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Am Freitagmorgen um 9.20 Uhr entdeckte ein Mitarbeiter des Golfclubs Großensee bei Hamburg die Tote. Sie lag an einem Abzweig zu einem Wirtschaftsweg in der Nähe von Loch 2. Anfangs wollte die Lübecker Polizei nicht einmal ein Sexualverbrechen ausschließen, weil die Jeans der jungen Frau leicht geöffnet und ihr Slip zu sehen war. Wenige Stunden später hatten die Ermittler die Identität geklärt.
Die Ermittlungskommission „Talstraße“ der Polizei Bielefeld übernahm den Fall und informierte am Samstag um 14.21 Uhr die Öffentlichkeit: „Das Obduktionsergebnis und weitere Ermittlungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Frau eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Es handelt sich bei der Toten aller Wahrscheinlichkeit um die seit dem 1. November 2011 aus Detmold verschwundene Arzu Ö.“ Offenbar musste sie ihre Liebe zu einem 20-jährigen Deutschen mit dem Leben bezahlen. Vier Brüder und eine ihrer Schwestern sitzen in Untersuchungshaft, weil sie verdächtigt werden, Arzu Ö. in der Nacht zu Allerheiligen aus der Wohnung ihres Freundes verschleppt zu haben. Nach dem Leichenfund wird der Haftbefehl wegen Geiselnahme vermutlich auf Mord erweitert. Aus „kriminal- und ermittlungstaktischen Gründen“ gibt die Mordkommission zurzeit keine weiteren Informationen bekannt. Bestätigt wurde aber, dass der Fundort der Leiche nicht der Tatort ist. Zeugen hatten im November der Polizei erzählt, sie hätten in der Tatnacht in einem Detmolder Waldgebiet mehrere Schüsse gehört.
Polizei ging früh von sogenanntem "Ehrenmord" aus
Arzu entstammt einer als gut integriert geltenden Familie jesidischen Glaubens, die vor 30 Jahren aus den türkischen Kurdengebieten nach Detmold kam. Dem nichtislamischen Jesidentum kann man nicht beitreten. Streng orthodoxe Jesiden achten darauf, dass nur innerhalb der Religion geheiratet wird. Arzu Ö. durchbrach die Regel, als sie sich während der Arbeit als Verkäuferin in einer Bäckerei in den 20-jährigen Bäckergesellen Alex K. verliebte. Ihre Familie soll ihr die Beziehung verboten, Vater und Bruder sollen sie im August verprügelt haben. Die 18-Jährige flüchtete ins Frauenhaus. Zur Tarnung wichen die langen schwarzen Haare einer blonden Kurzhaarfrisur.
Es nutzte nichts. Trotz vieler Warnungen ging sie in der Nacht zum 1. November wieder zu ihrem Freund. Kurz darauf, so erzählte der 20-Jährige später der Polizei, stürmten die fünf Geschwister herein, in der Hand hielt ein Bruder eine Schusswaffe. Dem Freund brachen sie einen Finger, verschleppten die Schwester.
Die Polizei war sich relativ früh sicher, dass es sich um eine Art „Ehrenmord“ handeln könnte. Sie gab aber die Hoffnung nicht auf, Arzu lebend zu finden. Als die inhaftierte Schwester im Dezember sagte, ihre Verteidigerin wisse, wo sich Arzu aufhalte, durchsuchten die Beamten sogar die Anwaltskanzlei.