Burscheid. Teurer Kommafehler. Ein Mann aus Burscheid hat versehentlich 5036 Euro statt 50,36 Euro an Quelle überwiesen. Weil das Versandhaus mittlerweile insolvent ist, muss der Kunde sein Geld wohl abschreiben.

Er hat ein Komma vergessen, einen kleinen Strich nur. Deshalb hat Ramsaran Kapoor vor einigen Wochen 5036 Euro statt 50,36 Euro überwiesen. Nun ist das Geld weg. Denn die Überweisung ging an Quelle. Und Quelle ist insolvent.

Immer wieder sonntags geht Ramsaran Kapoor zu seiner Bank. Am Automaten macht er dann seine Überweisungen fertig. „War immer problemlos”, sagt der 52-Jährige. Jedenfalls bis zum Pfingstsonntag dieses Jahres. „Da habe ich einen Fehler gemacht.” Einen Karton Spielkarten für seinen kleinen Lottoladen in Burscheid hat Kapoor da bezahlt und dabei das Komma auf der Überweisung vergessen. So hat er 5036 Euro statt 50,36 Euro überwiesen.

Immer wieder vertröstet

„Kann passieren”, findet Kapoor. „Kann passieren”, sagt auch die Frau bei Quelle, die er aufgeregt anruft, als er den Irrtum zwei Tage später bei der Durchsicht seiner Belege bemerkt. „Kein Problem”, sagt sie weiter. Man werde das Geld natürlich zurückzahlen. Und zwar „postwendend”. Kapoor ist beruhigt. „Das ist ja ein großer Konzern. Das sind ja keine Verbrecher”, denkt er damals. Heute ist er sich da nicht mehr ganz so sicher.

Drei Tage später ist noch immer kein Geld da. Wieder greift Kapoor zum Hörer. „Ein Versehen”, entschuldigt sich der Kundenservice. „Der Auftrag wurde nicht weitergegeben.” Man werde die Sache jetzt aber sofort erledigen. Doch wieder kommt kein Geld. Kapoor beschleicht ein ungutes Gefühl. „Da stimmt was nicht.” Als er Tage später von der Insolvenz der Quelle-Mutter Arcandor hört, glaubt er auch zu wissen, was: „Die wollten die Sache verschleppen.”

Die Pleite ist aber für Kapoor kein Grund, auf seine Forderung zu verzichten. „Das Unternehmen arbeitet ja noch und nimmt Geld ein. Dann können sie mir meins auch zurückzahlen.”

Täglich ruft er nun bei Quelle an. Jedes Mal hebt jemand anders ab. Helfen kann keiner. Kapoor wird vertröstet, weiterverbunden, angeblich auch abgewimmelt. „Immer unfreundlicher” seien seine Gesprächspartner gewesen, sagt er. Am 22. Juni bekommt der Ladenbetreiber ein Schreiben von Arcandor. „Wir bitten um Verständnis. Aus systembedingten Gründen kann es noch etwas dauern.” Kapoor nimmt sich einen Anwalt.

Geld gehört zur Konkursmasse

Ob der viel ausrichten kann, ist fraglich. „Normalerweise sind falsche Beträge auf Überweisungen kein Problem”, sagt Iwona Gromek, Juristin bei der Verbraucherberatung NRW. „Das Geld muss natürlich zurückgezahlt werden.” Geht der Empfänger aber pleite, sieht die Sache anders aus. „Dann gehört das Geld zur Konkursmasse.” Das bestätigt auch ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Im September, wenn das Verfahren eröffnet wird, dürfe Kapoor seine Forderung in einer Tabelle anmelden. Vielleicht kriegt er dann 200 Euro zurück.

„Ein Skandal ist das”, sagt Kapoor. „Immer trifft es die Kleinen.” Schon seit längerem sorgt eine Großbaustelle in der Nähe seines Ladens für sinkende Umsätze. Keine Parkplätze mehr für die Kunden. „Und jetzt noch das.” Um knapp 5000 Euro geht es. Ein Tropfen nur im Ozean der Millionen, die der Arcandor-Konzern immer noch umsetzt. „Aber für mich ist das richtig viel Geld. Wenn ich es nicht wiederkriege, weiß ich nicht, wie es mit dem Laden weitergehen soll.”