Wesel. Die frühere Porno-Darstellerin Dolly Buster muss für den Stadtrat in Wesel kandidieren. Ihr Wahlvorschlag durch die Unabhängige Weseler Wählergemeinschaft UWW sei ein "Missverständnis" sagte ihr Ehemann Dino Baumberger am Donnerstag. Die Stadt erklärte, die Kandidatenliste sei beschlossen.
Erst wollte sie, nun doch nicht mehr. Nora Baumberger, besser bekannt als Dolly Buster, ist von der Unabhängigen Weseler Wählergemeinschaft zusammen mit ihrem Ehemann Dino Baumberger als Ratskandidaten für die Kommunalwahl am 30. August benannt worden. Nachdem die Meldung am Donnerstag enormen Wirbel ausgelöste, weit über die Grenzen des Niederrheins hinaus, will Baumberger ihre Kandidatur nun zurückziehen, erklärte ihr Ehemann. Doch die Stadt ließ erklären: Ein Rückzug ist rechtlich unmöglich.
"Wir dachten, wir werden bloß Mitglied"
Es sei alles ein großes Missverständnis gewesen, sagte Ehemann Dino Baumberger auf Anfrage der WAZ-Mediengruppe. Beide, sowohl Dino als auch Nora Baumberger, seien vor Wochen von einer Bekannten, der UWW-Vorsitzenden Hilde Güney, gefragt worden, ob sie die Partei unterstützen möchten. „Wir dachten dabei aber daran, Mitglied zu werden, nicht gleich für den Stadtrat zu kandidieren”, erklärte Baumberger. Im Glauben, eine Beitrittserklärung vor sich zu haben, unterschrieben die Eheleute die Zustimmungserklärung zur Kandidatur.
Baumberger, der mit seiner Ehefrau in Wesel lebt und Geschäftsführer einer Video-Vertriebsfirma ist, erklärte, er wolle trotz Missverständnis an der Kandidatur festhalten: „Ich werde nun zur Verfügung stehen. Meine Frau aber nicht.”
Es geht um die Wahlkreise 21 und 23, in denen die Ex-Porno-Queen und ihr einstiger Entdecker Baumberger nun im Weseler Ortsteil Obrighoven als Direktkandidaten auf der Wählerliste stehen - zusammen mit Hausfrauen, einer Apothekerin, einem Tanzlehrer, einer Postangestellten und im Kreise von insgesamt 24 UWW-Kandidaten.
Wahlplakate soll es nicht geben
Wahlplakate mit der üppigen Blondine mag sich UWW-Sprecher Jürgen Oelmüller aber nicht vorstellen: "Wir werden keinen Bilder-Wahlkampf machen". Dass die Namen Nora und Dino Baumberger im Zusammenhang mit der UWW für Aufmerksamkeit sorgen, sei laut Oelmüller durchaus kalkuliert worden. „Die beiden leben in Wesel, wieso sollten sie sich dann nicht für ihre Heimatstadt engagieren?”, fragt er. „Für uns sind das Bürger wie alle anderen auch.” Dass die UWW das prominente Paar um Unterstützung bat, sei aus der Not heraus geboren worden, erklärte Oelmüller: "Es ist eben schwierig, mit einer kleinen Partei, die sieben Mitglieder hat, 25 Wahlbezirke zu besetzen. Deshalb haben wir Bekannte gebeten, uns zu unterstützen.”
"Der Druckauftrag der Stimmzettel ist 'raus"
Oelmüller betonte: Bei der Kandidatur sei auf jeden Fall alles mit rechten Dingen zugegangen: „Im April haben Nora und Dino die Zustimmungserklärung unterschrieben, bei der Nominierungsversammlung im Frühsommer haben unsere Mitglieder die beiden für die Wahlbezirke 21 und 23 gewählt, der Wahlausschuss hat letztendlich alles abgesegnet”.
Auch von Seiten der Stadt Wesel hieß es auf Anfrage, die Wahlvorschläge der UWW seien fristgerecht und korrekt eingereicht worden. „Aus diesem Grund kann Frau Baumberger ihre Kandidatur nicht mehr zurückziehen”, erklärte Angelika Kock vom Wahlbüro der Stadt. „Der Druckauftrag für die Stimmzettel ist raus, dort wird Nora Baumberger im Bezirk 21 als Kandidatin der UWW erscheinen.” Ob sie im Falle einer Wahl ihr Mandat dann annimmt, sei eine andere Frage. „Das müsste sie dann nach der Wahl mit der Partei klären, für die sie antritt.”
Buster im Rat "wäre ein Weltwunder"
Sollte Nora Baumberger - ehemals Dolly Buster - oder ihr Mann ein Direktmandat für die UWW gewinnen, käme das für Sprecher Jürgen Oelmüller jedenfalls "einem Weltwunder gleich". Die erste Ratssitzung, lacht der 64-Jährige, würde dann sicher nicht im Rathaus ablaufen: "Da kämen dann wahrscheinlich so viele Fans, dass wir in die Niederrheinhalle ziehen müssten."
Martin Kuster, Landratskandidat der acht freien Wählervereinigungen im Kreis Wesel, nutzte am Donnerstag die unverhoffte Chance, sich öffentlich Gehör zu verschaffen: Beim Anruf in der Redaktion von DerWesten erklärte Kusta, "ich kann mit den beiden Kandidaten sehr gut leben."