Essen. .

2000 Ärzte wandern jährlich aus NRW ab. Eine verstärkte Ausbildung von Medizinern soll Abhilfe schaffen. Beim „Gesundheitskongress des Westens“ stellte Prof. Anne Friedrichs die neue Hochschule für Gesundheitsberufe vor. Ab 2013 zieht sie auf den Bochumer Gesundheits-Campus.

Schauen wir auf den Gesundheitsminister: Karl-Josef Laumann (CDU) sieht ein bisschen böse aus. Der Ärztemangel macht ihm zu schaffen. 2000 Mediziner wanderten jährlich ab. Wie soll er da froh sein. Und auch das noch: Die Selbstverwaltung der Ärzte tanze der Politik auf dem Kopf herum, sagt er. Sie tue alles, damit Ärzte in NRW schlechter bezahlt werden als in anderen Bundesländern.

Und dann schauen wir herüber, gleicher Ort, fast gleiche Zeit. Da steht Frau Professor Anne Friedrichs und lächelt. Hat man auf Gesundheits-Tagungen jemanden so lächeln gesehen?

Anne Friedrichs ist die Präsidentin der „Hochschule für Gesundheit“, die am 20. September in Bochum ihre Pforten für 200 Studierende öffnen wird. „Für mich ist das wie Weihnachten und Ostern zusammen“, sagte sie gestern beim „Gesundheitskongress des Westens“ in Essen. Sie durfte – wo gibt es das noch – eine Hochschule gründen, die zunächst in den ehemaligen Gebäuden der Knappschaft unterkommt. Und ab 2013 auf den Bochumer Gesundheits-Campus zieht.

Praxis-Projekte seien Standard

Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie wird dort gelehrt. Der staatliche Abschluss erfolgt nach drei Jahren, danach schließt sich die Bachelor-Arbeit an. „Wir streben auch den Master-Abschluss an.“ Uni ja – aber es soll nicht nur gebüffelt werden. „Wichtig ist uns vor allem der Kontakt zu den Patienten.“ Praxis-Projekte seien also Standard. Die Studenten sollen nicht nur pflegen lernen, sondern auch wissenschaftlich arbeiten. Ob Demenz, kranke Migranten oder Menschen mit Behinderungen – die Felder, auf denen Forschung stattfinden müssten, seien groß.

Noch befinde sich die Uni in der Aufbauphase. Zur Zeit werden die Studenten ausgesucht. Es komme nicht nur darauf an, dass die Bewerber gute Noten hätten und gut in Englisch seien, sondern auch die Persönlichkeit zähle. Eine Uni erfindet sich neu – und die Präsidentin drücken trotz ihres Hochgefühls ein paar kleine Sorgen. Sie sucht Personal, wissenschaftliches und nicht wissenschaftliches. „Der Markt ist wie leer gefegt.“ Es gibt eben nichts Vergleichbares in Deutschland.