Bochum. Strategiewechsel: Wo der Blitzer steht, bleibt nun geheim. Die Polizei gibt ihre Tempokontrollen nicht mehr vorab bekannt.

Wo wird geblitzt? Lange Jahre haben viele Polizeistellen die Standorte zumindest einiger Tempo-Kontrollen vorab bekannt gegeben. Wir haben Sie in Online-Artikeln und in der Zeitung veröffentlicht, das Lokalradio hat sie verkündet. Eine überaus beliebte Rubrik natürlich. Mit diesen Ansagen ist nun Schluss. Zum Beispiel hat das Polizeipräsidium, das für Bochum, Witten und Herne zuständig ist, angekündigt, nur noch ohne Vorwarnung zu blitzen. Es ist nicht die erste Dienststelle, die restlichen werden wohl bald folgen.

Strategiewechsel von oben

Hintergrund ist die neue „Fachstrategie Verkehr“ des Landesinnenministeriums. Darin vollziehen die Fachleute nun eine Kehrtwende. „Grundsätzlich“ sollen Kontrollen nicht mehr angekündigt werden. Das ist zwar bindend, aber das Wort „grundsätzlich“ erhält den Präsidien durchaus Spielräume. In jedem Fall soll es Tempokontrollen weiter geben, in Bochum sogar intensiver als bisher. Aber eben ohne Ankündigung. Davon unberührt bleiben die Städte, die weiter einen Teil ihrer Kontrollen veröffentlichen.

Vor etwas mehr als zehn Jahren startete der erste Blitzmarathon in NRW, seit dieser Zeit lautete die Empfehlung: Tempokontrollen ankündigen. Das sollte zwei Effekte haben, erklärt Bochums Polizeisprecher Jens Artschwager: „Wir wollten transparent sein und nicht als Wegelagerer wahrgenommen werden.“ Vor allem aber sollten Unfälle vermieden werden. Wenn man die Standorte ankündigt, so die Überlegung, werden die Leute dort langsamer fahren. In der Praxis sah es anders aus.

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„Ob wir ankündigen oder nicht: Der Anteil an Rasern, der uns ins Netz geht, bleibt gleich, sagt Jens Artschwager. Und die Bochumer haben verschiedene Varianten ausprobiert. Lange haben sie die Straßennamen genannt, seit etwa zwei Jahren veröffentlichen sie nur noch die Stadtteile. Immer betrafen die Ankündigungen nur den kleineren Teil der Kontrollen. Unangekündigte Aktionen machten parallel immer den Schwerpunkt aus. Am Ende steht die Erkenntnis: Die Leute fahren nicht vorsichtiger, weil sie etwas in der Zeitung oder auf Facebook oder im Radio wahrnehmen.

„Hab ich doch heute Morgen noch gelesen“

Das kann Ramona Hörster, Polizeisprecherin im Kreis Recklinghausen nur bestätigen: „Wir haben früher viele angehalten, die haben sich an den Kopf gepackt: Hab ich doch heute Morgen noch gelesen.“ Hinzu kommt: „Es gab auch viele Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Die Leute haben gesagt: Das bringt doch nichts. Dann fahren die Leute ja extra langsam“, aber nur auf dem Stück, wo die Kontrolle stattfindet. Also haben sie die Ankündigungen schon vor Jahren gestrichen in Recklinghausen.

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Es war den Präsidien immer freigestellt, wie sie das Thema handhaben. In Duisburg und Gelsenkirchen hat die Polizei die Ankündigungen ebenfalls schon vor Jahren eingestellt, in Essen erst seit einigen Monaten „aus internen Gründen“. Dortmund allerdings veröffentlicht weiter seine Messstellen mit Angabe der Straßen. Die Social-Media-Posts erreichen mehrere Zehntausend Menschen, das nutzt die Polizei immer wieder, um Präventionsthemen zu streuen. Ob es dabei bleibt, wird noch zu klären sein. Solange darf der Hinweis nicht fehlen: „Bitte bedenken Sie: Jederzeit und überall sind weitere Geschwindigkeitsüberwachungen ... möglich!“