Hannover. Vor einer Woche hat ein Vater seine Tochter in Stolzenau auf offener Straße erschossen. Die 13-Jährige wurde nun beigesetzt - Hunderte trauerten um sie. Ein Vertreter der Jesiden forderte eine strenge Bestrafung. Der Vater ist immer noch auf der Flucht.
Die Trauergäste haben ein Bild der Getöteten an ihre Jacken geheftet. Sie tragen Blumen hinter dem Wagen her, der zu dem für jesidische Beerdigungen reservierten Teil auf dem Stadtfriedhof Lahe in Hannover fährt. Dort ist am Mittwoch die 13-Jährige beerdigt worden, die in Stolzenau von ihrem eigenen Vater auf offener Straße getötet wurde. Hunderte Menschen sind gekommen, um von der Jugendlichen Abschied zu nehmen.
Ganz bewusst wurde für die 13-Jährige der Friedhof im Stadtteil Lahe ausgesucht. Dort gibt es einen Bereich, auf dem Jesiden in Richtung der aufgehenden Sonne beerdigt werden können, so wie es ihrer Religion entspricht. Bei der Beerdigung sprechen die Trauergäste Gebete und legen ihre Kränze und Blumen nieder, nachdem der schlichte Holzsarg in die Erde gelassen wurde.
Tat steht im Widerspruch zu den religiösen Werten der Jesiden
"Wir sind tief bestürzt", sagt Telim Tolan, Vorsitzender des Zentralrates der Jesiden. Die Tat stehe im absoluten Widerspruch zu den religiösen und moralischen Werten der jesidischen Gemeinde. Deshalb fordere sie auch eine strenge Bestrafung. "Wir wollen keine mildernden Umstände aufgrund von kulturellen Gründen. Unsere Religion erlaubt keine Gewalt."
Der Mutter gehe es besonders schlecht, sagt Sükrü Kaska, der Mitglied im Bremer Rat für Integration ist, Religionsunterricht erteilt und das getötete Mädchen kannte. Er beschreibt das Mädchen als sehr fröhlichen und offenen Menschen, der immer sehr interessiert gewesen sei.
Vater der getöteten 13-Jährigen auf der Flucht
Am Rande der Trauerfeier macht unterdessen die Kurdische Frauengruppe Hannover auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Die Frauen halten die Tötung des Mädchens durch seinen Vater für eine Folge von rückständiger patriarchalischer Mentalität, mit der es nicht vereinbar sei, wenn ein junges Mädchen seinen eigenen Weg gehen möchte. "Der Tod von Souzan hat gezeigt, dass es notwendig ist, diese Kulturirrtümer als das zu verstehen, was sie sind: Verbrechen gegen die Menschlichkeit", heißt es in einem Schreiben der Gruppe, das die Frauen vor dem Friedhof verteilen.
Nach dem Vater wird noch immer international gesucht. Durch eine Fahndung bei der ZDF-Sendung "XY...ungelöst" erhofft sich die Polizei weitere Anhaltspunkte. Derzeit seien rund 120 Hinweise eingegangen, sagt ein Polizeisprecher, allerdings gebe es weiterhin keine heiße Spur. (dapd)