Düsseldorf. Der grüne Umweltminister Remmel will das Jagdrecht in NRW verschärfen. Die Liste der jagbaren Tierarten soll zusammengestrichen werden. So könnten Blässhuhn, Möwen, Tauben und Kormorane künftig tabu sein. Die Jäger im Land sind empört.
Jäger müssen sich auf eine drastische Verschärfung des Jagdrechts in NRW einstellen. Umweltminister Johannes Remmel will die Liste der jagdbaren Tierarten künftig deutlich einschränken. Die 90 000 Jäger in NRW laufen Sturm gegen die grünen Pläne.
Seit 1976 wurde das Jagdgesetz nicht verändert. Längst sieht der Minister erheblichen Handlungsbedarf, den Natur- und Tierschutzgedanken stärker zu verankern. „Wir wollen einen Paradigmenwechsel hin zur Nachhaltigkeit einleiten und das Jagdrecht an ökologischen Zielen ausrichten.“ Die Folge: Von der Liste der heute 100 jagdbaren Tierarten könnten nicht nur Blässhuhn, Türkentaube und Möwenarten gestrichen werden. Auch die Bejagung des Fischräubers Kormoran soll geprüft werden.
Der Präsident des Landesjagdverbandes, Jochen Borchert, wehrt sich gegen eine Änderung der „seit Jahrzehnten bewährten“ Jagdliste. Auch die Jagdhundeausbildung an lebenden Enten und Füchsen hält Borchert für tierschutzgerecht. Das sieht Remmel deutlich anders. Zwar liegt bisher kein Entwurf für ein neues Jagdgesetz auf dem Tisch. Einzelne Änderungen will Remmel aber durchsetzen:
• Verbot der Ausbildung von Jagdhunden an lebenden Enten sowie Füchsen im Kunstbau.
• Beschränkung der Fallenjagd.
• Intensivierung der Jagd auf Schalenwild (Reh, Hirsch).
Remmel beklagt die zu hohen Schalenwildbestände und die damit einhergehenden Wildschäden. Und der Minister nennt Gründe, warum mehr Wild geschossen werden soll: Es wird zu viel gefüttert. Zudem kommen die Jäger aus Sicht Remmels ihrer Hegeverpflichtung nur unvollkommen nach.
Künftig darf laut NRW-Koalitionsvertrag in Schutzgebieten allerdings nur noch gejagt werden, wenn „der Schutzzweck dies erfordert“. Es muss ein „vernünftiger Grund“ für die Bejagung vorliegen, und die Art darf in ihrem Bestand nicht gefährdet sein. Das ist aber nach Remmel nicht nur bei Möwe, Blässhuhn und Türkentaube der Fall.
Heftiger Streit mit den knapp 90 000 Jägern in NRW entzündet sich am geplanten Verbot der Jagdhundeausbildung an lebenden, flugunfähig gemachten Enten. Remmel hält es für nicht mehr hinnehmbar, dass Schmerzen und Leiden von Übungstieren bewusst in Kauf genommen werden. In einzelnen Bundesländern gilt bereits ein Verbot. Auch in NRW sollen die Praktiken verboten werden. Jägerpräsident Borchert warnte den Minister deshalb offen vor einer „Jagdpolitik gegen Jagd und Jäger“.
Nach den Plänen des Umweltministers soll der Entwurf für ein „ökologisches Jagdgesetz“ 2012 vorgelegt und 2013 im Landtag beraten werden. Damit könnten die schärferen Regelungen 2014 in Kraft treten. Im Ministerium arbeitet ein „Runder Tisch“ mit Jägern, Landwirten, Natur- und Tierschützern, Waldbesitzern und Wissenschaftlern an einer Lösung, um die Konflikte einzudämmen.
Maximalforderungen belasten Gespräche
„Es herrscht ein Klima der Konfrontation“, weiß ein Teilnehmer zu berichten. Der Bund für Umwelt und Naturschutz verlangt als weitestgehende Forderung eine Umkehr der Beweislast. Danach soll die Jagd auf Tiere nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein. Das aber geht nicht nur den Jägern deutlich zu weit.
Im rot-grünen NRW-Koalitionsvertrag hat die Regierung die Leitlinie formuliert: „Praktiken, die mit dem Tierschutz unvereinbar sind, wollen wir künftig untersagen.“ Das dürfte in den nächsten Monaten noch für erheblichen Zündstoff in NRW sorgen.