Düsseldorf. . Millionen Zuschauer werden heute das Finale des Eurovision Song Contest verfolgen. Bereits am Vorabend hat Lena im Juryfinale das Geheimnis ihres Auftritts gelüftet. Die Proben für die Mega-Show endeten allerdings in einer Lachnummer.

Wer von Lena nicht genug bekommt, so viel sei vorweg verraten, wird heute Abend beim Finale des Eurovision Song Contest in Düsseldorf voll auf seine Kosten kommen. Die Zuschauer erwartet eine gigantisch inszenierte Show, die weder mit optischen noch musikalischen Reizen geizt.

Stimmgewaltig vorgetragene Balladen treffen auf moldawischen Folklore-Ska, kurze Röcke und riesige Zwergenhüte vereinen sich auf der Bühne zum Gesamtkunstwerk, steile Haartollen im Doppelpack ergänzen ein Meer an wallenden Engelslocken, das im wabernden Kunstnebel wogt.

Einen Vorgeschmack auf das eindrucksvolle Spektakel, das heute Abend geschätzt 120 Millionen Zuschauer verfolgen werden, gab am Freitagabend das Juryfinale in der Düsseldorfer Arena. Die komplette Final-Show wird dabei vor Publikum gezeigt, allerdings nicht im Fernsehen übertragen. Die Juroren vergeben dann bereits ihre Punkte. Gleichzeitig gilt die Veranstaltung auch als Generalprobe. Wer sich also die Überraschung nicht verderben möchte, sollte ab hier nicht weiterlesen. Denn auch Lena hat das Geheimnis um ihren Auftritt bereits gelüftet.

Lenas Geheimnis: Moderatoren-Trio schmettert "Satellite“

Traditionell eröffnet der Vorjahressieger des Wettbewerbs den Abend mit seiner Hit-Nummer. Da dieses Amt aber in diesem Jahr gleichzeitig von einer Kandidatin besetzt wird, springt kurzerhand das Moderatoren-Trio - Stefan Raab, Anke Engelke und Judith Rakers - in die Bresche. Mehr oder minder talentiert, dazu aber in höchstem Maße ambitioniert, schmettern die Drei gemeinsam Lenas Hit-Nummer “Satellite”.

Und als wäre das nicht genug Meyer-Landrut für den Einstieg in den Abend, gesellen sich 42 Doubles hinzu. Alle natürlich mit langen dunklen Haaren und einem schwarzen Kleid ausgestattet, tanzen die jungen Frauen ausgelassen über die Bühne. Und zum Schluss, wie sollte es anders sein, lässt es sich die Titelverteidigerin dann doch nicht nehmen, die bunte Truppe persönlich zu komplettieren. Ein gelungener Einstieg in ein Programm, dem noch viele Höhepunkte folgen sollen.

Schwerpunkt liegt auf sozialveträglichem Pop

Denn musikalisch hat der Eurovision Song Contest definitiv aufgerüstet. Wo früher schmuddelige Zombie-Masken oder Nussecken-anpreisende Schlagersänger zumeist den einzig nennenswerten Höhepunkten des Abends darstellten, wird den Zuschauern jetzt ein durchaus ansprechender Streifzug durch die Genres präsentiert. Dass zu Gunsten der Massenkompatibilität auf Ansätze von Subkultur fast gänzlich verzichtet wird, kann auch eine deutlich sichtbare Qualitätssteigerung nicht verhindern. Der Schwerpunkt liegt auf sozialveträglichem Pop. Einflüsse von Rock, Folk oder Punk sind - wenn überhaupt - nur als Tendenzen wahrnehmbar.

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So schickt Dänemark mit “A Friend In London” eine Band ins Rennen, die sich zwar Indie-Rock auf die Fahnen schreibt, aber in erster Linie eine Bande niedlicher Internatsschüler ist, die eingängige Melodien mit eingängigen Texten kombiniert. Zweifelsohne ist ihr Song “New Tomorrow” aber ein Hit mit Ohrwurm-Qualitäten. Bemerkenswert auch die Präsenz von Evelina Sasenko, die für Litauen antritt. Mit einer faszinierenden Stimmgewalt zieht sie das Publikum in ihren Bann. Und mit Amaury Vassilli geht für Frankreich sogar ein durchaus erfolgreicher Tenor an den Start und vermag es, Opern-Flair beim ESC zu verbreiten. Er zählt sicherlich zu den Favoriten.

Ob der Jury die neue Lena gefällt?

Ohne Skurrilitäten soll aber auch dieser Song Contest nicht über die Bühne gehen. Die Wiederholungstäter “Zdob si Zdub” - anzusiedeln zwischen moldawischer Folklore, Punk und Ska - treten mit riesigen Zwergenhüten und einer elfenhaften Dame nebst Einrad auf. Immerhin haben sie in diesem Jahr auf eine trommelnde moldawische Großmutter verzichtet. Dafür hat Sänger Dino Merlin aus Bosnien-Herzegowina einen Trompeter dabei, der irritierend konzeptlos über die Bühne wieselt. Und die völlig überdrehten Jedward-Zwillinge machen auf der Bühne mehr Radau, als eine Truppe Vorschüler im Ikea-Kinderparadies am Samstagnachmittag.

Und dann ist da noch der Auftritt von Lena. Mit Spannung erwarten die Zuschauer, wie die 19-Jährige ihren Titel beim Heimspiel verteidigen, ihren gigantischen Erfolg vom vergangenen Jahr wiederholen will. Festzustellen ist auf den ersten Blick: Das quirlige Schulmädchen ist erwachsen geworden. Hier singt kein süßer Teenie, hier steht eine junge Frau. Die Augen dunkel umrandet, der Blick ernst, der Song düster und geheimnisvoll. Ob der Jury die neue Lena gefällt, ob der Wandel bei den Zuschauern ankommt, bleibt abzuwarten. Das Publikum bei der Generalprobe in der Arena jubelt jedenfalls begeistert.

Test gerät zur Lachnummer

So beeindruckend professionell der Showteil des Juryfinales inszeniert ist, so überraschend komisch wird völlig unerwartet die Probe der Live-Schalten in die Nachbarländer. Anke Engelke werden auf der Bühne die Vertreter der anderen Teilnehmer zugeschaltet. Und die sollen dann - natürlich nicht mit echten Zahlen - das Ergebnis ihres Landes mitteilen. Aber der Test gerät zur Lachnummer.

Die junge Frau aus Bulgarien weiß gar nicht, was sie sagen soll. Bei der Dame aus der Schweiz herrscht erst Funkstille, dann fällt sie Engelke ins Wort. In Dänemark ist auf einmal ein fremder Arm im Bild, und der Mann aus Frankreich ist nur am Bildrand zu sehen. Der Slowene singt und wünscht sich Stefan Raab als Manager. Der Schwede ist nur spärlich bekleidet und sagt zur Begrüßung “Wazzup”, während hinter Anke Engelke schon die Kabelträger hantieren.

Drücken wir den Organisatoren die Daumen, dass dieser Part heute Abend besser klappt. Aber freuen Sie sich in jedem Fall schon jetzt auf die Frisur des Mannes, der die Punkte aus London verkündet.