Düsseldorf. Ein Treffen von AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern schlägt hohe Wellen. Und zieht erste Konsequenzen nach sich.

Ein Geheimtreffen von AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern im November 2023 in Potsdam hat Folgen. Bei der Veranstaltung in einem Hotel, über das das Recherchenetzwerk „Correctiv“ am Mittwoch berichtete, soll die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sein.

Die Geschäftsführung der Burgerkette „Hans im Glück“, die auch Lokale im Ruhrgebiet betreibt, gab am Nachmittag bekannt, dass man sich von Mitgesellschafter Hans-Christian Limmer trennen werde. Der Inhaberkreis und das gesamte Team seien „zutiefst schockiert über diese Vorwürfe“. Limmer, der laut Correctiv zu den Einladern gehörte, und bei dem Treffen selbst nicht anwesend war, erklärte, er sei an der Planung nicht beteiligt gewesen.

„Pottsalat“ aus Essen reagiert

Auch der Essener Essenslieferant „Pottsalat“ meldete sich am Nachmittag auf Facebook: Man trenne sich „mit sofortiger Wirkung von Herrn Limmer“. Die notwendigen juristischen Prüfungen seien angelaufen. Der „Backwerk“-Gründer war 2021 mit 30 Prozent in das Start-Up eingestiegen.

Burgerkette „Hans im Glück“ zeigt sich bestürzt

Limmer habe das Unternehmen bereits im Vorfeld der Medienberichterstattung darüber informiert, dass entsprechende Vorwürfe gegen ihn erhoben werden würden. Er habe mitgeteilt, dass er sich gegenüber dem anfragenden Medium „mit unmissverständlichen Worten von den oben genannten Remigrationsforderungen“ distanziert habe. Zudem habe er an der Veranstaltung, über die die Medien berichten, nicht teilgenommen und sei bestürzt über die dort erhobenen Forderungen.

Um jeglichen Schaden vom Unternehmen abzuwenden, habe Limmer dem Inhaberkreis des Unternehmens angeboten, seine Gesellschafterstellung umgehend aufzugeben. „Dieses Angebot hat der Gesellschafterkreis angenommen.“

Auch zwei Vorstandsmitglieder der „Werteunion“ sollen dabei gewesen sein

Den Recherchen von Correctiv zufolge stellte Martin Sellner, langjähriger Sprecher der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ Österreichs, bei dem Geheimtreffen unter anderem einen Plan auch zur Abschiebung deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund vor. Sellner bestätigte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP: „Ja ich war dort.“ Er habe „mein Buch und das identitäre Konzept der Remigration vorgestellt“.

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Auch zwei weibliche Vorstandsmitglieder der Werteunion NRW sollen demnach zugegen gewesen sein. Die umstrittene „Werteunion“ beschreibt sich nach wie vor als „konservative Basisbewegung innerhalb der CDU/CSU“, hat nach eigenen Angaben 4000 Mitglieder, von denen 85 Prozent der CDU/CSU und ihren Vereinigungen angehörten.

Weerteunion spricht von „Räuberpistole“

„Wir wissen nichts von einer Teilnahme“ sagte der Presseprecher des Bundesverbands der „Werteunion“ auf Anfrage und sprach von „einer Räuberpistole“. Man könne aber „nicht ausschließen, dass sich zufällig jemand aus privaten Gründen in Berlin aufgehalten“ habe. „Das geht uns ja nichts an“, fügte er hinzu. Der Bundesvorstand habe eine der beiden Frauen kontaktiert. „Sie will sich dazu nicht äußern.“

Die NRW-CDU wurde kalt erwischt von dem Vorgang und reagierte mit knappen Worten: „Sollten Mitglieder an solchen Treffen teilnehmen, wird der Sachverhalt geprüft“, teilte ein Sprecher mit. Grundsätzlich gelte allerdings: „Wer an solchen Treffen teilnimmt, verstößt gegen die Grundsätze der CDU.“ Welche Konsequenzen solch ein Verstoß nach sich ziehe, ließ er offen.