seit rund zwanzig Jahren nicht mehr gehandelt; man kauft sie direkt vom Züchter oder Tierheim. Das damals verschärfte Tierschutzgesetz beendete die traurigen Zustände in den Zoohandlungen, es kam noch eine Selbstverpflichtung des Handels hinzu. Und nun das: ein Tiermarkt in Baumarktgröße – 12 000 Quadratmeter! – steigt groß ein. Tausend Welpenverkäufe im Jahr sind angepeilt.

Alle Organisationen sind dagegen

Der Deutsche Tierschutzbund und der Verband Deutscher Hundehalter, die Bundestierärztekammer und die Tierheime, alle sind sie gegen das Prinzip Zajac. Sie fürchten, dass spontan gekaufte Tiere ausgesetzt werden. Dass Hallodris zu Herrchen werden. Dass die Hunde durch den frühen Wechsel ihrer Bezugspersonen psychisch gestört werden könnten. Dass Tierheime auf ihren Hunden sitzen bleiben. Dass andere Händler nachziehen.

Foto: Stephan Eickershoff
Foto: Stephan Eickershoff © WAZ FotoPool

Die radikalen Demonstranten lässt Zajac nicht mehr in sein Geschäft, zwei engagierte Damen verweist er des Hauses, weil sie angeblich „Unwahrheiten verbreitet“ hätten. Mit anderen Kritikern wie der Hundebesitzerin Michaela Beermann aus Moers (47) diskutiert Zajac demonstrativ gelassen: „Wenn wir feststellen, der Kunde ist nicht geeignet, dann kriegt er kein Tier.“ Es würden nur Familienhunde verkauft. Cairn Terrier, Labradoodles etwa. Und diese könnten natürlich im Geschäft zurückgegeben werden. Über Zeitungsinserate könne man ja auch Hunde kaufen, und wer kontrolliert diese Quellen? Schließlich: Man kaufe nur von Züchtern, die man kenne. Und erst im Alter von acht Wochen, wie üblich. „Wir lassen die Hunde beieinander. Für jeden Wurf gibt es dann zwei feste und geschulte Bezugspersonen, die die Tiere betreuen und regelmäßig bespielen“, sagt Zajac.

Hinter ihm erkundet die zehn Wochen alte Dackelbande ihre Box hinter der Scheibe, eine von neun: Mit Außenbereich misst sie 35 Quadratmeter. Eine Rückzugsecke ist nur per Kamera einsehbar. Spielzeuge überall. Lustiges Hundeschütteln. Wedelnde Schwänze. Kindchenschema siegt. „Die Boxen“, muss Beermann am Ende zugeben, „sind wirklich gut gemacht.“ Skeptisch ist sie weiter wegen möglicher Spontankäufe.

Norbert Zajac. Foto: Matthias Graben
Norbert Zajac. Foto: Matthias Graben © WAZ FotoPool

800 000 Euro hat die Halle gekostet. Eine Quarantänestation mit separater Heizung, Belüftung und Intensivstation inklusive. Man braucht eine ungewöhnliche Geschäftsgröße um alle Vorgaben einzuhalten. Und die schiere Größe ist auch Geschäftsmodell, denn Zoo Zajac ist längst Ausflugsziel. Und lockt nun mehr Kunden durch die süßen Welpen.

Zajac selbst legt dieses Modell offen: „An den Hunden selbst verdiene ich nichts. Wie mit allen Tieren.“ Über das Drumherum macht er seinen Gewinn. 500 Euro geben die Menschchen im Jahr für Futter & Co. aus, 7500 Euro in einem Hundeleben. Davon will Zajac etwas abhaben. Darum bringt er Hunde unters Volk.

Prinzipielle Einwände

Deswegen wird er nie mit den 25 radikalen Kritikern von „Peta“ zusammenkommen, die am Freitag zum siebten Mal vor seinem Parkplatz skandieren. Ihr wichtigstes Argument nennt Sebastian Gasior: „Wir sind prinzipiell gegen Zucht. Wir brauchen nicht mehr Tiere, sondern eher weniger.“ Tierheime gehen vor.

Doch während sich draußen ein Peta-Aktivist sein Hundekostüm überzieht, wird drinnen der erste Dackel verkauft an Sandra und Dominic Hietsch aus Essen. Aber dieses Geschäft wurde schon eine Woche zuvor angebahnt, und Herrchen Hietsch wirkt außerordentlich gut vorbereitet auf den Medienrummel. Sein Dackel soll Motte heißen.