Mülheim. .

Ärger mit den Aufgaben des Zentralabiturs gab es schon häufiger, nun bringt eine „irreführende“ Formulierung in der Aufgabenstellung der Mathe-Klausuren der Grundkurse manch einen Abiturienten zum Verzweifeln.

Das NRW-Schulministerium hat Schülern für kommenden Donnerstag einen zweiten Versuch angeboten – der ist für die Abiturienten aber risikoreich.

Zwei Abiturientinnen der Gustav-Heinemann-Schule erfuhren aus der WAZ von der Möglichkeit, sich bis Montag zu entscheiden, ob sie am 26. Mai, am offiziellen Nachschreibtermin, einen zweiten Versuch in Angriff nehmen wollen. Dies hatte das Schulministerium erst tags zuvor per Rundmail an die Schulen angekündigt, Posteingang: 17.25 Uhr! Das Schulministerium hatte bedauert, dass eine Aufgabe im Analysis-Bereich „zu Irritationen und Aufregungen“ geführt habe. In besagter Aufgabe „HT1“ sei es nicht darum gegangen, eine Funktionenschar zu analysieren, sondern lediglich darum, den Zusammenhang dreier konkreter Funktionen darzustellen.

„Unfaire Lösung“

Zwei betroffene Schülerinnen der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, die anonym bleiben wollen, beklagen eine „unfaire Lösung“. – „Düsseldorf hat den Fehler gemacht, wir müssen ihn jetzt ausbaden“, sagen sie. Sie ärgert, dass sie nicht mal wissen, ob sie bei ihrer ersten Klausur derart schlecht abgeschlossen haben, dass sich der zweite Versuch lohnt. „Was mache ich, wenn es jetzt noch schwerer wird“, sagt die eine.

Die andere ergänzt, dass sie das Thema Mathe gedanklich schon beiseite geschoben habe, schließlich stünden an ihrer Schule vom 25. bis 27. Mai auch die mündlichen Prüfungen an. Was beide Abiturientinnen nicht verstehen: Wer sich für den zweiten Versuch entscheidet, bekommt auch die Note daraus. Egal, ob der erste Versuch besser war. „Bei uns im Kurs sind alle total geschockt.“ Eine faire Lösung wäre aus ihrer Sicht gewesen, die unglückliche Aufgabenstellung durch mildere Noten auszugleichen.

Mülheims Gymnasien und Gesamtschulen hatten derweil die eilige Aufgabe, die Schüler schriftlich zu informieren. Einige griffen (zusätzlich) zum Telefonhörer. Dass manche Schüler die Information nicht rechtzeitig erreichen könnte, schloss das Ministerium auf WAZ-Anfrage aus: „Sie sind noch schulpflichtig und müssen erreichbar sein“, so eine Sprecherin.

Beratung für betroffene Schüler

Verständnis für die Aufregung und das Empfinden der Unfairness äußerte die Leiterin der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, Christa van Berend: „Das ist völlig nachvollziehbar. Wir finden es nicht berauschend, wie es gelaufen ist.“ Ihre Schule bietet betroffenen Jugendlichen im Rahmen der Grenzen, die die Prüfungsordnung setzt, Beratung an. Van Berend wie Leiter anderer Mülheimer Schulen mit Oberstufen glauben allerdings, dass die 22 betroffenen Abiturienten ganz gut einschätzen können, ob ein zweiter Versuch für sie lohnenswert sei. Trotzdem ihr Appell: „Ich wünsche mir, dass Schüler, die großen Sorgen haben, sich noch mal an uns wenden.“

„Schwierig“ sei die Situation für die Schüler, sagt Ute Meier als stellvertretende Leiterin der Luisenschule. Sie wünscht ihren Eleven nun „einen klaren Kopf“. Behrend Heeren, Direktor der Willy-Brandt-Gesamtschule, findet das Vorgehen des Ministeriums derweil in Ordnung. Auch wenn er die Sorgen der Schüler verstehe, „ist es letztlich ein positives Angebot. Es ist eine Chance für die, die das Gefühl haben, die Klausur zuvor nicht gut hinbekommen zu haben.“

Marion Krallmann als Direktorin am Gymnasium Heißen findet es richtig, dass die Schüler nun selbst entscheiden müssen, ob sie den zweiten Versuch wagen. „Das wird keine Qual, die Schüler können sich gut einschätzen.“