Bochum. Der Starlight Express wird 35 – und einige Pioniere sind bis heute am Start. Spot an für den Kantinen- und Rollschuh-Chef und die erste „Pearl“.
„Handwerker mit Englisch-Kenntnissen gesucht“: Berni Düker erinnert sich noch genau an den Wortlaut der Stellenanzeige in der WAZ, damals, Anfang der 90er Jahre. Der gelernte Heizungsbauer bewarb sich. Den Job hat er bekommen – und nie mehr aufgegeben. Als Chef der Rollschuh-Werkstatt zählt Düker zu den Starlight-Beschäftigten, die dem Musical seit drei Jahrzehnten und mehr die Treue halten.
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Der Starlight Express ist nicht nur ein kulturelles Aushängeschild Bochums, sondern mit rund 300 Beschäftigten auch ein bedeutender Arbeitgeber. Die Darsteller kommen und gehen: Aktuell stehen 24 neue Akteure („Newbies“ genannt) in den Startlöchern. Hinter den Kulissen indes gibt es einen eingeschworenen Stamm an Kolleginnen und Kollegen, die seit der Uraufführung 1988 und in den Folgejahren unterm Sternenhimmel arbeiten.
35 Jahre Starlight Express: Kantinenchef begann als Tellerwäscher
Nasser Mohammadi ist solch ein Mann der ersten Stunde. 1986 kommt er aus dem Iran nach Deutschland, hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser, landet zum Starlight-Auftakt als Tellerwäscher in der Musical-Kantine am Stadionring. 35 Jahre später rührt er hier immer noch in den Töpfen: seit 20 Jahren als Kantinen-Chef. Von 8 bis 20 Uhr werden mit vier Mitarbeitern (Personalnot: Es waren mal sieben) täglich zwei Gerichte zubereitet. Beim WAZ-Besuch sind’s Hähnchenstreifen auf Salat und gebackener Camembert.
Dank des Mitarbeiterrabatts wird für gnädige drei Euro aufgetischt. Wo man auch hinhört: „Super Essen, gesund obendrein“, heißt es. Nasser Mohammadi strahlt: „Wir sind wie eine Familie.“ In der werden in der Küche auch mal Sonderwünsche erfüllt. Nur einmal musste der 60-Jährige strikt nein sagen. Eine Darstellerin bat, ihre Rollschuhe in einem großen Topf mit kochendem Wasser zu erhitzen. „Das Leder sollte dadurch weicher werden. Das konnte ich echt nicht bringen.“
WAZ-Stellenanzeige führte Heizungsbauer zum Musical
Berni Düker bringt die Show ins Rollen. Als Leiter des „Skate Department“ ist er der Herr über die Starlight-Rollschuhe. In einer kleinen, aber bestens ausgestatteten Werkstatt werden die 700 Euro teuren Profi-Exemplare (sie kommen als Einzelteile nach Bochum) zusammengebaut, individuell für jeden Darsteller angepasst, gewartet, repariert und mit Pinseln „showschön“ gemacht.
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Sicherheit ist alles, weiß Berni Düker. Nicht auszudenken, wenn sich bei den Highspeed-Rennen eine Rolle lösen oder ein Kugellager den Geist aufgeben würde. „Ist zum Glück noch nie passiert“, sagt der Skater-Chef zufrieden und verspricht: „Alle können sich hundertprozentig auf unsere Arbeit verlassen.“
Die erste Pearl kehrt als „Mama“ auf die Bochumer Bühne zurück
Maria Jane Hyde hegt daran keinen Zweifel. 1988 war die Londonerin dem „Zug der Sterne“ ins Ruhrgebiet gefolgt und stand als erste „Pearl“ auf der Bochumer Bühne. 2009 gründete sie in Velbert die „Starlight Musical Academy“, eine Musikschule für Kinder und Erwachsene. Ende 2021 kehrte sie an ihre alte Wirkungsstätte zurück: als Zweitbesetzung von „Mama“, die Reva Rice als Nachfolgerin von „Papa“ verkörpert.
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Rund 70 Auftritte hat Maria Jane Hyde seither als Dampflok-Lady mit ihrer warmen, ausdrucksstarken Stimme absolviert. Auch sie: gefeiert vom Publikum. Vom 27. Juni bis 13. Juli ist sie am Stück als „Mama“ zu sehen: Reva macht Urlaub. Aufhören? Die 54-Jährige lacht. „Ich mach’ weiter, so lange man mich hier noch haben will.“
Das hat sie mit Nasser Mohammadi und Berni Düker gemeinsam: Die Dinos der Starlight-Familie tun es Rusty gleich. Sie gehören noch längst nicht zum alten Eisen.