Altena..

Michael Sonntag hat schon viel gesehen, wenn er mit den Kollegen vom Ordnungsamt zum Hochwassereinsatz ausrückte. Dass aber ein kompletter Hochsitz durch Altena gespült wird, ist selten und auch für den erfahrenen Hochwasserhelfer eine Neuheit.

Der Regen, den Sturmtief Carmen auslöste, flutete die Lenneuferstraße und die Linscheidstraße mit brachialer Gewalt. Immerhin: Alle Einsatzkräfte waren gut vorbereitet. Auch am Sonntag waren noch Sandsäcke bei der Feuerwehr zu bekommen. Eine ruhige Nacht hatten die Helfer der Löschgruppen Knerling und Drescheid mit Wachdienst bei Weitem nicht: Ein Hilferuf folgte dem nächsten.

Insbesondere die Bachläufe hielten den Wassermassen nicht mehr Stand: Laub und Treibholz fluteten Gebiete in Evingsen und in der Nette. In der Westigerstraße verhinderten 20 Holzbohlen das Fortkommen des Netterbachs auf Höhe des Hauses Nummer 98. Sie hatten sich ein einem Baum verfangen und das Wasser flutete den Garten der Anwohner. Sämtliche Wassereinläufe wurden von der Löschgruppe Evingsen kontrolliert und freigeräumt.

Die Löschgruppe Rahmedetal rückte in der Rahmedestraße auf Höhe des Hauses 108 aus, um ein Durchlaufgitter zu reinigen, das von Treibholz verstopft war. Der Rahmederbach hatte da schon ein Wohnhaus und die Straße geflutet. Die Anwohner dichteten ihren Hauseingang mit Sandsäcken ab. Hart traf es wie gewohnt die Anwohner der Lenneuferstraße: War diese noch am Samstagnachmittag auf wenigen freien Zentimetern begehbar, waren die Fluten am Sonntag komplett an die Häuser herangetreten.

Fahrzeugbesitzer hatten Situation unterschätzt

Altenas Ordnungsbehörden hatten am Samstagmorgen mit dem Räumen der Parkplätze begonnen. Offenbar hatten einige Kfz-Besitzer die Situation mal wieder vollkommen falsch eingeschätzt und zeigten sich uneinsichtig, als das Ordnungsamt um das Umsetzen der Fahrzeuge bat.

Michael Sonntag kostete es viel Überredungskunst. Als am Abend auch die Linscheidstraße vom Hochwasser betroffen war, sperrte er auch in diese Richtung die Straße. Nur der Markanerkreisel blieb frei, damit Autofahrer wenden konnten und auf Bahnhof- und Lüdenscheider Straße ausweichen konnten, wo sich auch baustellenbedingt viel Verkehr anstaute. Autos, die jetzt noch nicht weg waren, mussten abgeschleppt werden.

Allerdings: Freier Platz war jetzt schon knapp geworden, da Langer Kamp und Stadtwerke schon von vielen Fahrzeugen besetzt waren. „In diesen Fällen geben wir die neuen Standplätze immer zur Polizei durch, damit die Halter ihr Eigentum wiederfinden“, erklärt Michael Sonntag.

Einfach mitfluten lassen geht nicht: Das Motoröl könnte Umweltschäden verursachen. Immerhin hatte der Dauerregen am Sonntag nachgelassen. Die Feuerwache ahnte in den Morgenstunden, dass das Schlimmste überstanden sei. Mit Spannung ist zu erwarten, wie die Uferpromenade ihr erstes Hochwasser seit Sanierung übersteht. Das wird erst zu sehen sein, wenn sich die Lenne zurückgezogen hat.