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Steigende Wasserstände an der Emscher bereiten im Revier große Sorge. Denn die Deiche müssen gerade hier halten. Sonst säuft das Land ab. Tagelanger Regen hat die größte Kloake Europas am Wochenende voll laufen lassen.

Tagelanger Regen hat die Emscher im nördlichen Ruhrgebiet am Wochenende voll laufen lassen, diese größte offene Kloake Europas. In der Spitze passierten den Oberhausener Pegel pro Sekunde mehr als 175 000 Liter Schmutzwasser aus Häusern und Fabriken vermischt mit Regen und Grundwasser. Die wichtigste Emscher-Kläranlagen musste aus Sicherheitsgründen abgestellt werden und das Dreckwasser floss ungefiltert von der Emscher in den Rhein.

Starkregen in NRW

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Damit nicht genug. Mit dem steigenden Pegel wuchs auch die Sorge, ob die Deiche der Emscher halten. Denn das Ruhrgebiet ist Polderland. Gut zwei Drittel der Region liegen unter dem Wasserspiegel. In weiten Teilen von Duisburg, Oberhausen, Herten fließt die Emscher in Dachfirsthöhe an Siedlungen vorbei. Nur weil über zweihundert Pumpwerke seit Jahrzehnten rund um die Uhr das Wasser in die Emscher heben, bleibt das Land trocken. Gebändigt wird der Fluss nur von seinen Deichen. Brechen die Bauwerke, läuft das Land voll. Das letzte Mal ist dies in den Fünfziger Jahren passiert, als Deiche von Wasser überspült und auf weiten Strecken weggerissen wurden.

Langfristige Bedrohung durch den Klimawandel

Eigentlich kann das heute nicht mehr passieren, versichert die Emschergenossenschaft, die seit 100 Jahren für die Sicherheit entlang des Flusses zuständig ist. „Die Deiche werden ständig gewartet und bei Bedarf erneuert.“ Kaninchen, die ihre Bauten in die Erdwälle treiben und deren Standfestigkeit bedrohen, werden systematisch gejagt. Mit Bodenradar ausgerüstete Ingenieure untersuchen zudem jeden Verdachtsfall am Wasser. Drohen Risse, werden diese schnell beseitigt. Mit Blick auf das geborstene Regenrückhaltebecken in Bochum, sagt ein Sprecher der Genossenschaft. „Das kann bei uns nach menschlichem Ermessen nicht vorkommen.“

Hochwasser an Rhein und Ruhr

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Es gibt aber auch eine langfristige Bedrohung: Den Klimawandel. Derzeit sind die Deiche an der Emscher für ein Hochwasser ausgerüstet, das laut Statistik nur alle zweihundert Jahre vorkommt. In Oberhausen etwa ist der Deich deswegen bis zu einem Pegel von mindestens 8,65 Meter gesichert, bestätigt die Genossenschaft. Aber es könnte sein, befürchten manche, dass die statistischen 200 Jahre bald um sind. Die so genannten Stark-Regen-Ereignisse mit tagelangen Schauern oder heftigen Platzregen häufen sich dramatisch. Im Projekt „dynaklim“ untersuchen Wissenschaftler der Uni Aachen den Klimawandel im Revier. Sie stellen fest: Es wird zwar auf das Jahr gesehen nicht mehr Niederschlag erwartet. Im Sommer soll es aber trockener werden und dafür im Herbst und Winter heftig stürmen, glauben die Forscher.

Fünfjahreshochwasser

Am Wochenende stieg das Wasser in Oberhausen auf 6,80 Meter und gilt damit als Fünfjahreshochwasser. 2009 kam zu einem ähnlich hohen Hochwasser. Und 2008 stellte man in Dortmund ein Jahrhunderthochwasser an der Emscher fest. Das Besondere: Die Betten der Emscher und ihrer Zuflüsse sind weitgehend betoniert. Fällt starken Regen, strömt er sehr schnell in den Fluss. Wie eine Springflut kann der Pegel dann steigen. Regnet es tagelang, kann die Lage dramatisch werden.

Die Emschergenossenschaft begegnet der Herausforderung. Das gesamte Emschergebiet wird umgebaut. Mehr als 200 Millionen Euro werden jedes Jahr in das Projekt gesteckt. „Unser Ziel ist es, das Regenwasser weitgehend von den Kanalsystemen zu trennen“, sagt ein Sprecher. Es werden Regenrückhaltebecken gebaut und Sickerflächen in unbewohnten Gebieten. Dazu werden riesige neue Kanäle für die Abwässer in den Boden getrieben und die Emscher samt Zuflüssen Stück für Stück renaturiert. Insgesamt sollen bis 2020 mehr als 4 Milliarden Euro ausgegeben werden. „Unsere Deiche bleiben damit auch im Klimawandel garantiert sicher“, sagt der Genossenschaftssprecher.

Hochwasser an der Ruhr

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