Düsseldorf. . Vorjahressiegerin Lena landete beim Eurovision Song Contest auf Platz 10. Ein Resultat, über das sie sich sehr freut. Unter anderem, weil jetzt ein Riesenstein von ihr abgefallen sei. Denn nun beginnt für die junge Frau ein neues Leben

Als die Punktevergabe zu Ende ist, da springt Lena über die Bühne, als hätte sie gerade erneut gewonnen. Dabei ist sie nur noch einmal gekommen, um Ell & Nikki das gläserne Mikrofon für ih­ren Sieg beim Eurovision Song Contest zu überreichen. So wie es der Vorjahressieger immer macht bei diesem Gesangswettbewerb. Sie habe sich, wird sie später im Interview sagen, „einfach so gefreut“ für Aserbaidschan. Und überhaupt gehe es ihr „fantastisch“. „Ich bin super zufrieden mit meinem Auftritt.“

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    Kann sie auch sein. Jedenfalls hat sie alles richtig gemacht in diesen knapp drei Minuten auf der großen Bühne in der Düsseldorfer Arena. Enger schwarzer Einteiler, etwas verrucht geschminkt, mit Hüftschwung und lasziven Blick lieferte sie zu „Taken by A Stranger“ den vielleicht besten Auftritt ihrer noch jungen Karriere ab. Aus der unbekümmerten Göre von Oslo ist eine sexy junge Frau geworden. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb reicht es am Ende nur zu Platz zehn. Vor ein paar Jahren hätte man sich in Deutschland noch gefreut über so eine Platzierung, nach dem Erfolg vom vergangenen Jahr, ist hier und da in der deutschen Fan-Gemeinde ein wenig Enttäuschung zu spüren. Doch das ist Quatsch.

    Lena ist nicht abgestürzt, ist nicht untergegangen. Vielleicht hat sie sich ein paar Punkte mehr erhofft, doch mit einem zweiten Sieg hat sie wohl selbst nicht gerechnet. Darum, hat sie in den Tagen von Düsseldorf immer wieder betont, gehe es ihr auch nicht. „Spaß haben“, war ihre Devise, noch einmal dabei sein bei diesem Wettbewerb, der ihr Leben vor einem Jahr so drastisch veränderte und dem sie so viel zu verdanken hat. Genau wie der ESC Lena. Zumindest in Deutschland.

    Denn mit ihrem Sieg in Oslo hat sie den ESC entstaubt, hat ihn praktisch wachgeküsst und ihn wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Da ist er in diesem Jahr zumindest für ein paar Wochen auch geblieben – Platz zehn hin oder her. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass das auch 2012 so bleibt. Sogar in Baku und auch ohne Lena. Selbst im Falle eines Sieges wäre sie nicht wieder angetreten, stellte sie schon vor Tagen klar. Vielleicht, weil sie wusste, dass sie die überhöhten Erwartungen nicht würde erfüllen können. Nicht an diesem Wochenende, erst recht nicht zwölf Monate später. Sie sei, beteuerte sie jedenfalls noch in der Nacht zu Sonntag, erleichtert, dass nun alles vorbei ist. „Von mir fällt ein Riesenstein.“

    Stefan Raab, ihr Entdecker und Mentor, dürfte nicht so zufrieden sein. Weil er grundsätzlich nicht gerne verliert. Aber auch, weil er nicht die glücklichste Figur abgegeben hat in den letzten Tagen. Neben der grandiosen Anke Engelke und der überraschend souveränen Judith Rakers wirkte er in den Halbfinal-Shows über weite Strecken begrenzt in seinen Möglichkeiten. Wenn Raab nicht Scherze auf Kosten anderer treiben kann, dann ist er mit seinem Latein schnell am Ende. Mit seinem Englisch übrigens auch. Mit seinen musikalischen Einlagen im Finale hat er dann allerdings einiges an Kredit zurück gewonnen. So dürfte er auch in Zukunft wieder mitmischen in Sachen ESC, auch wenn alle Beteiligten sich gestern in einer ersten Bilanz nicht endgültig festlegen wollten.

    Geburtstag feiern

    Für Lena beginnt dagegen ein neues Leben. Geburtstag feiert sie nächste Woche und wünscht sich einen Hund. Dann will sie in Urlaub. Was anschließend kommt, ist unklar. „Vielleicht studieren“, sagt sie in einem Interview, „wieder auf Tour gehen“ in einem anderen. Heute so, morgen so. Wie 19-jährige Mädchen eben so sind.