Bochum/Dortmund. Vor 35 Jahren startete der Starlight-Express in Bochum. Zum Jubiläum erfüllt sich ein Kindheitstraum des neuen Hauptdarstellers.
Acht Mal pro Woche wird Max Luca Maus zum Zug. Jeden Tag verwandelt er sich in eine rauchende Lokomotive. Außer montags. Samstags und sonntags dafür gleich zwei Mal. Denn Max ist der neue Rusty des Bochumer Starlight Express. Und passend zum 35. Jubiläum der Show kommt die Dampflok aus dem Kohlenpott. Denn Max stammt aus Dortmund – und getroffen hat er seine Berufswahl schon vor mehr als zehn Jahren
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Da kommt er ins Foyer herein. Natürlich geht er nicht, er rollt, trägt Sweater und Sporthose, hat Skater an den Füßen, eine Baseball-Cap auf dem Kopf und ein freundliches Lächeln im Gesicht. Nachmittag ist es und im Theater am Stadionring in Bochum steht Aufwärmen auf dem Programm. Erst die Stimme, dann den ganzen Körper.
„Das hat mich sofort gepackt“
Eine halbe Stunde hat der 26-Jährige vorher noch Zeit. Das reicht locker, um sich zu erinnern. An den Abend 2011, als er ein paar Meter weiter, im 1600 Besucher fassenden Saal, erstmals zu Besuch war, an den Gleisen, über die sie rasen: Rusty, Greaseball, Electra und all die andern. „Das hat mich sofort gepackt“, sagt er. Wirklich gepackt. Die Vorstellung ist gerade zu Ende, da teilt er seiner Familie mit: „Das mache ich auch mal.“ Und die Mutter sagt, was Mütter sagen in so einem Augenblick: „Ja klar, mein Sohn.“
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Ganz abwegig ist die Ankündigung allerdings damals nicht. Max hat bereits im Alter von fünf Jahren mit seiner Gesangsausbildung begonnen, ein paar Jahre später kommt klassisches Ballett dazu. Und noch zu Schulzeiten wirkt er bei diversen Produktionen am Theater Dortmund mit. Nach dem Abitur studiert er „Pop Vocals“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und bekommt noch während der Ausbildung sein erstes Engagement auf der großen Musical-Bühne. Ab 2018 spielt er in „Bat Out of Hell“ im Stage Metronom Theater in Oberhausen im Ensemble sowie als Cover Jagwire und Tink.
Dann kommt Corona.
Vorsingen in Amsterdam
Als die Pandemie abklingt, wird eine neue Besetzung für den Starlight Express ausgeschrieben. Max schickt – wie in der Ausschreibung gewünscht – zwei Bewerbungsvideos. „Eine Ballade und eine schnellere Nummer.“ Anfang des Jahres wird er nach Amsterdam eingeladen. Als er einen Tag nach dem Vorsingen gerade mit seiner Freundin telefoniert, ploppt auf dem Bildschirm des Handys eine Mail auf. Herzlich Willkommen im Starlight Express. Nicht als Waggon, sondern als Zug. Als Rusty. Hauptrolle also. „Ich war völlig perplex, konnte es nicht fassen.“ Seine Mama war weit weniger überrascht: „Ich hab es immer gewusst“, sagt sie, als ihr Sohn sich bei ihr meldet.
Schon seit Wochen wird trainiert und die Künstler leben den größten Teil des Tages mit Rollschuhen unter den Füßen. Starlight gilt als die „härteste Show“ des Genres. Singen, tanzen, schauspielern und Rollschuh fahren. Dennoch ist das Interesse in der Szene groß. Jedes Jahr bewerben sich Hunderte für eine der Rollen. „Weil du so etwas ansonsten nirgendwo auf der Welt machen kannst“, ist Max überzeugt. Und weil die Show auch ein wenig umweht wird vom Mythos: „Wenn du es hier geschafft hast, schaffst du es überall.“
Die härteste Show der Branche
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Doch wer es schaffen will, muss trainieren. „Wir sind alle bei null angefangen“, erinnert sich Max an den Beginn der Proben. „Ich bin als Kind und Jugendlicher zwar oft Inliner gefahren, aber das hier ist etwas völlig anderes.“ Anstrengender. Besonders am Wochenende, wenn die Züge gleich in zwei Vorstellungen fahren. „Wie ein Marathon“, sagt der Dortmunder. „Aber die Show macht einen auch unglaublich fit.“
Max muss weg. Aufwärmen, das rund 15 Kilo schwere Kostüm anziehen. Allein das dauert circa zehn Minuten. Schminken und Perücke aufsetzen nehmen etwa eine Stunde in Anspruch. Dann geht es auf die Bühne.
Unterwegs mit bis zu 60 Kilometern in der Stunde
Mittwoch steigt die Jubiläumsvorstellung. Nervös? Max schüttelt den Kopf. Familie und Freunde waren schon in einer der ersten Shows des neuen Ensembles Anfang des Monats. „Und selbst da war ich erstaunlich ruhig.“ Aber gleichzeitig natürlich voll konzentriert. Denn auch nach 35 Jahren bleibt der Sternenlicht-Zug das rasanteste Musical der Welt. Mit bis zu 60 Stundenkilometern fegen die Darsteller über die Laufbahnen. „Da musst du jede Sekunde aufpassen.“
Schon nach den ersten Wochen ist er für die aus aller Welt stammenden Darsteller und Darstellerinnen, die meist nie zuvor im Ruhrgebiet waren, zum Tippgeber in Sachen Freizeitgestaltung geworden. Und? Was empfiehlt er ihnen? Max lacht. „Wenn das Wetter so schön ist wie im Augenblick: eine Runde um den Kemnader See.“
Auf Rollschuhen natürlich.