Essen/Bottrop. Am Montag sind die Weihnachtsferien zu Ende. Bricht rund um die gesperrte A42 das Verkehrschaos aus? Worauf man sich einstellen muss.
Seit Mitte Dezember ist die A42 zwischen den Städten Essen und Bottrop in beide Richtungen gesperrt. In den Ferien und über die Feiertage war die Verkehrslage noch relativ entspannt. Am Montag aber fängt die Schule wieder an, und im schlimmsten Fall beginnt dann auch ein mehrtägiger Streik bei der Bahn. Von „entspannt“ kann dann wahrscheinlich keine Rede mehr sein.
„Wir haben kein Wundermittel, wie man mit so einer Situation umgehen kann“, sagt Andreas Pläsken, Sprecher der Stadt Bottrop. Dennoch war man dort nicht untätig in den letzten Tagen. Natürlich habe man sich angeschaut, ob man geplante Baustellen auf den Umleitungsstrecken verschieben oder bereits begonnene Arbeiten schneller beenden könne, erklärt Pläsken.
A42-Umleitung: Anwohner sind in großer Sorge
Genau das ist in Essen auch geschehen. „Wir haben jetzt kaum noch Baustellen auf der Strecke“, sagt Simone Raskop, Umweltdezernentin der Stadt. Auch Ampelphasen könne man anders schalten, ja sogar Verkehrsführungen ändern. Ziel aller Maßnahmen sei eine „deutliche Leistungssteigerung“ der betroffenen Straßen. Wie nah man diesem Ziel bereits gekommen ist, sollen jetzt 24-Stunden-Verkehrsbeobachtungen klären.
Peter Wallutis glaubt nicht, dass das reicht. „Wir sind besorgt und rechnen mit chaotischen Verhältnissen“, sagt der Sprecher der Stadtteilkonferenz Vogelheim mit Blick auf die kommenden Wochen. Ein großer Teil der Umleitungsstrecke auf Essener Gebiet führt durch Vogelheim, und selbst ohne Sperrung der A42 sei die Verkehrslage dort schon lange „dramatisch“. Damit sie nicht noch dramatischer wird, fordert die Konferenz unter anderem, mögliche Schleichwege durch die Einrichtung von Einbahnstraßen zu unterbinden und Tempo 30-Zonen einzurichten und zu kontrollieren. Bereits jetzt, sagt Wallutis, ließen jeden Tag rund 2300 vorbeifahrende LKW sein Haus vibrieren. „Jeder weitere ist zu viel.“
A42: Niemand weiß, wie viele LKW künftig über die Landstraße ausweichen
Wie viele weitere LKW es durch die Vollsperrung in Essen und Bottrop geben wird, lässt sich schwer vorhersagen. Zwar ist bekannt, dass im Schnitt rund 14.000 LKW täglich über die marode Brücke gerollt sind. Aber längst nicht jeder davon wird künftig über Land- oder Stadtstraßen fahren. Denn anders als bei der seit über zwei Jahren gesperrten A45, gibt es mit den parallel zur A42 laufenden Autobahnen A2 und der A40 Alternativen für den Durchgangsverkehr.
Die seien zwar schon jetzt keine „Rennstrecken“, weiß Bernhard Philipps, Sprecher des Verbandes Spedition und Logistik Nordrhein-Westfalen. Aber es sei immer noch besser, dort länger als bisher im Stau zu stehen, als auf der Umleitungsstrecke im Stadtverkehr stecken zu bleiben. „Kein Spediteur schickt seine 40-Tonner durch die Stadt, wenn er nicht unbedingt muss“, sagt Philipps. Dann lieber den großräumigen Umleitungen folgen. „So lang ist der Umweg in diesem Fall ja auch nicht.“
A42: Durchfahrverbot muss streng kontrolliert werden
Anwohner wollen Trucker oder Disponenten, die das anders sehen, mit einem Durchfahrtsverbot abschrecken. Lkw ohne triftigen Grund – etwa eine Lieferung oder Abholung – sollen nicht mehr nach Essen oder Bottrop einfahren dürfen. Ein solches Verbot – das zeigt das Beispiel Lüdenscheid - wirkt allerdings nur, wenn es konsequent kontrolliert wird. Auf Dauer, ist aus Polizeikreisen zu hören, seien so große Kontrollen nicht durchführbar, dafür fehle es durch erhöhte Terrorgefahr und immer mehr Großeinsätze wie zu Karneval oder Silvester schlichtweg an Personal.
Der SPD-Verkehrsexperte Gordan Dudas hat deshalb bei einem Ortstermin an der A42 in dieser Woche eine „Fahrzeugdifferenzierungsanlage“ - umgangssprachlich auch „automatischer Brückenwächter“ genannt - ins Spiel gebracht, die 24 Stunden am Tag aufpasst, dass nur noch LKW durch die Straßen der Stadt rollen, die eine Genehmigung haben.
Elektronischer „Brückenwächter“ sannt Kennzeichen der LKW
Das System scannt per Kamera die Kennzeichen der ankommenden LKW und vergleicht sie mit einer zuvor gespeicherten und ständig aktualisierten Liste von Berechtigten. Wer nicht auf dieser Liste steht, wird nach mehrfachen und weit im Vorfeld verschickten Warnungen durch eine sich schließende Schranke an der Weiterfahrt gehindert.
„Die Technik funktioniert“, sagt Dudas, räumt aber ein: „Das ist nichts, was sich von heute auf morgen aufbauen lässt.“ Experten sprechen dann im günstigsten Fall auch von mehreren Monaten, bis so eine Anlage in Betrieb gehen kann. „Der Brückenwächter muss immer an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden“, bestätigt Dudas. Und die seien in Lüdenscheid ganz anders als in Bottrop.
Das System könne – anders als die Polizei - nur auf der Autobahn selbst eingesetzt werden, ist der Politiker überzeugt. Am besten schon weit vor der eigentlichen Sperrung, so dass LKW-Fahrer an der nächsten Ausfahrt ab- und in Gegenrichtung wieder auffahren könnten. Wer oder was sie daran hindern könnte, in solch einem Fall doch lieber über die Landstraße in die ursprüngliche Richtung weiterzufahren, kann derzeit niemand sagen.