Ratingen/Düsseldorf. . Rund drei Monate ist die Explosion in Ratingen her. Der Verdächtige schweigt weiter. Die letzte verletzte Polizistin ist aus dem Koma erwacht.

Nach dem mutmaßlichen Mordanschlag auf Einsatzkräfte durch eine Explosion in einem Ratinger Hochhaus am 11. Mai schweigt der mutmaßliche Täter weiter. Sein Motiv kennen die Ermittler daher noch immer nicht. In der Wohnung des 57-Jährigen Wohnung fand man Schriftstücke zu Verschwörungstheorien und Impfgegnern. Das geht nun aus einem vertraulichen Bericht der Landesregierung für den Innenausschuss des Landtags hervor.

Demnach hatte der 57-Jährige „aus nicht bekannten Gründen“ Lebensmittel und Gegenstände gehortet, die „auch über die von dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfohlenen Vorratsmengen hinausgehen.“ Das psychiatrische Gutachten stehe noch aus.

Bei Explosion am schwersten verletzte Polizisten aus Koma erwacht

Zudem werden in dem vertraulichen Papier neue Details zu einem pflegebedürftigen Nachbarn bekannt, der am Tag des Einsatzes in dem Hochhaus gestorben war. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob Einsatzkräfte schuld daran waren. Die Frau des Mannes hatte nicht mehr in das evakuierte Haus gedurft. Laut dem Bericht an den Innenausschuss ist nach der Obduktion nicht klar, ob der Mann wirklich starb, weil er keine Sauerstoffmaske mehr auf dem Gesicht hatte. Ein weiteres Gutachten soll Klarheit bringen.

35 Menschen waren bei der Explosion am 11. Mai verletzt worden, neun von ihnen schwer. 13 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren laut dem Landtags-Papier nach dem Einsatz in Krankenhäusern behandelt worden: „Aktuell befindet sich noch eine Polizeibeamtin in stationärer Behandlung.“ Alle anderen wurden demnach „in die ambulante Behandlung übergeben“.

Explosion in Ratingen war ein gezielter Angriff

Die Polizeibeamtin sei mittlerweile aus dem künstlichen Koma erwacht und ansprechbar, wie die Polizei Mettmann am Donnerstag mitteilte. Die 25-Jährige werde jedoch weiterhin intensivmedizinisch behandelt. Sie galt als die am schwersten verletzte Polizistin.

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Der Tatverdächtige soll die Explosion damals gezielt ausgelöst haben, als Einsatzkräfte bei einem Routineeinsatz seine Wohnungstür öffneten. Mutmaßlich hat der 57-Jährige den Einsatzkräften ein Gemisch aus Benzin mit anderen explosiven Stoffen entgegengeschleudert und es dann entzündet. In seiner Wohnung fanden sich Medienberichten zufolge gewaltige Mengen Benzin – und eine skelettierte Leiche in einem Rollstuhl, seine Mutter (91). Gegen den mutmaßlichen Täter wird wegen neunfachen versuchten Mordes ermittelt, er sitzt in Untersuchungshaft. (dpa/red)