Ratingen/Düsseldorf. Über vier Monate nach dem Anschlag auf Rettungskräfte in Ratingen hat die Staatsanwaltschaft einen 57-Jährigen angeklagt. Was sie ihm vorwirft.
Mehr als vier Monate nach dem verheerenden Brandanschlag in Ratingen-West hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf nun Anklage erhoben. Ein 57-Jähriger, der seit der Explosion am 11. Mai dieses Jahres in Untersuchungshaft sitzt, wird des versuchten Mordes in neun Fällen beschuldigt. In Tateinheit wird ihm besonders schwere Brandstiftung und schwere Körperverletzung vorgeworfen. Damit steht eine lebenslange Freiheitsstrafe im Raum.
Die Rettungskräfte waren an jenem Donnerstag im Mai zu einem vermeintlichen Routine-Einsatz gerufen worden. Die Wohnungsgesellschaft hatte die Polizei alarmiert, weil aus einer Wohnung in einem Hochhaus an der Berliner Straße im Stadtteil West Verwesungsgeruch drang, der Briefkasten quoll demnach über. Die Polizei hatte Feuerwehr und Rettungskräfte hinzugerufen, als niemand öffnete. Nachdem neun Einsatzkräfte Barrikaden geräumt hatten, gab es plötzlich eine Explosion. Eine Polizistin, ein Notfallsanitäter und drei weitere Einsatzkräfte wurden lebensgefährlich verletzt, weitere 30 Menschen leicht bis schwer.
Erst nach der Bekämpfung des Brandes gelang Spezialkräften der Zugriff. In der Wohnung trafen sie den nun angeklagten 57-Jährigen vor – und die Leiche seiner 91-jährigen Mutter. Offenbar war die Frau schon länger tot. Zudem entdeckten die Ermittler in der zehnten Etage und im Keller große Lebensmittelvorräte und handschriftliche Notizen über Verschwörungstheorien. Gegenüber den Ermittlern und auch gegenüber dem psychiatrischen Gutachter hat sich der Mann bislang nicht zur Tat geäußert.