Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet hat einen neuen Park: „Emscherland“ wird am Sonntag offiziell eröffnet. Einen besonderen Anziehungspunkt hat es bereits.

Der Fußweg zum neuen Park ist reich mit Ruhrgebiet gepflastert. Vom frisch angelegten Parkplatz aus geht man über einen vielbefahrenen Radweg an einer ebensolchen Landstraße entlang, unterquert dann die in Hochlage befindliche, dröhnende Autobahn 2 durch eine dieser Beton-Unterführungen und sieht dahinter fast als erstes das große, dampfende Malzwerk von Castrop-Rauxel am Horizont. Aber davor liegt der große, neue Park. Er lohnt sich. Auch den Anmarsch.

„Emscherland“ heißt das Gelände und trägt offiziell den Titel „Natur- und Wasser-Erlebnis-Park“. Sonntag wird er mit einem Fest eröffnet, am gestrigen Freitag sieht sich NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) bereits hier um - das Land hat den Park ja mitbezahlt bei Gesamtkosten über 30 Millionen Euro.

„Das führt dazu, dass ein Rheinländer nach Castrop-Rauxel kommt“

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (links) und der Ratsvorsitzende der Emschergenossenschaft Frank Dudda (Emschergenossenschaft) besichtigen den Park vor der offiziellen Eröffnung.
NRW-Umweltminister Oliver Krischer (links) und der Ratsvorsitzende der Emschergenossenschaft Frank Dudda (Emschergenossenschaft) besichtigen den Park vor der offiziellen Eröffnung. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Das Gelände erfülle drei Funktionen, sagt der Eifeler Krischer: als neu entstandene Natur, als Erlebnis- und Erholungsraum für Menschen und als Frischluft- und Kühlungsschneise. „Das führt dazu, dass ein Rheinländer nach Castrop-Rauxel kommt.“ Warum auch immer, zündet die tolle Pointe hier nur mäßig.

„Das war Mais-Acker“, erinnert sich die damalige Projektentwicklerin Martina Oldengott von Emschergenossenschaft/Lippeverband (EGLV). Daraus entstanden ist ein etwa 30 Hektar großes Grüngelände auf Recklinghäuser und Castrop-Rauxeler Stadtgebiet. Der Star ist die renaturierte Emscher, die durchs Grüne mäandert und überhaupt nicht mehr an jene kanalisierte und begradigte Karikatur eines Flusses erinnert, die sie über 100 Jahre war.

In Castrop-Rauxel wird auch einer der vier „Emscherstrände“ entstehen

In die Emscher mündet der verlängerte und ebenfalls renaturierte Suderwicher Bach. Beide bleiben allerdings nicht zugänglich wegen der recht steilen Ufer, sie sind abgezäunt. Aber „die steigen drüber“ hat einer beobachtet, der sich auf dem Gelände schon besser auskennt. Hier soll später einmal auch einer der vier fürs Ruhrgebiet geplanten „Emscherstrände“ entstehen: Sitzen und Sonnen erlaubt, Baden verboten. Schauen wir dann mal.

Ansonsten: große Wiesen, ein blaues Klassenzimmer für Schüler und Schülerinnen an den Bachauen, Imkerhaus und Bienenstand, Streuobstwiese, Bauerngärten, Weideflächen, Spielplatz. Mehrer Gärtnerhäuser zur einschlägigen Aus- und Fortbildung und zur Qualifizierung benachteiliger Menschen. Demnächst ein Weinberg. Und schließlich deutet ein großer, farblich strukturierter Staudengarten bereits an, was dies in vier Jahren sein wird: der zentrale Park der städteübergreifenden „Internationalen Gartenbau-Ausstellung 2027“ im Ruhrgebiet.

„Ich bin zum ersten Mal hier, ich finde das toll“

Das Gelände ist bereits frei zugänglich, aber von vielen noch nicht entdeckt - und es ist Freitagmorgen.
Das Gelände ist bereits frei zugänglich, aber von vielen noch nicht entdeckt - und es ist Freitagmorgen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zurück zu den Wurzeln also, wenn man das in diesem grünen Zusammenhang überhaupt schreiben darf. Eigentlich ist dies ein Ort des Scheiterns gewesen. Hier sollte die Landesgartenschau 2020 stattfinden, aber damals hat sich Kamp-Lintfort durchgesetzt. Allerdings seien die Pläne so gut gewesen, heißt es heute, dass sie mithilfe anderer Fördertöpfe als dem für Gartenschauen doch noch verwirklicht wurden: Die zusätzlich angeflanschte Komponente der Beruflichen Qualifizierung öffnete die Kassen des NRW-Arbeits- und Sozialministeriums. Das war ja auch der Plan.

Anwohnern und Besuchern des Emscherlands kann das Backen einer Finanzierung freilich völlig egal sein. Während EGLV-Mitarbeiter den einen Minister und eine gute Hundertschaft von Mitarbeitern, Lokal- und Landespolitikern und Firmenvertretern über das Gelände führen, hat das wahre Leben bereits eingesetzt: Radfahrer rollen zögerlich noch in den Park, erste Kinder haben den Spielplatz erobert, ihre Mütter und Väter sonnen sich, sitzend auf den Sandkastenkante. „Ich bin zum ersten Mal hier“, sagt ein Mann aus dem nahen Henrichenburg: „Ich finde das toll.“ Ansonsten: allerletzte Restarbeiten. Nur die spektakuläre Brücke „Sprung über die Emscher“ braucht noch ein paar Monate, doch dann hat sie das Zeug zur Landmarke.

Im nächsten Jahr geht das Projekt Emscherland noch weiter. Auf 18 Kilometern Emscherstrecke zwischen hier und Herten baut die Emschergenossenschaft an 25 Stellen Stationen, wo Menschen sich aufhalten, spielen oder fortbilden können. In gut einem Jahr sollen sie fertig sein. Über das städteübergreifende Projekt sagt der Ratsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Frank Dudda: „Anders, als man dem Ruhrgebiet nachsagt, bauen wir keine Kirchtürme. Wir bauen Brücken.“

Bürgerfest beginnt am Sonntag (21.5.) um 12 Uhr

„Emscherland“ wird mit einem Bürgerfest am Sonntag, dem 21. Mai, von 12 bis 17 Uhr eröffnet. Es präsentieren sich unter anderem die Emschergenossenschaft, die Kleingärtner Castrop-Rauxel/Waltrop und der Imkerverein Castrop-Rauxel. Für Kinder und Jugendliche gibt es Spielangebote und für alle Besucher zu „familienfreundlichen Preisen“ etwas zu essen und zu trinken.

Am Eingang zum Gelände selbst (Industriestraße 57, Castrop-Rauxel) gibt es kaum Parkplätze. An der Suderwicher Straße wurde ein neuer Parkplatz gebaut, man läuft von dort aus etwa zehn Minuten. Die Emschergenossenschaft empfiehlt, mit dem Fahrrad zu kommen. Ansonsten gibt es die Bushaltestelle „Emschertalweg“ ganz in der Nähe (Linie 233, Recklinghausen Hbf-Henrichenburg).