Düsseldorf. Mit Lärmschutzwänden aus Glas und mit viel Grün will Verkehrsminister Lienenkämper die NRW-Autobahnen sicherer machen. Monotoner Lärmschutz und Einheitsgrün unterfordere die Autofahrer, der unbewusst schneller fahre oder ermüde. Parallel dazu startet die Kampagne "Bin ich noch wach".

Die Landesregierung will die unmittelbare Umgebung der NRW-Autobahnen abwechslungsreicher gestalten. Damit sollen die Fernstraßen verkehrssicherer werden, wie Verkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU) am Montag in Düsseldorf sagte: "Wer lange Strecken zwischen monotonen Lärmschutzwänden und Einheitsgrün zurücklegt, ermüdet schneller und macht Fehler beim Fahren."

Außerdem drücken Autofahrer auf solchen Abschnitten nach Erkenntnissen von Verkehrspsychologen stärker aufs Gaspedal. Den Experten zufolge ist rund die Hälfte der tödlichen Unfälle auf Autobahnen Folge von Ermüdungserscheinungen, die zu einem nicht unerheblichen Teil von der Monotonie einer Strecke ausgelöst werden.

Farbige Lärmschutzwände und Brücken

Eine farbigere Gestaltung der Lärmschutzwände und Brücken sowie abwechslungsreicheres Begleitgrün sollen den Straßenraum nun für die Autofahrer interessanter machen. Als Beispiele für das Konzept nannte Lienenkämper unter anderem Lärmschutzwände aus Glas, die sich mit eingearbeiteten Farbfolien in Kunstwerke verwandeln sollen. Hinzu kommen sollen an Ausfahrten aufgestellte großformatige Schilder mit der jeweiligen Nummer der Abfahrt.

Konkrete größere Projekte gibt es bereits: So soll die durch das Ruhrgebiet führende, vielbefahrene A 42 durch die Anpflanzung neuer Gehölze zur «Parkautobahn» werden. Noch bis 31. August können die Bürger dazu in einer Internet-Abstimmung des Verkehrsministeriums zwischen drei zur Auswahl stehenden Bäumen entscheiden: Mammutbaum, Gingko oder Zypresse. Das Vorhaben ist Teil des Projekts Ruhr.2010 und wird mit EU-Geldern gefördert. Hintergrund ist die Auswahl von Essen zur europäischen Kulturhauptstadt 2010.

Ermüdung ist für die Hälfte der Unfälle verantwortlich

Ein weiteres Vorhaben ist die farbliche Neugestaltung der A 40 im Bereich der Anschlussstelle Essen-Holsterhausen. Hier führt die Strecke durch einen links und rechts von hohen Wänden begrenzten "Trog", der als Unfallschwerpunkt gilt. Mehr Farbe soll hier demnächst ebenso für Abwechslung sorgen wie eine Ehrung der aus Essen stammende Fußballlegende Helmut Rahn (1929-2003).

Dazu sollen an den Brücken des Abschnittes drei aufeinanderfolgende Schriftzüge «Rahn müsste schießen», «Rahn schießt!» und «Tor Tor Tor!» aufgemalt werden. Es ist der Kommentar des Fußball-Reporters Herbert Zimmermann aus dem Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 zu Rahns entscheidendem Tor zum 3:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn.

Begleitend zu den Projekten bringt das Ministerium unter dem Motto «Bin ich noch wach» auch eine Kampagne für mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr auf den Weg. Sie soll zum erklärten Ziel der Landesregierung beitragen, die Zahl der Verkehrstoten in NRW im Zeitraum 2005 bis 2015 zu halbieren. (ddp)