Essen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein empfiehlt, sich mit Impfungen gegen die drohende Krankheitswelle zu schützen. Diese Impfstoffe gibt es.
Grippe, Corona, Erkältung: Die nächste Krankheitswelle rollt an. Deswegen fordert die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) dazu auf, sich mit Impfungen zu schützen – „gegen Corona und am besten auch direkt gegen die Grippe“, sagte Vorstandsvorsitzender Frank Bergmann bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Sein Stellvertreter Carsten König beschrieb eine „ungewöhnliche Situation“ in den Arztpraxen. Die Zahl der Grippeimpfungen sei in den vergangenen zwei Jahren wieder etwas zurückgegangen. Gegen Corona würden sich seit zwei Monaten aber wieder mehr Menschen impfen lassen wollen. König will „dieses Impf-Interesse“ nutzen und wirbt dafür, Menschen gleichzeitig gegen Grippe und Corona impfen zu lassen.
Corona, Grippe, Erkältung: Wie entwickeln sich die Fallzahlen?
„Insgesamt sieht die Lage zurzeit verhältnismäßig ruhig aus“, sagte Vorstandsvorsitzender Frank Bergmann. Die Zahl akuter Atemwegserkrankungen sei zwar etwas früher angestiegen als in den Vorjahren, liege aber immer noch auf einem eher niedrigen Niveau. Zudem würden seit einigen Monaten in NRW kaum Grippefälle gemeldet, wie Zahlen des RKI zeigen.
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Die Corona-Fälle sind in der ersten Septemberwoche erstmals seit vielen Wochen leicht zurückgegangen. Insgesamt würden auch die Corona-Zahlen auf einem niedrigen Niveau liegen, sagt die KVNO. Die Daten stammen vor allem vom Abwassermonitoring: In elf Kläranlagen in NRW wird die Viruslast im Abwasser analysiert. Dies liefere verlässlichere Daten als der Blick auf Testergebnisse, da wenig getestet werde.
Welche Symptome rufen die aktuellen Corona-Varianten hervor?
Drei Corona-Varianten gehen nach Angaben der KVNO aktuell umher, davon zwei Abkömmlinge von Omikron. Die Variante „EG.5“, auch „Eris“ genannt, werde sich langfristig durchsetzen. Grund zur Sorge bestehe aber nicht. Sie löse die typischen Corona-Symptome aus: Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Husten, Schüttelfrost und Fieber.
Welche Impfungen schützen vor der Krankheitswelle?
Die Kassenärztliche Vereinigung ruft vor allem chronisch Kranke und Über-60-Jährige dazu auf, sich gegen Grippe, Erkältung und Corona zu impfen. Mit dem Impfstoff „Abrysvo“ von Pfizer gebe es erstmals einen Stoff, der Kleinkinder ab der Geburt vor dem Atemwegsvirus RSV schützt. Menschen ab 60 Jahre können sich zusätzlich mit dem Impfstoff „Arexvy“ schützen.
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Auch für die neuen Corona-Varianten wird es rechtzeitig zum Winter angepasste Impfstoffe geben. Der Stoff des Herstellers Biontech/Pfizer ist bereits zugelassen. Ab Montag (18. September) sollen Arztpraxen damit beliefert werden. Die Impfstoffe von Moderna und Novavax sind noch nicht zugelassen, sollen aber bald folgen.
Warum gibt es Corona-Impfstoffe nicht in Einzeldosen?
Die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer werden in Flaschen mit sechs Dosen an die Praxen geliefert. Das kritisiert die KVNO scharf. So könnten Praxen nicht einzelne Personen mit einer Dosis impfen, sondern müssten Impfungen immer in Gruppen organisieren. Der Impfstoff ist nämlich nur zwölf Stunden haltbar, wenn die Flasche einmal geöffnet ist.
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„Das ist hochärgerlich und für uns absolut nicht nachvollziehbar“, sagt Carsten König. Es würden viele Impfdosen verfallen, wenn zum Beispiel Patienten einen Impftermin absagen, „und ich will nicht hören, das daran die Praxen schuld sein sollen.“
Werden Arzneimittel für Kinder wieder knapp?
Schon im vergangenen Winter waren viele Arzneimittel für Kinder in Apotheken knapp, unter anderem wegen des Rohstoffmangels, der durch den Krieg in der Ukraine entstand. Diese Situation drohe nun auch wieder, sagt König: „Die Engpässe werden auf uns zukommen.“ Noch immer würden die meisten Produkte im Ausland produziert. Deutschland sei von den Lieferungen abhängig.