Essen. Der Kampf um die Rathäuser in NRW hat begonnen. Am Montag endet die Meldefrist für Kandidaten zur Direktwahl der Bürgermeister und Oberbürgermeister.
Schon jetzt zeichnet sich ab: Die Palette der Bewerber im Revier wird bei der Wahl am 30. August bunter und unübersichtlicher denn je. Etablierte treten an gegen Außenseiter, Partei-Veteranen gegen Unabhängige, Polit-Profis gegen „bunte Vögel”. Mancherorts dürfte es dem Wähler nicht leicht fallen, den Überblick zu bewahren.
Den Kandidaten-Rekord, zumindest im Ruhrgebiet, wird sich wohl Duisburg gutschreiben können: Voraussichtlich zwölf Kandidaten streiten sich um den Chefposten im Rathaus. Die SPD will unbedingt den vor fünf Jahren an CDU-Mann Adolf Sauerland verlorenen OB-Sessel zurück erobern. Pikant: Die Sozialdemokraten schicken ausgerechnet den früheren Stadtdirektor Jürgen C. Brandt ins Rennen – gegen seinen ehemaligen Chef Sauerland.
Brisanz durch Reform
Die Situation in Duisburg ist zwar in ihrer Ausprägung besonders unübersichtlich, aber dennoch typisch für viele Städte im Rhein-Ruhr-Gebiet. So stellen sich in Gelsenkirchen acht Kandidaten dem Wählervotum, in Essen, Dortmund, Gladbeck und Bottrop sind es mindestens sieben Bewerber. Marl und Recklinghausen melden sechs, Oberhausen und Herten fünf Anwärter. In Castrop-Rauxel, Bochum, Herne, Oer-Erkenschwick, Waltrop, Velbert, Witten und Dorsten kreuzen immerhin vier Bewerber die Klingen.
Besondere Brisanz erhält die Direktwahl diesmal durch zwei Neuerungen. Zum einen werden die Bürgermeister und Oberbürgermeister erstmals für die Dauer von sechs Jahren gewählt. Dies macht den Job an der Verwaltungsspitze noch interessanter für Quereinsteiger und führt außerdem dazu, dass ab 2014 die Direktwahl von der Kommunalwahl abgekoppelt wird – für die Räte bleibt es bei einer fünfjährigen Wahlperiode.
Zum anderen gibt es diesmal keine Stichwahl. Die entsprechende Reform war politisch zwischen Landesregierung und Opposition heftig umstritten. Eine Klage gegen das Gesetz wurde jedoch vom NRW-Verfassungsgericht in Münster abgewiesen. Die Folge: Wer am 30. August im ersten Wahlgang die Nase vorn hat, ist gewählt – auch wenn er beispielsweise lediglich 25 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte.
Metropole im Fokus
Dies macht den Urnengang spannender denn je – vor allem in den größten Städten Nordrhein-Westfalens, wo die derzeitigen Oberbürgermeister nicht mehr kandidieren und es deshalb keinen Amtsbonus gibt. Zudem sind es drei Städte mit hoher Symbolkraft.
Heiß umkämpft: Die Nachfolge von Wolfgang Reiniger in Essen, der vor zehn Jahren in der traditionellen SPD-Hochburg den OB-Posten für die CDU gewinnen konnte. Auch in Dortmund, der alten „Herzkammer der Sozialdemokratie”, verspricht die Wahl Spannung. SPD-Amtsinhaber Gerhard Langemeyer geht nach zehn Jahren, CDU und FDP stellen mit Joachim Pohlmann einen gemeinsamen Kandidaten gegen SPD-Mann Ulrich Sierau, um so die Chancen auf einen Machtwechsel zu vergrößern.
Und in Köln, der einzigen Millionenstadt in Nordrhein-Westfalen, ist nach der Ankündigung von OB Fritz Schramma (CDU), nicht erneut anzutreten, das Rennen völlig offen.