„Viele Männer machen es sich zu einfach“, findet Stefan. Er teilt die Familienarbeit mit Ina. Warum das gerechter ist, aber auch schwieriger.

Stefan Thörner, 38, aus Krefeld, ist Vater von Malte, 16 Monate. Als einer von drei Vätern erzählt er hier, wie er sich in die Familienarbeit einbringt. Stefan arbeitet als Datenanalyst bei einer Krankenkasse, die Wochenstunden teilt er sich mit Ehefrau Ina gerecht auf. Ein Protokoll.

Viele Männer machen es sich zu einfach. Ich kann nicht verstehen, wenn Väter sich rausziehen. Nicht nachzuvollziehen, wenn sie sagen: Ich kann mit dem Kind ja nichts anfangen. Das empfinde ich überhaupt nicht so. Es war von Anfang an mein, nein, unser Anspruch, dass ich möglichst viel Zeit mit Malte verbringe. Alle Väter, die das nicht tun, verpassen so viel.

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Fragen an Väter in Elternzeit: Hast du keine Frau zu Hause?

Von den Generationen vor uns habe ich oft gehört: Die Frau kümmert sich um die Kinder, der Mann ist der Ernährer. Und als Vater wirst du erst relevant, wenn du das Studium bezahlen musst. In welcher Welt leben wir denn? Wir hören auch oft, dass Väter wenig mitdenken. Aber ich kann auch die Tasche packen für den Spielplatz, das lässt sich alles trainieren. Ich habe schon im ersten Jahr sehr viel Zeit mit meinem Sohn gehabt; das war wunderbar. Ab Oktober teilen wir uns gerecht auf: Jeder arbeitet 30 Stunden, und wir haben eine Tagesmutter.

„Alle glauben, man fährt in der Elternzeit in Urlaub“

Stefan Thörner und seine Frau Ina kümmern sich gemeinsam um ihren Sohn Malte.
Stefan Thörner und seine Frau Ina kümmern sich gemeinsam um ihren Sohn Malte. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Wir finden es wichtig, dass beide alles machen, außer Stillen vielleicht (lacht). Ansonsten muss jeder alles können. Man sollte das Kind auch nicht nur beim Vater lassen und nicht nur bei der Mutter – sonst kann der andere das Baby zum Beispiel nicht ins Bett bringen, weil es dann nicht einschlafen will. Man muss sich allerdings von jedem Anspruch auf Perfektion verabschieden, daran können Eltern nur scheitern.

Natürlich ist ein traditionelles Rollenmodell manchmal einfacher, die Aufteilung „Meins – Deins“ ist konfliktfreier. Aber ich glaube nicht, dass das gerecht ist, weil die Care-Arbeit als 24/7-Job sehr belastend ist. Wir teilen sie auf, und wir verhandeln alles intensiv, immer. Und wir klagen nicht an, wir wertschätzen die Arbeit des anderen. Jeder darf sich beim anderen auch mal bedanken.

„Es muss in den Köpfen etwas passieren“

Zwar ist Ina das erste Jahr zu Hause geblieben, aber ich habe auch Elternzeit genommen; unter anderem, damit sie wieder einsteigen konnte in ihren Beruf als Studienberaterin. Aber wie oft bin ich gefragt worden: Wo fahrt ihr denn hin? Alle glauben tatsächlich, man fährt in der Elternzeit in Urlaub. Dass Elternzeit immer noch nicht Standard ist, liegt meiner Meinung nach weniger am Geld. Es liegt an der gesellschaftlichen Meinung. In den Köpfen muss da etwas passieren, man braucht tolle Rollenvorbilder. Vielleicht kommt da was in der viel kritisierten Generation Z?

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