Berlin. . Der Politiker Friedrich Merz hat alle CDU-Mitglieder zum Austritt aus der Werte-Union aufgefordert. Für diese Forderung erhält er Unterstützung.

Der CDU-Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz hat die CDU-Mitglieder zum Austritt aus der ultrakonservativen Werte-Union aufgerufen. „Ich fordere alle CDU-Mitglieder dazu auf, die sogenannte Werte-Union zu verlassen und die Zukunft gemeinsam in der CDU zu gestalten“, sagte Merz, der zum Wahlkampfteam des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet gehört, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der Ex-Unionsfraktionschef attackierte den neuen Vorsitzenden der Werte-Union, den Ökonomen Max Otte, scharf.

Otte „kennt offenbar den Unterschied zwischen Lobby und beruflicher Tätigkeit als Rechtsanwalt und Aufsichtsrat nicht“, sagte Merz. Otte hatte am Wochenende gesagt, Merz sei durch seine frühere Lobbytätigkeit belastet und sollte „kein Staatsamt übernehmen, auch wenn die Lobbytätigkeit ruht“. Merz war früher Aufsichtsratschef für Deutschland des US-Vermögensverwalters Blackrock. Das Mandat endete zum 31. März 2020 - es ruht also nicht nur. Merz sagte: „Die unqualifizierten Rundumschläge von Herrn Otte sollten den Mitgliedern dieser selbst ernannten Werte-Union zu denken geben.“

Werte-Union: "Sollten denen keine Aufmerksamkeit schenken"

Spitzenvertreter der CDU haben mit Genugtuung auf die Spaltungstendenzen der ultrakonservativen Werte-Union reagiert. „Ich glaube, wir sollten denen nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, wie es wert ist. Und nach allem, was ich wahrnehme, zerlegen die sich gerade selbst“, sagte der hessische Ministerpräsident und CDU-Bundesvize Volker Bouffier am Montag beim Eintreffen zu den letzten regulären Beratungen der CDU-Spitze mit Parteichef Armin Laschet vor der Sommerpause.

Die Werte-Union werde maßlos überbewertet. Er schloss sich der Forderung des Ex-Unionsfraktionschefs Friedrich Merz an, der CDU-Mitglieder zum Austritt aus der Werte-Union aufgefordert hatte.

Präsidiumsmitglied Karl-Josef Laumann sagte: „Die Werte-Union passt von ihren Werten her schlicht und ergreifend nicht zur CDU.“ Es sei gut, „sehr deutlich zu machen, dass die Union mit der Werte-Union überhaupt nichts zu tun hat“. Man könne ja anscheinend nicht verbieten, dass sich die Gruppierung Union nenne. „Aber es hat mit der CDU nix zu tun. Punkt, aus.“

Werte-Union versteht sich als konservative Strömung in der Union

Die Werte-Union sieht sich als Vertretung der konservativen Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteigliederung. Nach eigenen Angaben liegt ihre Mitgliederzahl bei über 4000 - darunter sind allerdings auch Mitglieder ohne CDU-Parteibuch. Die CDU hat insgesamt rund 400 000 Mitglieder, rund 140 000 sind es bei der CSU.

Nach der umstrittenen Wahl Ottes zeigt die Werte-Union immer stärkere Auflösungserscheinungen. Mitglieder verschiedener Landesvorstände traten aus Protest gegen Ottes Kurs zurück. Interne Kritiker werfen Otte vor, die Werte-Union nach rechts rücken und zur AfD hin öffnen zu wollen. Otte reagierte darauf gelassen und geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Werte-Union gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen wird.

Die Führungsspitze der CDU um Parteichef Armin Laschet kommt an diesem Montag (9.00 Uhr) in Berlin zu ihren letzten offiziellen Beratungen vor der Sommerpause zusammen. Zunächst tagt das kleinere Parteipräsidium in hybrider Form, später wird der größere Vorstand hinzugeschaltet. Die Vorgänge in der Werte-Union dürften wenn überhaupt nur am Rande eine Rolle spielen. Es wurde erwartet, dass sich die Parteigremien unter anderem mit dem bevorstehenden Wahlkampf zur Bundestagswahl im September beschäftigen werden. (dpa)