Essen. Die Stadtteilkonferenz will nicht tatenlos zusehen, wie der Verkehr sich durch den Essener Norden quält. Was die Runde nun fordert

Die A42 ist nach wie vor gesperrt, doch die Straßen sind frei. Auf der Umleitung durch den Essener Norden herrscht in diesen Ferientagen wenig Verkehr. Doch es ist eine trügerische Ruhe. Spätestens am 8. Januar, wenn die Schule beginnt und viele Menschen nach dem Weihnachtsurlaub zu ihren Arbeitsstellen fahren, wird sich wieder eine Blechlawine die Vogelheimer Straße entlang schieben. Derweil wächst unter betroffenen Anwohner die Wut. Aus Reihen der Stadtteilkonferenz wird mit rechtlichen Schritten gedroht.

„Wir haben Rechte. Wenn man uns diese Rechte nicht zugesteht, werden wir klagen“, sagte Peter Wallutis anlässlich eines Treffens am Mittwoch, 27. Dezember, bei dem Teilnehmer darüber berieten, was zu tun sei. Als ersten Schritt fordert die Runde die Stadt Essen ultimativ dazu auf, Lärmmessungen durchzuführen - auf der Vogelheimer Straße und den anderen betroffenen Straßen. Sollte die Stadt dies ablehnen, werde man klagen.

Die Stadtteilkonferenz Essen-Vogelheim drängt auf Lärmmessungen als erster Schritt

Der Lkw-Verkehr ist seit Jahren ein drängendes Problem in Vogelheim. Durch die Vollsperrung der A42 sei es schlimmer geworden, sagt Wallutis. Sollten Lärmmessungen bestätigen, was Anwohner wie Wallutis schon lange beklagen, kämen die Verantwortlichen nicht umhin zu handeln - so jedenfalls das Kalkül der Betroffenen.

Die komplette Berichterstattung zur A42-Sperrung mit Hintergründen, Interview und Fotos finden Sie hier: waz.de/thema/a42-sperrung/

Die Stadteilkonferenz will den Druck erhöhen. Gleichlautende Schreiben sollen Anfang Januar verschickt werden an den Oberbürgermeister und an die Verkehrsminister von Bund und Land. Sie sollen sich persönlich vor Ort ein Bild davon machen, wie sich der Verkehr durch den Stadtteil quält, seit die A42 zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Autobahnkreuz Essen-Nord in beide Richtungen gesperrt ist.

In den Schreiben werden eine Reihe von Forderungen formuliert. Einige ließen sich wohl vergleichsweise schnell umsetzen, für andere bräuchte es vermutlich Jahre: Schleichwege sollen durch die Einrichtung von Einbahnstraßen unterbunden werden, betroffene Straßen vorrangig instand gehalten, Tempo 30 kontrolliert werden. Der Bau einer neuen Autobahnbrücke über den Rhein-Herne-Kanal müsse Vorrang erhalten, der Bau einer neuen Abfahrt zum Entwicklungsgebiet Freiheit Emscher solle beschleunigt werden.

Der Lkw-Verkehr wird wohl bis zum Bau einer neuen Brücke durch Essen-Vogelheim rollen

Die 1970 eröffnete Autobahnbrücke über den Kanal ist sanierungsbedürftig. Das war lange bekannt. Im Vorfeld der Sperrung aber hatte sich herausgestellt, dass die Schäden viel größer sind als gedacht. Hätten die zuständigen Behörden nicht längst handeln müssen? Das fragt man sich nicht nur in der Stadt Bottrop, auf deren Gebiet sich die Brücke befindet.

Voraussichtlich ab Mitte April kommenden Jahres sollen zumindest Pkw wieder über die Brücke fahren dürfen. Alles, was schwerer ist als 3,5 Tonnen, wird weiter die Umleitung nehmen müssen. Darauf stellt sich die Stadteilkonferenz ein. Doch jemand müsse Verantwortung übernehmen und handeln. Dass etwa der Lkw-Verkehr nicht durch den Stadthafen geleitet werden könne, sei nicht nachzuvollziehen. „Wir fordern das seit 15 Jahren“, sagt Bezirksvertreter Karl-Heinz Kirchner (SPD).

Die Straße durch den Hafen sei privat und nicht öffentlich gewidmet, hält die Stadt entgegen. Aber muss das für die Dauer der Vollsperrung so bleiben, fragt die Runde. Klein beigeben will die Stadtteilkonferenz nicht.

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