Ruhrgebiet. Am Wochenende sind alle eingeladen: Alle fünf Revierparks wurden runderneuert, jetzt wird gefeiert. Mit mehr Grün und noch mehr Abenteuer.
- Am 18. Juni eröffnen die Revierparks mit neuen Konzepten
- Blumenwelten und Spieleparadies: Besucher erwarten stark umgestaltete Parks
- 28 Millionen Euro sind investiert worden
Mikrofone für Tiere und Gärten zum Naschen. Spielplätze, wo Kinder sich fühlen sollen wie Krähen, oder Bäume, in denen sie hängen können wie Fledermäuse. Bänke mit Beistellplatz für Rollator oder Kinderwagen, Boxen, aus denen echte und elektronische Bienen summen – und das Blümchenpflücken ist ausdrücklich erlaubt: Das sind die neuen alten Revierparks. Für 28 Millionen Euro hat der Regionalverband Ruhr seine fünf Bürgergärten umgebaut. Grüner wird’s nicht, und das geht auch kaum.
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Die Bagger werden noch bis Sonntagmorgen rollen, vor dem ersten Besucher wird man das letzte Absperrband zerschneiden, so ist es immer auf Großbaustellen. Aber zur Wiedereröffnung am 18. Juni soll alles fertig werden, und es hat nur hier und da gehakt – schon weil es sieben Städte, drei Bezirksregierungen, zwei Ministerien, ungezählte Ämter und Behörden der „Oberen“ und „Unteren“ Art, ja, manchmal zu überwinden galt. Nur selten lag es am Geld, dafür häufig an Corona: Man konnte ja ausgerechnet in Lockdown-Zeiten den Menschen ihre Oasen nicht wegnehmen.
Grauer Beton weicht grünen Blumenwiesen
Als solche sind die Revierparks gedacht gewesen, in den 70er-Jahren schon: als Garten für alle, die hinterm Haus keinen haben. Nur sahen diese Grünflächen ohne Eintritt, runde 40 Hektar freie Fläche in Dortmund, Herne, Gelsenkirchen/Essen, Bottrop/Oberhausen und Duisburg nach bald einem halben Jahrhundert auch so aus. „Schmuddelig“, sagten böse Zungen, „heruntergekommen“, nicht viel nettere, „aus der Zeit gefallen“, klang es freundlich. Schon allein der ganze Beton!
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Den haben sie nun weggemacht, 22.500 Quadratmeter entsiegelt, also: den alten Stein aufgebrochen, neuen Mutterboden herangekarrt, Wege luft- und wasserdurchlässig gemacht. Und wo der Beton bleiben muss, weil er schon unter Denkmalschutz steht – wie am Kneippbecken im Revierpark Nienhausen (Gelsenkirchen), da hat man aus der Not eine Tugend gemacht und Minze und Melisse zwischen die Platten gepflanzt. Die darf man essen.
13 Fußballfelder voller Blümchen
Die Erd- und Himbeeren noch nicht, die müssen noch wachsen. Aber sie sind schon da, wo eben noch Lehmboden austrocknete. Kurzgeschnittene Rasenflächen wuchsen zu wilden Blümchenwiesen oder Staudenbeeten, 20.000 Stauden sind frisch gesetzt, 180.000 Blumenzwiebeln in die Erde gebracht, 100.000 Quadratmeter, also mehr als 13 Fußballfelder Blühwiese gesät. Dort wachsen und duften gerade Sauerampfer, Margeriten, Kamille... 550 neue Bäume wurden gepflanzt, wobei zur Wahrheit auch gehört: Manche sind zuvor gefallen, es gab Proteste. Doch Baum ist nicht gleich Baum, wie Projektleiterin Susanne Brambora-Schulz sagt: „Die Lebensbäume“, also die immergrünen, „bringen den Vögeln und Insekten gar nichts.“
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Denn auch darum ist es gegangen beim Umbau der Parks, weshalb die EU und das Land aus dem Topf „Grüne Infrastruktur NRW“ den Großteil bezahlten: Man wollte das Klima schützen, die Vegetation anpassen, die Artenvielfalt stärken, die Revierparks „ökologisch aufwerten“; Grün ist ja nicht immer gleich Natur. Nina Frense, beim RVR Beigeordnete für Umwelt und grüne Infrastruktur, will den Menschen so etwas zurückgeben für ihre Bemühungen um das Klima: „Viele empfinden das derzeit als Zumutung, sie haben das Gefühl, sie müssten nur Opfer bringen für den Klimaschutz. Wir zeigen ihnen, wie schön das eigentlich ist.“
Abenteuer in der Stadt
So kommt es, dass im Revierpark Nienhausen (Gelsenkirchen) nun ein Wolkenbaum steht, der auf Knopfdruck Wassertropfen in die Luft versprüht. Dass aus einer Säule ein Bienenlied klingt, jedenfalls wenn man tüchtig daran kurbelt. Es gibt neue Wasser- und Abenteuerspielplätze, grüne (Klassen-)Zimmer, Klettergerüste, Barfußpfade, Anlagen zum Klettern, Boulen und in Herne eine abenteuerliche Berg- und Talbahn (Pumptrack) für Fahrräder, Inliner, Skateboards und alles, was sonst noch kleine Rädchen hat. Zudem geht allen Parks ein Licht auf – jedenfalls an den Hauptwegen und nur, wenn jemand vorbeikommt. Die Laternen sind gebogen wie Grashalme und haben Bewegungsmelder.
Ein Tag Ferien in Duisburg
Und eine zweite Lampe für die Blaue Stunde. Die bleibt in Gelsenkirchen blau, weil sich dort alles ums Wasser dreht. In Duisburg (Mattlerbusch) ist die Blaue Stunde (und mit ihr das gesamte Parkdesign) gelb wie die Sonne, die für das neue Motto „Ein Tag Ferien“ steht. Über Herne (Gysenberg) leuchtet es magentafarben für „Natur und Tivoli“, über Dortmund grün, weil weil man hier vor lauter Bäumen beinahe den Park nicht mehr sieht. Über Oberhausen und Bottrop (Vonderort) rot, Symbol für Aktivität, denn hier ist die Überschrift „Park in Bewegung“. Was für alle gilt, steht ergo fünffarbig auf dem T-Shirt von Frau Brambora-Schulz: „Für alle ein Erlebnis“.
Auch das ist Teil der Veränderung in den vergangenen 50 Jahren: „Die Leute“, weiß Nina Frense, „wollen nicht mehr nur Grün gucken oder im Grünen liegen.“ Nicht mehr nur Schaukel, Rutsche, Wippe. Und Bänke aus Beton.
>>INFO: AM SONNTAG WIRD GEFEIERT
Unter dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ feiert der Regionalverband Ruhr (RVR) am kommenden Sonntag, 18. Juni, in allen fünf Revierparks die Wiedereröffnung. Von 11 bis 17 Uhr gibt es Mitmachaktionen, Sport, Rallyes und zu allem die obligatorische Bratwurst, auch vegan.