Guatemala-Stadt. . Seit elf Jahren unterstützt die Duisburger Kindernothilfe die „Nationale Kommission gegen Misshandlung und Missbrauch von Kindern“ (Conacmi) in Guatemala. 150 Familien betreut die Organisation derzeit im ganzen Land. Es müssten viel mehr sein.

Seit 1994 versucht die „Nationale Kommission gegen Misshandlung und Missbrauch von Kindern“ (Conacmi) in Guatemala zu helfen. Viel Befriedigung habe das gebracht, sagt Conacmi-Direktor Miguel Angel López, „aber auch viel Frustration“. Denn das Geld, zu 100 Prozent als Spenden „erbettelt“, reicht vorn und hinten nicht.

150 Kinder und ihre Familien kann die Hilfsorganisation, die seit Jahren von der Duisburger Kindernothilfe unterstützt wird, in der Hauptstadt und auf dem Land zeitgleich betreuen, aber: „Es sind noch so viele da draußen, die Hilfe brauchen.“ Gern würde Conacmi sein Angebot auf 300 Kinder erweitern, aber dafür bräuchte es mehr Platz als die beengten, zum Teil fensterlosen Räume eines alten Gebäudes in der gefährlichen Zone 1 von Guatemala-City.

Eineinhalb Planstellen

Und mehr Personal: Derzeit gibt es nur eineinhalb Planstellen für Psychologen bei Conacmi, die doch zentraler Bestandteil der Arbeit sind. Psychologin Gloria Solares „kommt an ihre Grenzen“, gesteht López, auch mit ihrem Vertrag, der monatlich verlängert wird – fatal für die Kinder, die nichts mehr brauchen als einen Menschen, dem sie endlich vertrauen können. Der nicht morgen wieder aus ihrem Leben verschwindet.

Eine Stunde Therapie kostet rund 250 guatemaltekische Quetzales, das sind rund 25 Euro. Eine Waschfrau vor Ort aber, und das ist ein typischer „Beruf“ für die armen Menschen in Guatemala, hat vielleicht 100 Euro im Monat, das gesetzliche Mindesteinkommen liegt bei 180 Euro. Eine Therapie für ein misshandeltes und/oder missbrauchtes Kind kann sich also keine Familie jemals leisten. Zumal es dabei nicht bleibt: Oft muss eine weite Anreise in den gefährlichen Bussen bezahlt werden, in denen es beinahe jeden Tag tödliche Schießereien gibt. Dazu Haus- und Gerichtsbesuche und die Sozialarbeit. Und Gesundheitsversorgung – die meisten Kinder kommen mit Krankheiten, Unterernährung, Mangelerscheinungen. „Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen“, sagt López, „man muss überall helfen.“

Keine Einzelschicksale

Zudem haben sie bei Conacmi mit den Jahren gelernt: Es reicht nicht, sich um die einzelnen Schicksale zu kümmern. Sie müssen auch aufgearbeitet werden, ausgewertet, um Methoden zu entwickeln, die an andere weitergegeben werden können. Damit Conacmi nicht der einzige Ort in Guatemala bleibt, an dem all die Prügelknaben und -mädchen Zuflucht finden.