Düsseldorf. Die Passagierzahlen am Düsseldorfer Flughafen steigen, die Geschäftszahlen sind gut – aber die Sorgen der Anwohner wachsen wieder.
Keine Warteschlangen, in denen Menschen mit unglücklichen Gesichtern auf die Kontrolle ihres Handgepäcks warten: Das ist in Ferienzeiten eine gute Nachricht am Düsseldorfer Flughafen, der im letzten Jahr anderes erlebt hat, und entsprechend gut gelaunt sind die beiden neuen Geschäftsführer Lars Redeligx und Pradeep Pinakatt bei ihrer Presse-Premiere an diesem Dienstag, bei der es vor allem um die Geschäftszahlen gehen soll.
Erfolgreicher Start in die Osterferien
„Wir sind erfolgreich in die Osterferien gestartet, es gibt kein Chaos“, sagt Redeligx und gibt sich mit Blick auf die noch anspruchsvolleren Sommerferien schon optimistisch: „Unsere Optimierungen bei den Abläufen haben gewirkt, aber wir lehnen uns nicht zurück.“
Das wäre auch fahrlässig, denn die Passagierzahlen gehen schon wieder stramm nach oben: 16 Millionen waren es im vergangenen Jahr, mit mehr als 20 Millionen rechnen die Chefs in diesem Jahr. „Flugangebot und Streckennetz wachsen, die Nachfrage ebenso“, fasst Redeligx zusammen. Der Inlandsverkehr erhole sich indes deutlich schlechter als anderswo in Europa. „Da spürt man ein verändertes Reiseverhalten, vor allem die Verlagerung auf die Bahn.“
Initiative zählt Verspätungen
Die Initiative „Bürger gegen Fluglärm“ zählt bereits fleißig die Verspätungen. Von vergangenem Freitag bis Sonntag habe es 25 Landungen nach 23 Uhr gegeben, davon sechs nach 23.30 Uhr. Am letzten vergleichbaren Wochenende vor Corona im Jahre 2019 seien es nur 13 Landungen nach 23 Uhr gewesen.
Die Befürchtung, dass die Zahlen weiter steigen werden, artikuliert die Initiative regelmäßig, eine Forderung an NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) die Kapazitäten ähnlich wie in Amsterdam zu drosseln, blieb laut Initiative unbeantwortet. Krischers Ministerium könnte in Kürze womöglich sogar mehr Flüge gestatten: Über den mittlerweile acht Jahre alten Antrag des Airports, bis zu 60 statt 47 Flüge pro Stunde in den zwölf verkehrsreichsten Stunden des Tages abwickeln zu dürfen, wird wohl zeitnah entschieden.
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Redeligx beteuert wie sein Vorgänger Thomas Schnalke, dass „kein Mensch Verspätungen bis in die Nacht will“, schließlich wolle man ein „Aushängeschild der Region sein“, und darum sei auch die Akzeptanz in der Nachbarschaft wichtig. Aber manches liege „außerhalb unserer Kontrolle, da haben wir keinen Einfluss“. Streiks hätten beispielsweise den Luftraum über Frankreich und Spanien getroffen, und wenn die Nato für ein Manöver im Juni diesen gar sperre, könne man nichts machen.
Deutlich weniger Flüge als 2019
„Wir haben viel Herzblut in reibungslose Ablaufprozesse gesteckt“, fügt Pradeep Pinakatt hinzu, dem die Lärmdebatte schon deshalb nicht fremd ist, weil er selbst in Essen lebt. Redeligx verweist darauf, dass es noch „deutlich weniger Verkehr als 2019 gibt“ und die Gebührenstruktur des Airports den Einsatz moderner, leiserer Flugzeuge deutlich begünstige.
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Mit einer Reihe neuer Airlines, die ab Düsseldorf starten, blickt Redeligx auch optimistisch auf weitere direkte Langstreckenverbindungen in die USA und nach Asien, über die noch zu verhandeln ist. Der neue Airbus A321 XLR eröffne Düsseldorf dabei neue, gute Chancen: „Er ist ab Düsseldorf profitabel zu betreiben“, sagt der Geschäftsführer.
Wirtschaftlich erholt aus der Corona-Krise
Wirtschaftlich zeigt sich der Flughafen nach der Corona-Krise erholt, betont Pinakatt. Immerhin mussten die beiden Gesellschafter Stadt und Airport Partners zwischenzeitlich hundert Millionen Euro nachschießen, und das Land bürgte für einen Kredit von 250 Millionen Euro. 2023 werde man ein positives Ergebnis haben nach einem Minus von 11,9 Millionen im vergangenen Jahr. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise habe man im Kerngeschäft wieder kostendeckend gearbeitet.
In der Tat viele Gründe für gute Laune.