Düsseldorf. Ob „Mamma Mia“ oder „Der König der Löwen“: Mit Maik Klokow kehrt einer der größten deutschen Theater-Manager der Bühne den Rücken.
Gerade war Maik Klokow nochmal auf Abschiedstour in „seinen“ Theatern. Und da hat den kühlen Norddeutschen der Trennungsschmerz dann doch gepackt, ein Moment der Traurigkeit. In Bochum war das, bei „Starlight Express“, der Show, mit der alles anfing. Hier begann eine lange Karriere, nun kehrt einer der größten deutschen Musicalproduzenten dem Showbiz nach 35 Jahren den Rücken. Ein Macher sagt Adieu.
Klokow, 58, ehemaliger Amateurboxer und ausgebildeter Bühnenmeister, steht wie kaum ein anderer für den deutschen Musicalmarkt. Den „König der Löwen“ hat er produziert, „Mamma Mia“, „Tanz der Vampire“ und „Dirty Dancing“. 2021 konnte er mit anderthalb Jahren Pandemie-Verzögerung in Hamburg „Harry Potter und das verwunschene Kind“ vorstellen. Ende 2022 feierte „Moulin Rouge! The Musical“ in Köln eine bejubelte Premiere. Bevor er die Show nach Deutschland holte, hatte Klokow am Broadway damit seinen ersten Tony-Award gewonnen.
Immer neue Theater und neue Projekte
Der Entschluss zu gehen, hat mehrere Gründe. 2018 hat er sein Unternehmen, die „Mehr! Entertainment“, an die britische Ambassador Theatre Group verkauft. Er blieb Geschäftsführer, aber es war nicht mehr so wie früher. „Sie können unternehmerisch denken, aber nicht handeln.“ Eine Rolle spielte auch die Corona-Zeit. „Das waren zwei schlimme Jahre. Und als das Geschäft dann wieder lief, dachte ich plötzlich: Was kommt als nächstes?“ Neue Projekte – neue Theater. „Irgendwann fühlte sich alles wie eine Wiederholung an.“ Außerdem werde die Familie immer wichtiger. „Die haben alle darunter gelitten, dass ich so viel gearbeitet habe.“
Maik Klokow ist seit langem mit der Musicaldarstellerin Anna Montanaro verheiratet, das jüngste seiner vier Kinder ist 13. Gerade waren sie in den USA, in Los Angeles, Las Vegas und in New York am Broadway, um Tochter Marlene zu zeigen, wohin ihr Vater so oft für den Job reisen musste.
Bis zu 80 Stunden hatte seine Arbeitswoche
Bis zu 80 Stunden dauerte seine Arbeitswoche. „Es ist toll, große Shows machen zu können. Aber es ist auch anstrengend.“ Wie viele Musicals er produziert hat, kann er nur schätzen, „zwischen 50 und hundert“. Und das heißt: in Managerfunktion finanziell verantwortet, von der Ideen-Findung bis zur Endabrechnung. Nervensache. Fünf Theater betreibt sein ehemaliges Unternehmen, in Köln, Berlin, Düsseldorf, Bochum, außerdem das Hamburger Mehr-Theater, das er als Privatmann gebaut hat. Mit „Starlight Express“, „Moulin Rouge“ und „Harry Potter“ hinterlässt Maik Klokow drei laufende Musicals, plus 30 Tourneeproduktionen.
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Er geht mit einem guten Gefühl. Das Unternehmen stehe gut da, das beste Jahr der Geschäftsgeschichte. Nun sperrt ihn das Wettbewerbsgebot für ein Jahr, genug Zeit, zu überlegen, was er künftig machen will. Mit seinem Bruder unterhält er eine Werkzeugfabrik in Mecklenburg-Vorpommern, und er ist an sozialen Projekten beteiligt, etwa am Kinderkrebszentrum in Hamburg.
Geduld und ein langer Atem
Im hohen Norden, in Mecklenburg-Vorpommern, hat auch alles angefangen. In Parchim machte Klokow 1986 eine Lehre zum Maurer, zwei Jahre hat er auf dem Bau gearbeitet. Eigentlich wollte er Innenarchitektur studieren, doch dann nahm ihn eine Bekannte mit ins Landestheater.
Klokow war begeistert. Er heuerte als Kulissenschieber an, lernte den Beruf des Bühnenmeisters. Damals lief bereits sein Ausreiseantrag. Als die Mauer öffnete, ging er als einer der ersten über die Bornholmer Brücke nach Westberlin. Im Westen bewarb er sich und wurde nach Bochum zu „Starlight Express“ eingeladen. 1990 hat er dort bei der damaligen Stella AG angefangen und ist bis zum Produzenten aufgestiegen. 2008 gründete er sein eigenes Unternehmen.
20 Millionen für Moulin Rouge
Was einen guten Theater-Manager ausmacht? „Er muss einen Riecher haben, welche Stoffe erfolgversprechend sind“, sagt Klokow. „Außerdem Menschenkenntnis, einen langen Atem, Geduld, Durchsetzungsvermögen.“ Und er muss rechnen können! „Bei ,Moulin Rouge’ sind Sie mit 20 Millionen dabei. Damit verantwortungsvoll umgehen, das ist eine Riesenaufgabe.“
Maik Klokow will den Kontakt zur kreativen Welt auch künftig nicht verlieren. „Ich liebe das Theater und das wird auch immer so bleiben.“ Erstmal hat er sich vorgenommen, etwas mehr für sich zu tun. Etwa italienisch lernen. Der Erfolg ist für ihn auch dabei keine Frage. „Wenn ich mir etwas vornehme, dann klappt es auch.“