Duisburg. . Jede Gemeinde will den denkbar besten Eindruck hinterlassen, wenn der Bischof kommt. Franz-Josef Overbeck besucht die Kirchen im Duisburger Norden, denen eine Schließung droht. Eine Entscheidung wird er am 21./22. Januar bekannt geben.

Die Katholiken im Duisburger Norden haben mobil gemacht. Jede Kirchengemeinde will bei Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck den denkbar besten Eindruck hinterlassen. Denn dann, so hoffen sie inständig, wird er ihre Kirche von der drohenden Schließung verschonen – und die Nachbarkirche treffen. Denn dass Kirchen geschlossen werden müssen, sehen alle ein, beteuern sie jedenfalls.

Und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. So zählt Duisburg Hamborn seit 1958, seit der Gründung des Bistums, fast 45 000 Katholiken weniger. Von einst 70 931 Katholiken waren es 2010 noch 25 806. Entsprechend gingen die Kirchensteuer-Einnahmen zurück.

Keine Gemeinde will nachgeben

Doch keine Gemeinde will nachgeben. Gläubige hatten Overbeck im November das Versprechen abgerungen, vor der endgültigen Entscheidung noch einmal alle fünf in frage kommenden Kirchen im Duisburger Norden anzusehen. Gestern dann machte er sein Versprechen wahr.

Schon an der ersten Station, vor St. Peter in Marxloh, wartet eine Gruppe hoch engagierter Katholiken. Fernsehteams, Fotografen und Journalisten beobachten jede Regung des Bischofs. Denn in Marxloh geht es nicht nur um die mögliche Schließung von St. Peter, hier geht es um die Schließung der einzigen katholischen Kirche inmitten eines muslimisch geprägten Stadtteils; um das letzte sichtbare christliche Gegenüber zur Moschee.

„Nicht alles kaputtmachen“

Doch der Bischof verrät mit keiner Miene, was er über die Zukunft von St. Peter denkt. Die 70-jährige Anne Marie Maas, ehrenamtliche Küsterin, flüstert: „St. Paul von nebenan ist doch schon geschlossen.“ Und: „Es ist nicht gut, wenn das hier einfach kaputtgemacht wird.“ Der Bischof betet mit den Gläubigen, die sich eingefunden haben, unterhält sich. Dann geht es zu Fuß weiter zur nächsten Kirche. Auf die Frage, ob das Bistum diese Kirche nicht allein schon aus politischen Gründen neben der Moschee aufrecht erhalten sollte, antwortet er ausweichend: „Wir leben in einem Staat, der die Religionsfreiheit achtet.“ Und auch das Bistum bekenne sich dazu. Aber Gotteshäuser allein gäben keine Hinweise auf die Präsenz des religiösen Lebens. „Aber eine Entscheidung werden Sie jetzt nicht von mir hören.“

Aber auch die anderen Gemeinden kämpfen. Allen voran die Initiative „Rettet St. Barbara“. Ihre Kirche liegt in einem bürgerlicheren Wohnviertel. „Jede Kirche, die geschlossen wird, ist eine zuviel“, sagt Christian Brams von der Initiative. Aber wenn es hart auf hart komme, dann sollten doch St. Barbara oder St. Norbert bleiben. Häuserkampf in den Gemeinden.

Lebendige Gemeinde

Auch die anderen wollen nicht aufgeben, St. Hildegard und Herz-Jesu. Alle erklären dem Bischof, wie lebendig die Gemeinde ist, welche Konsequenzen eine Schließung hätte. Und er hört sich die Argumente sehr aufmerksam an. Er spüre „Melancholie“, sagt er am Ende. „Ich wäre lieber ein Bischof, der den Menschen nicht sagen müsste, dass Kirchen geschlossen werden.“ Aber demografische wie finanzielle Gründe sprächen dagegen. Seine Entscheidung falle am 21. Januar.

Doch eines steht schon jetzt fest: Keine Gemeinde wird sie akzeptieren. Der Häuserkampf dürfte weitergehen.