Düsseldorf. . Ministerin Löhrmann ist verärgert: Selbst beim Nachschreibetermin für Mathe wurde ein Fehler entdeckt – gerade noch rechtzeitig. Der Philologenverband wirft dem Ministerium vor, dilettantisch vorzugehen.

An Kommissionen und Gremien ist wahrlich kein Mangel. Doch trotz aller angehäufter Fachkompetenz scheinen Pannen beim Zen­tralabitur in NRW geradezu programmiert. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) versuchte am Donnerstag gar nicht erst, die jüngste Peinlichkeit – eine falsche Zahl in der Aufgabe für die Mathematik-Klausur – kleinzureden. „Ein saudummer Fehler“, gab sie spürbar verärgert zu.

Immerhin schaffte es die Unkorrektheit nicht bis in die Abi-Klausur, weil einem Lehrer aus Viersen gerade noch rechtzeitig aufgefallen war, dass in einer Tabelle eine „15“ auftauchte, wo eine „10“ hätte stehen sollen. Er konnte über die Hotline das Ministerium alarmieren, das den Fehler ausbügelte und eine Korrektur an die Schulen schickte. Die anschließende Prüfung verlief angeblich problemlos.

Ministerium verzweifelt an Zahlendrehern

Zu der Panne kam es diesmal, als Fachlehrer die Mathe-Aufgaben dem abschließenden „Praxischeck“ unterzogen und bei einer Korrektur den Fehler selbst einbauten. Selbst im Ministerium verzweifelt man, dass es Zahlendreher oder Wortfehler wiederholt durch alle Kontrollen schaffen. Denn nicht weniger als fünf Instanzen inklusive Lektorat prüfen und filtern die Abi-Aufgaben in NRW.

Allein die von Ex-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) nach dem bisher größten Abitur-Flop („Oktaeder des Grauens“) eingerichtete unabhängige Kommission an der Uni Dortmund, eine Art 'Abi-Tüv', besteht aus 21 Fachkommissionen, davon zwei für Mathematik. Kostenpunkt: 500.000 Euro pro Jahr. Aber auch die versammelten Experten konnten beim diesjährigen Abitur mehrere Fehler nicht verhindern. So wurde aus „reagieren“ in der Deutschklausur „regieren“, in Spanisch wurde „Jorge“ aus „Juan“, und in der Informatik-Prüfung waren die Aufgaben teils fehlerhaft nummeriert.

Gipfel der Peinlichkeit

Dass es sich bei dem jüngsten Mathe-Fehler bereits um einen Nachschreibtermin handelte, der wegen irreführender Aufgabenstellung in der ersten Klausur angesetzt worden war, ist nach Ansicht von Thomas Sternberg (CDU) der „Gipfel der Peinlichkeit“. Und für den Philologenverband kritisierte Peter Silbernagel, das Ministerium gehe „dilettantisch“ vor. Löhrmann kündigte an, das gesamte Verfahren erneut zu überprüfen.